DIW: Mehrwertsteuersenkung hat deutsche Wirtschaft 2020 gestützt
Die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte 2020 hat die Wirtschaftsleistung in Deutschland nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) um 0,5 Prozent erhöht.
Unter Verweis auf eigene Modellsimulationen erklärte das Institut, der Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hätte sogar bei rund 1 Prozent liegen können - wenn die Mehrwertsteuersenkung vollständig an die Verbraucher weitergegeben worden wäre. Dennoch habe sie ihr Ziel, kurzfristig den Konsum zu stabilisieren, erreicht.
Profitiert habe insbesondere die Nachfrage nach Gebrauchsgütern wie Elektrogeräten, Möbeln, Fahrrädern und Autos. In vielen Fällen handele es sich allerdings um vorgezogene und nicht um zusätzliche Käufe - entsprechend geringer sei die Nachfrage insbesondere in diesem Jahr. Unter dem Strich dürfte sich die Mehrwertsteuersenkung daher laut DIW "nicht selbst finanziert haben". Es sei deshalb ratsam, parallel zum Konsum auch gezielt private Investitionen zu stimulieren.
Die Modellsimulationen zeigen den Angaben zufolge, dass die Mehrwertsteuersenkung ihren größten Effekt im vierten Quartal 2020 entfacht hat, trotz des zweiten Lockdowns. Aus den Berechnungen ergebe sich ein kurzfristiger Multiplikator der Mehrwertsteuersenkung "in Höhe von gut eins" - für jeden in Form der Steuersenkung eingesetzten Euro habe es aus volkswirtschaftlicher Sicht diesen Euro mehr oder weniger auch wieder zurückgegeben. Mittelfristig dürfte der Effekt hingegen gering sein: So steige das reale BIP insgesamt um knapp 0,2 Prozent, der kumulative Multiplikator liege dementsprechend bei 0,3 Euro pro eingesetztem Euro.
Die Maßnahme habe das Ziel der kurzfristigen Konsumstabilisierung erfüllt, aus finanzpolitischer Perspektive falle die Gesamtbilanz der Mehrwertsteuersenkung jedoch nicht so positiv aus. Zum einen sei sie "recht kostenintensiv" und zum anderen würden die positiven Effekte in den Folgejahren mit dann wieder höheren Preisen zumindest teilweise kompensiert, folgerte das DIW.
BERLIN (Dow Jones)
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