Warnung an Trump und EU

IWF-Chefin Lagarde: Bei einem Handelskrieg gibt es nur Verlierer

08.03.18 10:08 Uhr

IWF-Chefin Lagarde: Bei einem Handelskrieg gibt es nur Verlierer | finanzen.net

Die EU-Kommission bereitet sich zunehmend auf einen Handelskrieg mit den USA vor. Gleichzeitig mehren sich jedoch auch die Stimmen, die vor den möglichen Folgen warnen.

Mit dem Rücktritt von Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn, der als einer der letzten Verfechter des Freihandels im Weißen Haus galt, nehmen die Sorgen wieder zu, dass US-Präsident Donald Trump seinen Strafzoll-Androhungen auch Taten folgen lassen könnte. Immerhin hatte Trump selbst den Handelskrieg, den er damit heraufbeschwören würde, in der vergangenen Woche als "gut" und "leicht zu gewinnen" bezeichnet. Viele europäische Politiker sehen das jedoch grundlegend anders.

"Handelskriege sind schlecht und leicht zu verlieren", kehrte etwa EU-Ratspräsident Donald Tusk die Worte von Trump um, und auch die EU-Kommissarin Cecilia Malmström warnte davor, dass ein Handelskrieg keine Gewinner habe. Auch Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), sprach sich am Mittwoch in einem Interview mit dem französischen Radiosender "RTL" klar gegen einen Handelskrieg aus.

Laut Lagarde wäre ein Handelskrieg eine Lose-Lose-Situation für alle Beteiligten. "In einem sogenannten Handelskrieg, der von der wechselseitigen Erhöhung von Importzöllen angetrieben wird, gewinnt niemand", so die IWF-Chefin. "Man findet üblicherweise auf beiden Seiten Verlierer". Ihre Kritik richtet sich damit nicht nur gegen den US-Präsidenten, sondern auch gegen Politiker wie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der als Reaktion auf die Ankündigung von Donald Trump direkt Gegenmaßnahmen von europäischer Seite - also Einfuhrzölle auf bestimmte amerikanische Waren - ins Gespräch gebracht hatte. "Die makroökonomischen Auswirkungen wären ernst", so Lagarde weiter - und zwar nicht nur, wenn die USA ihre Androhungen wahrmachen, sondern "besonders, wenn andere Länder zurückschlagen".

Momentan hat Lagarde jedoch noch die Hoffnung, dass es soweit nicht kommen wird. Man befände sich aktuell immer noch im Bereich der Drohungen, über tatsächliche Maßnahmen - und ihre Auswirkungen - gebe es noch keine Sicherheit. Die IWF-Chefin hofft daher auch noch darauf, dass Donald Trump einlenkt und eine einvernehmliche Lösung gefunden wird. "Wir empfehlen eine Vereinbarung zwischen den verschiedenen Parteien sowie Gespräche", fasst Lagarde den Standpunkt des IWF zusammen.

Diesen Standpunkt scheint auch die EU-Kommission zu verfolgen, die trotz der Vorbereitung eines Reaktionsplans mit drei Ebenen weiterhin "intensiv mit unseren amerikanischen Partnern" spreche, wie EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström am Mittwoch sagte. Und auch US-Präsident Donald Trump zeigte sich zuletzt gesprächsbereit: "Wenn die EU einige ihrer furchtbaren Hürden abbaut, dann können wir anfangen zu reden", so Trump. Womöglich lässt sich ein für alle nachteiliger Handelskrieg also doch noch verhindern.

Redaktion finanzen.net

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