Morgan Stanley: Die Fed ist schlimmer für die Börsen als Omikron
Die Sorgen rund um die neu aufgetauchte Corona-Mutation Omikron stürzte die Börsen in ein Tal. Zu groß war die Angst vor einem Rückschlag der konjunkturellen Erholung. Geht es nach der US-Investmentbank Morgan Stanley, sollten sich Anleger jedoch wegen Omikron nicht den Kopf zerbrechen - vonseiten der US-Notenbank drohe eine viel größere Gefahr.
• Omikron lässt Börsen einbrechen
• Morgan Stanley sieht Fed als größten Belastungsfaktor für Aktien
• Anleger warten gespannt auf Zinssitzung am Mittwoch
Nachdem wieder steigende Corona-Infektionszahlen Anleger schon vor wenigen Wochen wieder mehr Bauchschmerzen bereiteten, kam vor Kurzem noch das Entdecken einer neuen Corona-Variante im südlichen Afrika als Unsicherheitsfaktor hinzu. Dabei war zunächst nichts darüber bekannt, wie genau sich die neue Omikron-Mutation von ihren Vorgängern unterscheiden würde und ob die aktuell verfügbaren Impfstoffe auch gegen sie helfen würden. Die Reaktion an den Aktienmärkten war dementsprechend eindeutig: Es ging schnell und drastisch abwärts. Seither befinden sich die Aktienmärkte in einem steten Wechsel aus Gewinnen und Verlusten.
Morgan Stanley sieht Fed als Belastungsfaktor
Wie die US-Bank Morgan Stanley nun jedoch verlautete, sollten sich Anleger anstatt über Omikron, lieber über eine ganz andere Bedrohung im Klaren sein, nämlich die der US-Notenbank Fed. Diese steht diese Woche mit ihrer Sitzung ganz besonders im Fokus. Schon im November hatte die Fed verkündet, ihre milliardenschweren Wertpapierkäufe monatlich um 15 Milliarden US-Dollar zu reduzieren. Seit Veröffentlichung der Inflationsdaten in der letzten Woche wird jedoch davon ausgegangen, dass die Notenbank die Straffung ihrer Geldpolitik noch einmal beschleunigen könnte. Die Verbraucherpreise sind in den USA im November im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,8 Prozent gestiegen, wie das US-Arbeitsministerium bekannt gab.
Für Morgan Stanley ist eine falkenhafte Geldpolitik gleichbedeutet mit geringeren Aktien-Bewertungen, wie die Bank in einem Kundenbericht, der Bloomberg vorliegt, erklärt: "Tapering wirkt sich straffend auf die Märkte aus und wird zu niedrigeren Bewertungen führen wie das immer ist in dieser Phase der Erholung".
Dementsprechend geht Morgan Stanley nun davon aus, dass das künftige Kurs-Gewinn-Verhältnis des markbreiten US-Index S&P 500 um 12 Prozent sinken dürfte, wenn nicht sogar noch tiefer, wenn "Aktienanleger anfangen höhere Risikoprämien zu fordern in Erwartungen von bedeutend höheren Zinsraten von langfristigen Investments".
Auch Investmentprofi Brian Nick von Nuveen sieht in "plötzlich strafferen Finanzierungsbedingungen" ein "bedeutendes Risiko" für Aktien, wenn "Zentralbanken gezwungen sind auf die Inflation zu reagieren, die von einem übermäßig unter Druck stehenden Arbeitsmarkt angetrieben wird", zitiert Bloomberg den Experte aus dem Ausblick Nuveens für 2022.
UBS weniger pessimistisch eingestellt
Etwas weniger pessimistisch ist die Schweizer Großbank UBS eingestellt. Hier verlautete Chefanlagestratege Mark Haefele, dass er nicht damit rechne, dass der Aktienmarkt durch die Fed nach unten gezogen werden dürfe. Seiner Meinung nach würde die US-Notenbank vor allem auf Wachstum und nicht allein auf die Bekämpfung der Inflation setze. Dennoch sollten sich Anleger seiner Einschätzung nach auf einer weiterhin hohe Volatilität einstellen, schreibt die dpa.
Gespannt warten Anleger daher auf die Zinssitzung der Zentralbank am Mittwoch. Wie Jürgen Molnar von RoboMarkets gegenüber der Deutschen Presseagentur kommentierte, seien "Eine beschleunigte Reduzierung der Anleihekäufe sowie drei Zinserhöhungen im kommenden Jahr" wahrscheinlich schon bei Marktteilnehmern eingepreist, allerdings könne die Jahresendrally noch einen Dämpfer bekommen, sollte eine "noch so kleine Straffung darüber hinaus" verkündet werden.
Redaktion finanzen.net
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