Rekordtief: ifo-Geschäftsklima im April deutlich schwächer als erwartet
Die Stimmung in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im April wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weitaus deutlicher als erwartet eingetrübt.
Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 74,3 (März revidiert: 85,9) Punkte, was der niedrigste Stand in der bis 2005 zurückreichenden Reihe ist. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 80,0 Punkte prognostiziert. Für März war ursprünglich ein Stand von 86,1 Punkten gemeldet worden. "Die Corona-Krise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht", kommentierten die Konjunkturforscher die Daten.
Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen sank auf 79,5 (revidiert 92,9) Punkte, den tiefsten Stand seit Juli 2009. Ökonomen hatten 80,8 Punkte erwartet. Vorläufig waren für März 93,0 Punkte gemeldet worden. Der Index der Geschäftserwartungen ging auf ein Allzeittief von 69,4 (revidiert 79,5) Zähler zurück. Die befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 77,0 erwartet. Vorläufig waren für März 79,7 Punkte gemeldet worden.
Der ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate.
Im verarbeitenden Gewerbe sank der Geschäftsklimaindex auf den niedrigsten Wert seit März 2009. Die aktuelle Geschäftslage der Industriefirmen verschlechterte sich dramatisch. Die Erwartungen waren von einem massiven Pessimismus geprägt. Der Erwartungsindikator fiel auf ein historisches Tief. Die Nachfrage nach Industrieprodukten ist laut ifo eingebrochen.
Im Dienstleistungssektor fiel der Geschäftsklimaindikator auf einen Tiefstwert. Die Dienstleister haben ihre Lage nie zuvor so schlecht wie im April beurteilt. Auch bei den Erwartungen herrschte Pessimismus ohne Beispiel.
Im Handel setzte sich der Sturzflug des Geschäftsklimaindikators fort. Die Urteile zur aktuellen Geschäftslage verschlechterten sich auf ein Rekordtief. Der Negativrekord vom März bei den Erwartungen wurde nochmals unterboten.
Auch im Bauhauptgewerbe ist der Index noch nie zuvor so stark gesunken. Gleiches gilt für den Indikator der aktuellen Lage sowie den der Erwartungen. Mit ihrer aktuellen Lage waren die Baufirmen jedoch mehrheitlich noch zufrieden.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
Weitere News
Bildquellen: ifo