Zahlenvorlage

Lufthansa erhöht die Prognose für 2022 - Eurowings streicht erneut Flüge - Lufthansa-Aktie im Plus

18.10.22 17:50 Uhr

Lufthansa erhöht die Prognose für 2022 - Eurowings streicht erneut Flüge - Lufthansa-Aktie im Plus | finanzen.net

Die Fluggesellschaft Lufthansa rechnet nach einem überraschend starken Sommerquartal für dieses Jahr im Tagesgeschäft mit einem Milliardengewinn.

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Während viele Piloten der Billigtochter Eurowings am Montag streikten und hunderte Flüge ausfielen, verdoppelte der Konzernvorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Nachmittag seine Prognose für 2022. So soll der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) die Marke von einer Milliarde Euro überschreiten, wie das Unternehmen überraschend am Nachmittag in Frankfurt mitteilte. Als Gründe nannte der Konzern die anhaltend starke Ticketnachfrage und ein weiteres Rekordergebnis der Frachttochter Lufthansa Cargo.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Der Kurs der Lufthansa-Aktie legte nach den Neuigkeiten sprunghaft zu und erreichte mit einem Plus von 4,6 Prozent sein Tageshoch. Allerdings bröckelten die Gewinne schnell wieder ab. Zum Handelsschluss lag das Papier nur noch mit 1,57 Prozent im Plus und damit lediglich im hinteren Mittelfeld des MDAX.

Mit seiner Prognose eines operativen Milliardengewinns übertraf der Lufthansa-Vorstand auch die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Erst Anfang August hatte Konzernchef Spohr sein Ziel auf mehr als 500 Millionen Euro angehoben. Branchenexperten waren im Schnitt zuletzt von gut 800 Millionen Euro ausgegangen.

Doch das wichtige Sommergeschäft lief für den Lufthansa-Konzern trotz Streiks von Bodenpersonal und Piloten besser als gedacht. So erzielte der Konzern vorläufigen Zahlen zufolge im dritten Quartal einen Umsatz von 10,1 Milliarden Euro, fast doppelt so viel wie im coronageprägten Sommer 2021. Der bereinigte operative Gewinn lag mit 1,1 Milliarden Euro mehr als viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten nur mit gut 900 Millionen Euro gerechnet. Die Streiks belasteten das Ergebnis der Lufthansa zufolge mit rund 70 Millionen Euro.

Dabei hatten Lufthansa ebenso wie Eurowings das Flugprogramm im Sommer schon wegen Engpässen an vielen Flughäfen ausdünnen müssen. Bodenmitarbeiter und Piloten legten den Flugbetrieb der Hauptmarke Lufthansa tageweise lahm - und setzten mit ihren Ausständen deutliche Gehaltserhöhungen durch. Im Oktober zogen die Piloten der deutschen Teilgesellschaft von Eurowings mit eigenen Streiks nach. Ihr derzeitiger Ausstand soll von Montag bis Mittwoch dauern.

Die Lufthansa-Führung zeigte sich mit ihrer verdoppelten Gewinnprognose dennoch zuversichtlich für 2022. So zeige die derzeitige Buchungslage eine weiterhin starke Nachfrage nach Flugreisen für die kommenden Monate. Zudem rechnet das Management mit einem weiteren Rekordergebnis bei Lufthansa Cargo. Die Frachtsparte hatte im Jahr 2021 einen bereinigten operativen Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro erzielt - so viel wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Ihre vollständigen Quartalszahlen will Lufthansa am 27. Oktober vorlegen.

Eurowings sieht wegen "massiver Streikschäden" keinen Raum für Wachstum

Eurowings zieht wegen eines Pilotenstreiks die Reißleine und will mit Einsparungen Finanzlöcher stopfen. Das Wachstum von Eurowings Deutschland werde "mit sofortiger Wirkung gestoppt", teilte die Lufthansa-Tochter am Dienstag mit und legte eine Streichliste vor: 2023 soll die Flotte nur noch 76 Flieger umfassen und damit fünf weniger als bisher geplant. Auf die vorgesehenen 200 Neueinstellungen wird ebenso verzichtet wie auf Beförderungen in den Kapitänsrang. Außerdem bekommen junge Piloten nach ihrer Ausbildung nur befristete Verträge. Das sei die Konsequenz aus "massiven Streikschäden", argumentiert das Unternehmen.

Mit der Ankündigung eskaliert der erbitterte Arbeitskampf. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) pocht auf Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und hält das zuletzt vorgelegte Angebot des Arbeitgebers für mickrig. Eurowings bot unter anderem zehn zusätzliche freie Arbeitstage im Jahr. Die VC will 14. Das Management ist bereit, die maximale Wochenarbeitszeit um drei auf 52 Stunden zu reduzieren. Die VC fordert fünf Stunden weniger.

Noch am Montag trat Eurowings-Finanzchef Kai Duve vor die Presse und betonte, dass man nicht mehr bieten könne. Man sei an der Grenze des wirtschaftlich Machbaren angekommen. "Mit jedem Tag schwindet unsere Kraft, dieses Angebot aufrechtzuerhalten." Jeder Streiktag koste die Firma einen zweistelligen Millionenbetrag.

Am selben Tag verschickte die Chefetage einen offenen Brief an die Belegschaft, in dem sie von einem Ultimatum an die Gewerkschaft berichtete: Entweder die beende sofort den Streik und kehre an den Verhandlungstisch zurück, oder man fühle sich nicht mehr an das unlängst vorgelegte Angebot gebunden. Das Ultimatum verstrich am Abend. Eine Reaktion wurde nicht bekannt. Daraufhin entschloss sich die Chefetage am Dienstag zu dem drastischen Schritt, die Wachstumspläne einzustampfen.

Aufseiten der Arbeitnehmerorganisation löst die Ankündigung Kopfschütteln aus. VC-Sprecher Matthias Baier wirft der Geschäftsführung vor, zwei unterschiedliche Belange miteinander zu vermengen. "Wachstum war nie Teil der Verhandlungen", sagt er. Dass der Arbeitgeber nun austeile, gehöre zu seiner "Eskalationsrhetorik" und sei nicht sachgerecht. "Die harten Aussagen führen nur dazu, dass unsere Reihen noch geschlossener sind als zuvor."

Was immer der Arbeitgeber mit seinem Vorgehen beabsichtige - der Plan gehe nicht auf, sagt Baier und betont: "Wir streiken nicht um des Streikens willen." Es gehe um einen sachgerechten Tarifvertrag und gute Arbeitsbedingungen.

Während eine Einigung in dem Tarifstreit nur schwer vorstellbar scheint, war der Frust der Eurowings-Kunden erneut groß. Laut einer Liste von Eurowings fielen an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Hamburg, Stuttgart und Berlin insgesamt 266 von 458 Starts und Landungen aus. Am Mittwoch werde die Zahl der annullierten Flugbewegungen bei 307 liegen. Geplant gewesen seien 450. Die Zahlen machen klar, dass sich die Auswirkungen der Arbeitsniederlegungen am insgesamt vierten Streiktag nicht abschwächen, sondern verstärken: Fielen am Montag noch etwa die Hälfte der Flüge aus, sind es am Mittwoch zwei Drittel.

In der Nacht zum Donnerstag dürfte der in dieser Woche vorerst für drei Tage geplante Ausstand zwar vorbei sein. Die Auseinandersetzung wird aber weitergehen - und damit wird es weitere Enttäuschungen unter Reisenden geben.

Lufthansa zieht nach Gewinnzielverdopplung weiter an

Nachdem die Aktien der Lufthansa bereits am späten Montagnachmittag vom verdoppelten Gewinnziel der Airline für 2022 profitiert hatten, geht es mit den Titeln am Dienstag schon vorbörslich weiter aufwärts. Via XETRA zeigten sich die Lufthansa-Aktien volatil, zum Handelsschluss gewannen sie dann aber recht deutliche 1,23 Prozent auf 6,662 Euro.

Tags zuvor waren sie kurz vor Schluss des Xetra-Handels um rund viereinhalb Prozent auf 6,778 und damit den höchsten Stand seit Mitte August gestiegen. Am Ende hatte allerdings nur ein Plus von knapp 1,6 Prozent auf 6,581 Euro auf dem Kurszettel gestanden.

Am Markt kamen die Nachrichten gut an. Analyst Sumit Mehrotra von der französischen Großbank Societe Generale (SocGen) nannte den aufgehellten Ausblick eine positive Überraschung und bezeichnete die Kennziffern zum dritten Quartal als insgesamt solide. Sein Kollege Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler lobte ebenfalls die höheren Jahresziele und sieht für die Airline-Branche gute Chancen für eine weitere Öffnung des asiatischen Raums im Jahr 2023 sowie fortgesetzte positive Trends im wichtigen US-Markt.

FRANKFURT / Köln (dpa-AFX)

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