Wirtschaftsprofessor: Nächste Wochen bleiben an der Börse holprig - 2021 wendet sich das Blatt
Jeremy Siegel geht davon aus, dass die Unsicherheit an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen weiter anhält. Im kommenden Jahr dürfte es seiner Meinung nach dann aber schon anders aussehen.
• Unsicherheit dürfte Märkte zunächst weiter belasten
• US-Konjunkturpaket und Präsidentschaftswahl im Fokus
• 2021 großer Aktivitätsschub erwartet
Nach dem Crash im März erholten sich die Aktienmärkte bis zum Sommer kräftig. Daraufhin bildete sich vor allem bei einigen US-Techwerten so etwas wie eine Blase, wie Jeremy Siegel, Professor an der Wharton School, in einem Interview mit CNBC erklärt. Daher sei die Korrektur, die im schwachen Börsenmonat September folgte, eine gesunde Korrektur und nebenbei auch kaum verwunderlich, bei den großen Themen, die aktuell für Verunsicherung am Markt sorgten.
Konjunkturpaket und Wahlen belasten den Markt
Zum einen warten Anleger auf ein neues Konjunkturpaket, das die US-Wirtschaft weiter ankurbeln soll, zum anderen steht die US-Präsidentschaftswahl Anfang November bevor. Beide Themen sind von großer Bedeutung für den Aktienmarkt.
Bisher konnten sich Demokraten und Republikaner im Streit um ein weiteres Hilfspaket gegen die Folgen der Corona-Pandemie nicht einigen. Ende September legten die US-Demokraten einen Vorschlag für ein neues Corona-Hilfspaket in Höhe von 2,2 Billionen US-Dollar vor. Diesen Vorschlag lehnte Finanzminister Steven Mnuchin allerdings ab und auch der Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, bezeichnete den Vorschlag der Demokraten als zu hoch. Im Gegenzug machte die US-Regierung ein Kompromissangebot: Corona-Hilfen mit einem Volumen von mehr als 1,5 Billionen US-Dollar.
So lange die US-Regierung keine neuen Stimuli gibt, dürften die Aktienmärkte Siegel zufolge ihre aktuell holprige Entwicklung zunächst beibehalten. "Es ist schwer für mich, ohne ein Konjunkturpaket und mit dieser Wahlunsicherheit zu sehen, dass es bis zur ersten Novemberwoche große Fortschritte gibt", sagt Siegel. "Ich denke, dass die Unsicherheit die Märkte weiterhin belasten wird."
Für 2021 zuversichtlich
Siegel erklärt gegenüber CNBC, er glaube, dass sich die Börse jedoch auf einen wirklich guten Lauf im nächsten Jahr freuen könne - unabhängig davon, wer das Weiße Haus übernehme. Der "enorme Liquiditätsschub" der US-Notenbank Federal Reserve und des Kongresses würde seiner Meinung nach weiterhin einen enormen Rückenwind für Aktien bieten. Weitere Gründe für seinen Optimismus seien die Aussicht auf eine verbesserte COVID-19-Situation und eine Steigerung der Arbeitsproduktivität infolge der Pandemie - durch welche auch die Unternehmensgewinne gesteigert werden könnten, da "Unternehmen nicht benötigte Personen, unproduktive Personen, Kosten gesenkt haben". Die Produktivität sei im zweiten Quartal um 10,1 Prozent gestiegen - so stark wie seit 50 Jahren nicht mehr.
"Ich bin ein Finanztheoretiker. Das unterrichte und studiere ich. Dies ist in 75 Jahren, seit dem Zweiten Weltkrieg, beispiellos. Ich denke, es gibt eine Menge zurückgehaltene Liquidität auf dem Markt, sodass wir, sobald die Impfstoff- und die Pandemieängste im Jahr 2021 nachlassen, einen großen Aktivitätsschub erleben werden", so Siegel.
Redaktion finanzen.net
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