OECD senkt wegen Coronavirus ihre BIP-Prognosen
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat wegen der Coronavirus-Epidemie ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr gesenkt.
In einem günstigen Szenario rechnet sie mit einem um 0,5 Prozentpunkte niedrigeren Weltwirtschaftswachstum als zuletzt. Für den Fall, dass sich die Epidemie stärker auf Europa und Nordamerika ausbreitet, hält die OECD jedoch auch eine Halbierung des Wachstums im Vergleich zu 2019 für möglich.
Am deutlichsten senkte die Organisation ihre Prognosen für China, Japan und Australien. Deutschland ist im günstigen Szenario kaum betroffen. "Die Wachstumsaussichten bleiben sehr unsicher", schreibt die OECD. Für die Weltwirtschaft erwartet die OECD im günstigen Szenario 2020 ein Wachstum von 2,4 (bisher: 2,9) Prozent. Sie geht aber davon aus, dass ein Teil des Wachstum 2021 nachgeholt wird, denn für das nächste Jahr prognostiziert sie 3,3 (3,0) Prozent Wachstum.
"Unter der Annahme, dass die Epidemie in China ihren Höhepunkt im ersten Quartal 2020 erreicht und Ausbrüche in anderen Ländern milde verlaufen und eingedämmt werden können, könnte sich das Wachstum verglichen mit der Prognose von November 2019 um 1/2 Prozentpunkt verringern", heißt es in dem Bericht. Betroffen sind laut OECD vor allem China, wo die Epidemie ihren Ausgang genommen hat, sowie Japan und Australien, wobei auch diese Länder laut OECD verpasstes Wachstum teilweise nachholen können.
Für China prognostiziert die OECD 2020 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,9 (bisher: 5,7) Prozent, gefolgt von 6,4 (5,5) Prozent Wachstum. Für Japan werden 0,2 (0,6) und 0,7 (0,7) Prozent Wachstum erwartet und für Australien 1,8 (2,3) und 2,6 (2,3) Prozent. Deutlich gesenkt werden auch Indiens Wachstumsprognosen, aber das bringt die OECD nicht mit dem Coronavirus in Verbindung.
Die Prognosen für das Wachstum des Euroraums gab die OECD mit 0,8 (1,1) und 1,2 (1,2) Prozent an. Für Deutschland erwartet die OECD 0,3 (0,4) und 0,9 (0,9) Prozent Wachstum, für Frankreich 0,9 (1,2) und 1,4 (1,2) Prozent und für Italien 0,0 (0,4) und 0,5 (0,5) Prozent.
Alle genannten Prognosen beruhen auf dem günstigen Szenario. Die OECD hat jedoch auch ein ungünstiges. "Ein länger anhaltender, intensiverer Ausbruch des Coronavirus, der sich weiter im asiatisch-pazifischen Raum, in Europa und Nordamerika ausbreitet, würde die Aussichten beträchtlich verschlechtern", warnt die OECD. Für diesem Fall prognostiziert sie ein Weltwirtschaftswachstum von nur noch 1-1/2 Prozent.
Die in Paris ansässige Organisation appelliert an die Staaten, wirksame Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu treffen und die Einkommen besonders betroffener Gruppen zu schützen. Für den Fall, dass das Wachstum für längere Zeit viel schwächer auszufallen drohe, rät die OECD zu koordinierten multilateralen Maßnahmen, um eine wirksame Gesundheitspolitik sicherzustellen, Länder mit niedrigen Einkommen zu unterstützen und gemeinsam die Staatsausgaben zu erhöhen.
DJG/hab/apo
FRANKFURT (Dow Jones)
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