Private Bausparkassen schaffen Einlagensicherung für Großkunden ab
Auf ihrem Sparkurs wegen der Niedrigzinsphase schaffen private Bausparkassen ihr Sicherungssystem für das Guthaben von Großkunden ab.
Die Kosten für das System stünden auch wegen neuer EU-Verwaltungsvorgaben in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen für nur wenige Kunden, sagte ein Sprecher des Verbandes Privater Bausparkassen in Berlin. Betroffen seien 19 000 Bausparverträge und damit 0,2 Prozent des Bestandes dieser Kassen.
Es geht vor allem um institutionelle Anleger, etwa Versicherungen und Kommunen und nur um wenige Privatkunden. Für sie gilt wie für die anderen Sparer künftig nur noch die gesetzliche Einlagensicherung von 100 000 Euro pro Kunde und Institut. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.
Das Sicherungssystem der privaten Kassen hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. 1991 hatten die Finanzinstitute sich freiwillig zusammengeschlossen, um ihren Kunden mehr Sicherheit zu bieten. Da keine Bausparkasse seither pleite ging, wurde es auch nie für Guthaben-Auszahlungen genutzt. Separat hierzu kam Ende der 1990er das gesetzliche Einlagensicherungssystem hinzu, zunächst waren 20 000 Euro geschützt, 2009 dann 50 000 Euro und seit 2011 sind es 100 000 Euro pro Kunde und Institut. Dadurch sank der Kreis der Kunden, für die das Extra-System der Kassen greifen könnte
- also Kunden mit mehr als 100 000 Euro Guthaben.
Im Schnitt haben Bausparer nach Angaben des Verbandes bei den privaten Kassen nur ein Guthaben von 5500 Euro - auch das verdeutlicht, für wie wenige Kunden das alte System relevant war. Hinzu kamen EU-Auflagen, womit der Verwaltungsaufwand für das System laut einem Sprecher stieg. Auch daher habe man sich zum Ausstieg entschieden, Ende Februar 2017 läuft das jetzige System aus. Die betroffenen Kunden könnten theoretisch ihr Guthaben auf mehrere Kassen verteilen, um komplett abgesichert zu sein, so der Sprecher.
Das Einlagenvolumen, das noch über das private System abgesichert ist, umfasst etwa 2,1 Milliarden Euro. Hiervon entfallen 1,3 Milliarden Euro auf den Bestand von institutionellen Kunden, meist Versicherer. Auf das klassische Bauspar-Guthaben kommen nur rund 800 Millionen Euro. Dem Einlagensicherungssystem privater Kassen gehören zehn Institute an, darunter BHW, Wüstenrot, Badenia, Debeka, der Deutsche Ring und die Signal Iduna Bauspar AG. Nicht im System sind die Landesbausparkassen, Schwäbisch Hall und die Deutsche Bank Bauspar AG.
Insgesamt ist die Bausparbranche gewaltig unter Druck. Zwar setzen weiter viele Menschen in Deutschland auf das Sparmodell und bringen Geld zu diesen Banken. Doch angesichts der Niedrigzinsphase machen nur wenige Kunden von ihrem alten Recht auf ein Darlehen Gebrauch. Das trifft das ganze System, das im Rahmen des Bausparer-Kollektivs auf zügige Weitergabe von Kundengeld an Darlehensnehmer beruht./wdw/DP/enl
BERLIN (dpa-AFX)
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