Portfoliomanager: Der Shutdown ist gar nicht so schlimm für Aktien
Der seit über vier Wochen andauernde Regierungsstillstand in den USA scheint kein Ende zu nehmen - immer wieder werden neue Entwürfe abgeschmettert. Doch ein Finanzexperte ist sich sicher, dass der Shutdown für Aktien sogar positiv sei.
Larry Glazer, der als Portfoliomanager bei Mayflower Advisors tätig ist, scheint davon überzeugt zu sein, dass der derzeitige US-Regierungsstillstand positiv ausgelegt werden kann. Dies erklärte er im Gespräch mit dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNBC.
"Investoren mögen weniger Washington"
Der weiter andauernde Regierungsstillstand in den USA ist laut Larry Glazer für die Börsen in den USA vorteilhaft, verkündete der Portfoliomanager. Seine bullishe Meinung begründet er mit dem Umstand, dass der Gesetzgeber im Rahmen des Shutdowns nichts verabschieden kann, was für die Unternehmen des Landes negative Auswirkungen haben könnte. "Investoren mögen weniger Washington und sie erkennen, dass Washington nicht immer die Antwort auf unsere Probleme ist", so Glazer. Zwar räumt er ein, dass der Regierungsstillstand insbesondere für Bundesangestellte schlecht ist, allerdings ist er sich sicher, dass dieser "nicht unbedingt eine schlechte Sache" für die Finanzmärkte sein muss - dies haben wohl auch Investoren auf dem Schirm: Seit dem 22. Dezember 2018, als der Regierungsstillstand ausgerufen wurde, legte der marktbreite S&P 500-Index bis Stand 21. Januar 2019 über 10 Prozent zu. Im selben Zeittraum gewann der Dow Jones ebenfalls 10 Prozent. Die Märkte wurden also höchstens vorübergehend verunsichert, ein drastischer Einbruch war bislang aber nicht zu verzeichnen.
Dennoch weitreichende Folgen
Der Regierungsstillstand in den USA lässt zwar auf kurze Sicht die Aktienkurse nicht massiv ausgleiten, negative Auswirkungen hat diese prekäre Situation aber trotzdem. Denn die US-Wirtschaft könnte durch einen lang andauernden Stillstand der US-Regierung folgenschwer getroffen werden. Beispielsweise könnte durch den Einkommensausfall vieler Zwangsbeurlaubter der Konsum rückläufig werden, auch die Bedienung von Privatkrediten stehe infolgedessen auf der Kippe, erläuterte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. Daneben werden sich Steuerrückzahlungen an die US-Bürger durch den Shutdown verzögern. Das wirtschaftliche Wachstum könnte also zeitweise beeinträchtigt werden, berichtet die Deutsche Presseagentur. Darüber hinaus können die stillgelegten Behörden aktuell auch keine wichtigen Konjunkturmeldungen herausgeben.
Shutdown als Ausrede?
Der eigentlich bullish gestimmte Portfoliomanager Glazer warnt allerdings, dass es noch zu einem anderen Problem kommen könnte: Wie CNBC den Börsenkenner zitiert, befürchte er, die Unternehmen könnten im Rahmen der Berichtsaison "den Stillstand und den China-Handel als Entschuldigung […] nutzen" und infolgedessen ihre Prognosen tiefer halten. Im Gespräch mit dem US-Nachrichtensender räumt Glazer außerdem eine weitere Problematik ein, die seinen Optimismus eintrübt: "Der Shutdown ist in keinem Fall gut für die Gesamtwirtschaft, wenn er niemals endet".
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: javarman / Shutterstock.com, Ioana Davies (Drutu) / Shutterstock.com