Wechsel von Amadeus IT Group

Lufthansa-Aktie in Rot: Lufthansa mit neuem Finanzvorstand - Zugeständnisse für Einstieg bei Ita

07.05.24 17:29 Uhr

Lufthansa-Aktie tiefer: Lufthansa setzt auf frischen Wind im Finanzwesen | finanzen.net

Die Deutsche Lufthansa hat einen Nachfolger für den scheidenden Finanzvorstand Remco Steenbergen gefunden.

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Wie der Konzern mitteilte, hat der Aufsichtsrat Till Streichert in den Vorstand berufen. Der Manager, derzeit CFO bei der Amadeus IT Group, wird mit Wirkung zum 15. September das Finanzressort übernehmen. Er erhält einen Vertrag mit einer Laufzeit von drei Jahren.

Steenbergen, dessen Abschied seit Februar bekannt ist, scheidet am 7. Mai aus dem Unternehmen aus. Die CFO-Aufgabenbereiche werden zunächst von Vorstandsmitglied Michael Niggemann übernommen.

"Mit Till Streichert gewinnen wir einen international erfahrenen und renommierten Finanzfachmann als neuen CFO für die Lufthansa Group", sagte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley laut Mitteilung.

Lufthansa-AR-Chef Kley: Vorstandsumbau war nicht hastig

Auf der virtuellen Hauptversammlung der Lufthansa Group stand am Dienstag auch der radikale Vorstandsumbau im Fokus der Fragen der Aktionärsvertreter - insbesondere das überraschende Ausscheiden von Finanzvorstand Stemco Reenbergen, der bereits nach Ablauf der heutigen HV zurücktritt. Der Konzern hatte im Februar angekündigt, dass sein Vorstand zur Jahresmitte von sechs auf fünf Mitglieder verkleinert wird und vier Vorstände ausscheiden.

Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley trat der Auffassung entgegen, der Umbau sei hastig erfolgt. Dieser sei in Ruhe und durchdacht vorbereitet und lange geheim gehalten worden. Die Verträge von Harry Hohmeister und Detlef Kayser liefen planmäßig aus, "wir haben uns geeinigt, dass wir die Verträge nicht verlängern wollen", sagte er. Christina Foerster und Remco Steenbergen wollten andere Wege gehen. Steenbergen wechselt in gleicher Position zu Sandoz, wie Anfang März bekannt wurde.

Da der CFO das Unternehmen auf seinen eigenen Wunsch verlasse, würden ihm die einjährige variable Vergütung für das Jahr 2024 sowie die mehrjährige variable Vergütung für die Jahre 2021 bis 2024 nicht gezahlt.

Rom: Weitere Zugeständnisse für Lufthansa-Einstieg bei Ita

Im Ringen um einen Einstieg der Lufthansa bei der staatlichen italienischen Fluggesellschaft Ita haben die Beteiligten der EU-Kommission weitere Zugeständnisse angeboten. Dies teilte das italienische Finanzministerium am Dienstag in Rom mit. Brüssel seien fristgerecht "Ergänzungen" gemäß den Forderungen der Kommission angeboten worden, hieß es. Zu Details äußerte sich das Ministerium nicht. Auch die Lufthansa nannte keine Details.

In einem ersten Schritt will Lufthansa 41 Prozent an der Staatslinie Ita Airways, der früheren Alitalia, übernehmen. Dafür sollen der Ita 325 Millionen Euro Eigenkapital aus Lufthansa-Barmitteln zufließen. Später soll die deutsche Fluglinie zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent und dann die restlichen 10 Prozent bekommen können.

Die EU-Kommission als zuständige Genehmigungsbehörde gibt das Vorhaben wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken bislang jedoch nicht frei. Sie befürchtet, dass Kunden nach der Übernahme unter steigenden Preisen oder schlechterer Qualität leiden könnten. Erwartet wird, dass es im nächsten Monat eine Entscheidung geben könnte. Die Lufthansa hatte in dem Kartellverfahren zuvor schon Zugeständnisse gemacht, ohne Details zu nennen.

Spohr: "Entscheidende Phase"

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte am Dienstag bei der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns in Frankfurt, er erwarte weiterhin für den Sommer eine positive Entscheidung aus Brüssel. Die Lufthansa habe am Montagabend ein erweitertes Paket bei der EU-Kommission eingereicht. "Jetzt kommen wir also in eine ganz entscheidende Phase. Wir sind da sehr im konstruktiven Dialog gewesen mit der EU-Kommission die letzten Wochen und Monate", sagte Spohr auf eine entsprechende Frage eines Aktionärsvertreters.

Der Lufthansa-Chef warb erneut für den geplanten Deal: "Der Gast von und nach Italien profitiert, weil er mehr Auswahl bekommt", argumentierte Spohr. Die Mitarbeiter der italienischen Fluggesellschaft hätten zudem nach der Umwandlung von Alitalia in Ita sehr gelitten und hätten "eine Zukunft verdient". Die Lufthansa würde ihren Marktzugang verbreitern und internationaler werden durch ein Drehkreuz außerhalb Deutschlands. Spohrs Fazit: "Also ich sehe nicht, wer gegen diese Transaktion etwas haben sollte."

Kritik und letztliche Zustimmung für Lufthansa-Kurs

Ungeachtet einiger Kritik am Vorstandsumbau vor wenigen Wochen haben die Aktionäre der Deutschen Lufthansa AG auf der Hauptversammlung sämtlichen Vorschlägen der Verwaltung zugestimmt. Dazu gehörte auch die erste Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 30 Cent pro Aktie. Für die vier vorherigen Geschäftsjahre waren die Eigentümer wegen der Corona-Belastungen leer ausgegangen. Die geringste Zustimmung von 73,21 Prozent gab es am Dienstag in Frankfurt für den Bericht zur Vorstandsvergütung.

Unzufrieden zeigten sich Aktionärsvertreter insbesondere über den weiterhin schwachen Aktienkurs der Lufthansa im MDAX. "Dass auf einen Schlag gleich vier Vorstände von Bord gehen, hat bei uns für große Verwunderung gesorgt. Das Beben im Vorstand hatte auch den Aktienkurs erschüttert", kritisierte zudem Ingo Speich von der Sparkassen-Investmentgesellschaft Deka. Er bedauerte wie andere Redner den Abgang von Finanzvorstand Remco Steenbergen zum Pharma-Riesen Sandoz. Steenbergens Nachfolger Till Streichert war am Vortag ab September diesen Jahres berufen worden.

Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley wehrte sich gegen den Eindruck eines hastigen Vorstandsumbaus. Es seien zwei Verträge ausgelaufen, und Steenbergen habe das Unternehmen verlassen wollen. Man habe die Personalien "ruhig und bedacht entschieden" und erwarte von den neuen Vorständen nun gute Arbeit. Neu im Aufsichtsrat ist die Fresenius (Fresenius SECo)-Finanzchefin Sara Hennicken.

In einer persönlichen Erklärung kritisierte Kley die Gewerkschaften, die im Kontrollgremium vertreten sind, scharf. Den Arbeitskämpfen im Frühjahr sei Maß und Mitte verloren gegangen. Die Belastungen der Lufthansa durch die Arbeitskämpfe bezifferte er noch einmal auf 350 Millionen Euro im ersten Quartal und rund 100 Millionen Euro im zweiten Quartal.

Kley erinnerte an den großen Zusammenhalt, den er im Konzern während der Corona-Krise beobachtet habe. Nun sei das lange erfolgreiche Modell der Sozialpartnerschaft in Gefahr, wenn die maximale Konfrontation gesucht werde. Kley sagte in einem Statement: "Das Unternehmen sind wir alle. Daher sollte man um Lösungen ringen, aber nicht gegeneinander kämpfen." Im Unternehmen hatten das Bodenpersonal sowie die Kabinen-Crews in Tarifkonflikten die Arbeit niedergelegt. Zudem mussten wegen Warnstreiks beim privaten Sicherheitspersonal der Flughäfen an mehreren Tagen hunderte Flüge ausfallen. Inzwischen sind die Tarifkonflikte beigelegt.

Die Lufthansa-Aktie verliert im XETRA-Handel zeitweise 1,42 Prozent auf 6,82 Euro.

FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

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