Interview mit Felix Neureuther: "Wer nachhaltig anlegt, trägt automatisch etwas zum Klimaschutz bei"
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Der Sport hat im Leben des ehemaligen Skiprofis Felix Neureuther immer eine große Rolle gespielt. Bekannt ist der sympathische Bayer aber auch für sein soziales Engagement und seinen Einsatz für Umwelt und Natur. Wie ernst es ihm damit ist, zeigt er im Gespräch mit dem onemarkets-Magazin.
onemarkets: Herr Neureuther, Sie gelten als ausgesprochen naturverbundener Mensch. Fahren Sie der Umwelt zuliebe eigentlich schon ein E-Auto?
Felix Neureuther: Ja. Meine Familie fährt bereits seit vielen Jahren E-Autos. Ich persönlich habe seit Januar eines.
onemarkets: Coronabedingt haben wir Autos zuletzt kaum genutzt. Doch seit die Grenzen wieder offen sind, gibt es neue Blechlawinen. Sie leben in Garmisch - einem Ort, in dem andere Urlaub machen. Wünschen Sie sich die Ausgangsbeschränkungen zurück?
Neureuther: Ich muss zugeben, dass es in den letzten Wochen - speziell in den Ferien - bei uns schon sehr extrem war. Allerdings habe ich kein Problem damit, dass die Menschen in die Berge gehen und die Natur genießen. Das ist wichtig für die Gesundheit. Bewegung ist gut und das hat auch viel mit Nachhaltigkeit zu tun.
onemarkets: Apropos Nachhaltigkeit. Das Thema ist inzwischen in aller Munde. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Neureuther: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das sich über viele Bereiche erstreckt. Es reicht vom Einkauf und der Ernährung über die Entsorgung und Energieversorgung bis hin zur Mobilität. Nachhaltigkeit betrifft also viele Lebensbereiche.
onemarkets: Was die Ernährung betrifft, stand zuletzt die Billigfleischproduktion in der Kritik. Ihre Meinung dazu?
Neureuther: Immer mehr Menschen wird klar, dass Lebensmittel, die in Massenproduktion hergestellt werden, weder für die Landwirtschaft noch für den Verbraucher gesund sind. Der Trend geht daher hin zu Produkten aus heimischen Betrieben. Wir essen beispielsweise kein Schweinefleisch mehr. Es muss bei uns auch längst nicht jeden Tag Fleisch auf den Teller. Das wird mittlerweile auch immer mehr anderen Menschen bewusst. Das Gleiche gilt für die Naturverbundenheit. Wer die Natur richtig erlebt, dem wird klar, dass sie das größte Gut ist, das wir haben. Deswegen bin ich auch sehr dankbar, dass wir so naturverbunden aufgewachsen sind und uns schon immer bewusst war, wie wichtig das ist. Deshalb haben wir beim Bau unseres Hauses extrem auf Energieeffizienz geachtet und nach Möglichkeit umweltschonende Materialien verwendet. Natürlich kosten die Produkte vom Bauern oder ein Haus, wie wir es entwickelt haben, oftmals etwas mehr. Aber es lohnt sich.
onemarkets: Sie waren jahrelang ein erfolgreicher Skirennläufer und sind in der Welt viel herumgekommen. Ist nur Deutschland auf dem Nachhaltigkeitstrip oder handelt es sich um eine globale Bewegung?
Neureuther: Die regionalen Unterschiede sind teilweise schon noch extrem und Deutschland zählt sicherlich in vielen Bereichen zu den Vorreitern im Bereich Nachhaltigkeit. Die skandinavischen Länder sind uns vielleicht noch einen Schritt voraus. Norwegen zum Beispiel setzt komplett auf die E-Mobilität. Ab 2025 sollen dort nur noch E-Autos neu zugelassen werden. Es gibt in Skandinavien jedoch auch eine extreme Naturverbundenheit. Nachhaltig zu leben und auf verschiedene Dinge zu achten ist für diese Menschen kein Opfer, sondern wird als Selbstverständlichkeit betrachtet. In Deutschland sind viele Menschen noch nicht ganz so weit. Aber noch viel schlimmer ist es in den USA oder gar China. Es ist schon traurig mitanzusehen, dass nicht alle Nationen beim Erhalt unserer Lebensgrundlagen am gleichen Strang ziehen und beispielsweise weiter auf fossile Brennstoffe setzen.
onemarkets: Garmisch-Partenkirchen hat sich vor einigen Jahren gegen eine Bewerbung für die Winter-Olympiade 2022 ausgesprochen. In der Kritik standen vor allem die starken Eingriffe in die Natur.
Neureuther: Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich das Naturbewusstsein ist. Ich habe bereits die Olympischen Spiele 2014 in Sotchi aufgrund der Milliardeninvestitionen und der Zerstörung der Natur kritisiert. Nun bekommen wir im Jahr 2022 Winterspiele in Peking - eine der trockensten Gegenden der Erde. Tausende Hektar Land werden dafür gerodet. Aber auch die Fußball-WM in Katar ist alles andere als nachhaltig. Umweltzerstörungen für solche Veranstaltungen in Kauf zu nehmen, das ist nicht mehr zeitgemäß. Meine Hoffnung ist daher, dass der zeitweise Shutdown durch das Coronavirus auch etwas Gutes bewirkt. Ich meine damit, dass dieses "immer höher, immer schneller, immer weiter" ein Ende findet. Wir sollten uns auf unsere Tugenden besinnen und unsere Traditionen. Daher war das "Nein" zu den Olympischen Spielen richtig. Ähnlich ging übrigens auch die Abstimmung im österreichischen Tirol für die Olympischen Spiele 2026 aus. Wir müssen unsere Natur schützen. Dieses Bewusstsein ist in weiten Teilen der Welt leider noch nicht vorhanden.
onemarkets: Im Moment geben viele Regierungen Milliarden für Konjunkturprogramme aus. Der Kauf von E-Autos wird dabei gefördert. Beim Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie ist Deutschland Vorreiter. Wo würden Sie den Hebel noch weiter ansetzen, wenn Sie zu entscheiden hätten?
Neureuther: Wie bereits gesagt, sehe ich Deutschland auf einem sehr guten Weg. Ich würde mir daher in erster Linie wünschen, dass die übrigen Länder mitziehen und mehr für Nachhaltigkeit und den Klimaschutz unternehmen. Ich sehe dabei vor allem die großen Nationen in der Pflicht. Die Klimaziele, die sich die EU vorgenommen hat, sind zu schaffen. Weltweit die Klimaerwärmung nachhaltig zu bremsen, gelingt aber nur, wenn neben Europa auch China, Indien und die USA mitwirken.
onemarkets: Sie sind Vater zweier Kinder und es gibt sicher schon Sparkonten für den Führerschein oder das Studium. Inwieweit spielt bei Ihren Geldanlagen das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle?
Neureuther: Ich investiere primär in Fonds, aber auch in Einzelaktien. Bei der Auswahl der passenden Aktie oder des geeigneten Fonds spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Ich erwarte auch von meiner Bank, dass sie mich dahingehend gut berät und natürlich auch entsprechende Wertpapiere anbietet. Hierin liegt ein weiterer großer Beitrag, den wir für mehr Nachhaltigkeit leisten können. Wer sich bei seinen Investments auf nachhaltige Unternehmen oder Fonds konzentriert, trägt automatisch etwas zum Klimaschutz bei. Aber nicht nur das. Bei nachhaltigen Investments spielen beispielsweise auch die Durchsetzung einer fairen Bezahlung und die Ächtung von Kinderarbeit oder Korruption eine Rolle. Diese Aspekte werden immer wichtiger. So manche Fonds haben sich in der Corona-Zeit relativ gut entwickelt. Aktuell bin ich gespannt, wie sich das Thema Wasserstoff in den kommenden Jahren entwickeln wird.
onemarkets: Herr Neureuther, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.
Dieses Interview erschien ursprünglich im onemarkets-Magazin
Bildquellen: UniCredit Bank