EZB-Vizepräsident Constancio: Weltwirtschaft leidet unter abnormaler Unsicherheit
Die Weltwirtschaft leidet nach Aussage des Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Vitor Constancio, unter einer abnormal hohen Unsicherheit.
Beigetragen hat dazu laut Constancio auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen. Zur Eröffnung der 19. Euro Finance Week in Frankfurt warnte Constancio davor, die jüngsten Umschichtungen aus Anleihen in Aktien überzubewerten.
Constancio sagte: "Viele Kommentatoren haben sehr schnell den Schluss gezogen, dass die jüngsten geopolitischen Entwicklungen schließlich positive wirtschaftliche Auswirkungen haben werden. Das mag kurzfristig so sein, aber die wirklichen negativen Auswirkungen der erhöhten Unsicherheit könne sich später zeigen."
Nach dem Wahlsieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hatten Marktteilnehmer per saldo Anleihen verkauft und Aktien gekauft. Das war vor allem mit der Aussicht auf höhere Investitionen in den USA und ein stärkeres Wirtschaftswachstum begründet worden. Constancio warnte jedoch davor, daraus vorschnell zu schließen, dass sich das Weltwirtschaftswachstum beschleunigen werde.
Laut Constancio sind in jüngster Zeit neue Wachstumsrisiken aufgetaucht. Als wichtigstes stuft er die Möglichkeit eines weltweiten Anstiegs der Risikoprämien ein, die zu Übertragungseffekten führen und die Asset-Preise beeinflussen würden. "Diese Bewegung an den Anleihemärkten hat gerade erst begonnen und sie dürfte sich durch die erhöhte politische Unsicherheit in den Industrieländern verstärken", sagte der EZB-Vizepräsident.
Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen derzeit monatlich Anleihen für 80 Milliarden Euro, um die langfristigen Finanzierungsbedingungen zu verbessern. Der Ausverkauf von Anleihen hat zu einem deutlichen Anstieg der Renditen geführt. Das läuft den Zielen der EZB zuwider.
Als zweites Risiko nannte Constancio die Gewinnschwäche der europäischen Banken, an der allerdings nicht die EZB Schuld trage. In dieser Hinsicht sind die jüngsten Marktentwicklungen den Banken durchaus günstig, wie Constancio anmerkte: "Die steilere Zinskurve ist gut für die Profitabilität der Finanzinstitute."
DJG/hab/kla Dow Jones Newswires
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