US-Präsidentschaftswahl 2024: Welche Folgen ein Harris-Sieg auf Wirtschaft und Aktienmärkte hätte
Noch ist der Ausgang der US-Wahl völlig offen. Das könnten die Folgen eines Siegs von Kamala Harris sein.
• US-Präsidentschaftswahl im Fokus der Welt
• Harris dürfte Biden-Kurs weitgehend fortsetzen
• Aktienmärkte unter Demokraten historisch erfolgreicher
Mit großer Spannung schaut die ganze Welt auf die USA, wo die US-Präsidentschaftswahlen stattfinden. Für die Demokraten geht nach dem Ausscheiden des amtierenden Präsidenten Joe Biden die amtierende US-Vizepräsidentin Kamala Harris ins Rennen. Für die Republikaner versucht einmal mehr Ex-US-Präsident Donald Trump das Rennen für sich zu entscheiden.
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Beide Kandidaten haben unterschiedliche Vorstellungen davon, welche Ziele sie nach einem Wahlsieg gern umsetzen würden. Dabei muss auch gesagt werden, dass Anfang November nicht nur ein neuer Präsident gewählt wird, sondern auch Kongresswahlen stattfinden. So werden alle 435 Abgeordnete im Repräsentantenhaus gewählt, sowie 35 der insgesamt 100 Senatoren im Senat. Aktuell haben die Demokraten die Mehrheit im Senat inne, während die Republikaner im Repräsentantenhaus zahlreicher sind. Auch diese Verhältnisse könnten sich mit den Wahlen in diesem Jahr also verändern und damit einen entscheidenden Einfluss darauf haben, inwiefern ein neuer Präsident mit seinen Gesetzesvorschlägen durchkommt.
Ein Blick auf die Wirtschaft
Wenn der Sieger die US-Präsidentschaftswahlen bekannt gegeben wird, wird er eine USA vorfinden, die sich aktuell in einer guten wirtschaftlichen Lage befindet. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, Experten gehen davon aus, dass das BIP in 2024 um rund 2,5 Prozent klettern dürfte. Auch an den Aktienmärkten zeigt sich in diesem Jahr eine positive Entwicklung. So konnten die wichtigsten US-Indizes seit Jahresbeginn zweistellig hinzugewinnen.
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Staatsverschuldung im Fokus
Ein Thema dürfte jedoch auch weiterhin ganz oben auf der Agenda stehen: die hohe Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten. Diese betrug zum Jahresende 2023 laut Statista circa 34 Billionen US-Dollar hat seither noch zugenommen und übersteigt mittlerweile auch das Bruttoinlandsprodukt. Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JPMorgan Asset Management, warnt laut procontra-online davor, dass die hohe Verschuldungsrate, sollte sie nicht gebremst werden, zu einem erneuten Anziehen Inflationsraten in den USA führen könne, was sich wiederum auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed auswirken würde, die aktuell einen Zinssenkungskurs fährt. Es sei derweil auch möglich, dass sich die Bonität der USA verschlechtern könne, was auf den Rentenmärkten lasten und den US-Dollar verteuern würde.
Wo Präsidentschaftskandidat Donald Trump Zölle auf ausländische Importe, insbesondere solche aus China, erhöhen will, was einen erneuten Handelskrieg und damit eine zunehmende Teuerung nach sich ziehen könnte, fährt Harris einen gemäßigteren Kurs. Allerdings hat auch Harris bislang nicht durchblicken lassen, ob sie bestehende und von Präsident Joe Biden vor Kurzem erhöhte Zölle plant beizubehalten oder wieder abzuschaffen. Es ist jedoch Harris' erklärter Wille, die Verschuldungsproblematik der USA anzugehen, indem die Körperschaftssteuer erhöht werden soll. Auch Hauskäufern will sie das Leben mit einer Prämie von 10.000 US-Dollar erleichtern, neuen Wohnraum schaffen sowie Steuererleichterungen für einkommensschwache Personen durchsetzen.
'Weiter so'?
Auf der anderen Seite hat auch Harris Maßnahmen ins Auge gefasst, die die Inflation erneut ansteigen lassen könnten. So will sie beispielsweise den Mindestlohn erhöhen und auch im Lebensmittelsektor Preiskontrollen einführen. Dennoch argumentiert der Leiter Kapitalmarktanalyse bei Metzler Private Banking, Michael Mayer, laut procontra-online, dass die Vorhaben, die Harris anstrebt, insgesamt weniger inflationär ausfallen dürften als jene von Trump: "Ein Sieg von Kamala Harris steht größtenteils für ein 'Weiter so'. Wir rechnen demnach nur mit begrenzten Impulsen für die US-Wirtschaft und den Kapitalmarkt."
Dr. Laura von Daniels, Leiterin der Forschungsgruppe Amerika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik sieht im fondsmagazin-Interview noch andere Sektoren von einem Harris-Sieg möglicherweise profitieren, auch wenn sie einschränkt, dass die gesamtwirtschaftliche Situation hier natürlich auch eine Rolle spielen wird: "Die Vorteile aus den industrie- und klimapolitischen Maßnahmen, also Inflation Reduction Act, Chips and Science Act, dürften sich sicherlich weiterhin Unternehmen erhoffen, die Halbleiter und wichtige Digitaltechnologie herstellen, und solche, die zur grünen Transformation beitragen." Zudem geht sie davon aus, dass Tech-Bereiche wie künstliche Intelligenz, Supercomputer oder Biotechnologie weiter von den Demokraten subventioniert werden dürften, auch um gegenüber anderen fortschrittlichen Ländern wie China nicht abgehängt zu werden.
In Bezug auf die Weltwirtschaft sieht von Daniels bei Harris ein "progressives, aber auch pragmatisches Wirtschaftsprogramm". So könnten sich eine weiterhin stabile US-Wirtschaft sowie die unter Harris bestehen bleibenden Klimasubventionen auch positiv auf die globale Wirtschaft auswirken.
Mögliche Auswirkungen auf Anleihe- und Aktienmarkt
Was den Einfluss eines Harris-Siegs auf unterschiedliche Anlageklassen angeht, haben verschiedene Experten bereits eine Prognose abgeben. So hat einer Umfrage von Bloomberg Terminal unter institutionellen Anlegern ergeben, dass es bei einem Harris-Sieg eine höhere Kaufnachfrage am Anleihemarkt geben dürfte. So wollen offenbar 50 Prozent der Befragten ihre Anleihebestände reduzieren, wenn Trump die Wahl gewinnt - aber nur 23 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen dies tun, falls Harris die erste Frau im Weißen Haus wird.
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Über die Auswirkungen von einem Sieg der US-Demokraten auf den Aktienmarkt herrscht unter Experten hingegen Uneinigkeit. Allerdings kann hier ein Blick in die Geschichte helfen. Wie aus einer Analyse von Sebastian Dörr von HQ Trust hervorgeht, zeigt ein Blick auf den Zeitraum von 1926 bis August 2024, dass der marktbreite US-Index S&P 500 während der Präsidentschaft von US-Demokraten im Schnitt 13,7 Prozent pro Jahr anzog. Unter republikanischen Präsidenten gab es hingegen ein Plus von lediglich 7,3 Prozent. Allerdings ist ein solcher Vergleich laut Dörr auch mit Vorsicht zu genießen, da die Rendite auch von außergewöhnlichen Ereignissen beeinflusst werde: "Der deutliche Renditeunterschied kommt vor allem von den zwischenzeitlichen Kursabstürzen, die zu großen Teilen in die Amtszeiten republikanischer Präsidenten fielen: die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, die Ölkrise in den 1970ern oder die Finanzkrise Anfang dieses Jahrtausends.", zitiert ihn TiAM Fundresearch. Derweil raten Experten generell, sich bei ihrer Portfolio-Auswahl nicht auf den Ausgang einer US-Präsidentschaftswahl zu konzentrieren, da etwaige Kursgewinne oder -verluste zumeist lediglich kurzfristiger Natur sind.
Redaktion finanzen.net
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