IWF-Update: US-BIP dürfte steigen - deutsche Prognose gesenkt
Der internationale Währungsfonds IWF) hat seine Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem und im nächsten Jahr weitgehend unverändert gelassen.
Wie aus dem aktuellen Weltwirtschaftsausblick hervorgeht, wurden die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA angehoben, aber die für China, Japan und den Euroraum teilweise gesenkt. Hinter letzterem steckt vor allem eine Reduzierung der Prognosen Deutschlands, für das 2024 nur noch eine BIP-Stagnation erwartet wird.
"Diese Prognosen sind von großer Unsicherheit umgeben", heißt es in dem Bericht. Der IWF prognostiziert für 2024 ein Weltwirtschaftswachstum von 3,2 (Juli-Prognose: 3,2) Prozent und für 2025 ebenfalls 3,2 (3,3) Prozent Wachstum.
"Der Ausblick für die Weltwirtschaft wird weitgehend von der Fiskal- und Geldpolitik bestimmt, ihren internationalen Auswirkungen, der Intensität der geopolitischen Fragmentierung sowie der Fähigkeit der Regierungen, längst überfällige Strukturreformen umzusetzen", schreibt der IWF.
Deutsches BIP stagniert laut IWF 2024
Für das US-BIP werden Wachstumsraten von 2,8 (2,6) und 2,2 (1,9) Prozent prognostiziert, für China 4,8 (5,0) und 4,5 (4,5) Prozent, für Japan 0,3 (0,7) und 1,1 (1,0) Prozent und für den Euroraum 0,8 (0,9) und 1,2 (1,5) Prozent Wachstum. Die schwächeren Erwartungen für den Euroraum liegen vor allem an den niedrigeren Prognosen für Deutschland, dessen BIP im laufenden Jahr der aktuellen Prognose zufolge nur noch stagnieren (plus 0,2 Prozent) und 2025 um 0,8 (1,3) Prozent steigen soll. Frankreichs BIP dürfte dem Bericht zufolge um 1,1 (0,9) und 1,1 (1,3) Prozent zulegen, Italiens um 0,7 (0,7) und 0,8 (0,9) Prozent und Spaniens um 2,9 (2,4) und 2,1 (2,1) Prozent.
"Während Italiens Binnennachfrage von dem EU-finanzierten Konjunkturprogramm (Recovery and Resilience Plan) profitieren dürfte, wird Deutschland von der Haushaltskonsolidierung und den starken Rückgang der Immobilienpreise belastet", merkt der IWF an.
Straffere Fiskalpolitik erzwingt lockerere Geldpolitik
Die Organisation nimmt an, dass sich das wirtschaftspolitische Regime wegen der Annäherung der Inflationsraten an die Ziele der Zentralbanken weg von einer geldpolitischen und hin zu einer fiskalischen Straffung entwickeln wird. "Die notwendige Haushaltskonsolidierung in vielen Volkswirtschaften wird voraussichtlich das Wachstum verlangsamen und erfordert eine lockerere Geldpolitik, was wiederum den Regierungen helfen sollte, die Defizite leichter abzubauen", kalkuliert der IWF.
Wie schnell eine solche Umstellung in den einzelnen Ländern stattfindet, wird sich nach Aussage des IWF auf die Kapitalströme und Wechselkurse auswirken. Allerding sei die Unsicherheit gegenwärtig besonders hoch, weil neu gewählte Regierungen erhebliche Veränderungen in der Handels- und Finanzpolitik einleiten könnten. "Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung hat 2024 gewählt oder wird noch wählen", merkt der IWF an. Darüber hinaus habe die Rückkehr der Volatilität an den Finanzmärkten im Sommer alte Ängste vor versteckte Schwachstellen geweckt.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT/WASHINGTON (Dow Jones)
Weitere News
Bildquellen: MANDEL NGAN/AFP/Getty Images