SVB-Pleite als Weckruf: SAFE schlägt Abschaffung ungesicherter Bankeinlagen vor
Die Insolvenz der Silicon Valley Bank (SVB) zeigt nach Ansicht von Wissenschaftlern des Leibnitz Institute for Financial Research SAFE, dass ungesicherte Bankeinlagen abgeschafft werden sollten.
"Der Fall der SVB ist ein Weckruf, da er auf eine blinde Stelle in der aktuell geltenden Bankenregulierung hinweist, die dringend repariert werden muss, auch um eine Wiederholung der SVB-Erfahrung in Europa zu verhindern", schreibt SAFE-Direktor Florian Heider in einer Mitteilung.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es derzeit drei Formen Bankverbindlichkeiten gibt, wobei nur für zwei eine klare Rollenzuweisung erfolgt: Haftungskapital (bestehend aus Eigenkapital und Bail-in-Fremdkapital), Depositen mit Einlagensicherung sowie Depositen ohne Einlagensicherung. "Diese dritte Klasse von Depositen ist die Ursache aller Probleme, denn sie begründet den Run auf die Bank in einer tatsächlichen oder vermeintlichen Krise."
Dass ungesicherte Einlagen abgezogen würden, sei an sich kein Knackpunkt. Wenn dieser Abzug von Mitteln allerdings schnell um sich greife, bevor Marktteilnehmer die Situation in Ruhe bewerten könnten, und daraus bei anderen Banken Panik entstehe, sei das ein Problem.
Der Ausweg aus dieser Situation besteht nach Ansicht des SAFE-Teams in einer Abschaffung ungesicherter Depositen durch Ausdehnung der Einlagenversicherung auf alle Einlagen mit Ausnahme des Haftungskapitals einschließlich Bail-in-Schulden. "Mit einer Abschaffung ungesicherter Depositen kann die Gefahr von Bank Runs minimiert werden", erklärt Tobias Tröger, Leiter des Forschungsclusters "Law & Finance" bei SAFE.
Diese Abschaffung kann laut SAFE erfolgen, indem zusätzlich zu einer regulatorischen Mindestanforderung für die Höhe des bail-in-fähigen Kapitals auch dessen Obergrenze festgelegt wird - "wobei beide idealerweise übereinstimmen und der Puffer für die Verlustabsorbtion ausreichend dick ist. Dann gibt es keinen Anlass für einen Bank Run, gleichzeitig bleibt die Marktdisziplin erhalten und wird sogar gestärkt", erläutert Tröger.
Für die meisten Großbanken gilt laut SAFE, dass ihre Verbindlichkeiten zu einem erheblichen Teil aus den Bargeldreserven und Umsatzerlösen ihrer Unternehmenskunden bestehen. Diese kurzfristigen Gelder seien ein Stabilitätsrisiko für jede Bank, die befürchten müsse, dass Einleger aus Angst vor Vermögensverlusten ihre Guthaben zu einer anderen Bank verlagern.
Die von SAFE vorgeschlagene Neuregulierung würde das Run-Risiko beenden und im Gegenzug nahelegen, den Bilanzanteil des Haftungskapitals unter Umständen weiter auszudehnen, jedenfalls neu auszutarieren. "Auf diese Weise könnte die Gefahr von panikbedingten Bank Runs weitestgehend ausgeschlossen werden", erklären die Wissenschaftler.
FRANKFURT (Dow Jones)
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