OSRAM sucht Nachfolger für CFO Patzak - Aktie fällt klar

Das Unternehmen begründete dies mit unterschiedlichen Auffassungen über die strategische Entwicklung von OSRAM. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, "im besten Einvernehmen" einen strukturierten Prozess zur Suche eines Nachfolgers durchzuführen, teilte der im MDAX notierte Lichtkonzern mit.

Die Aktie verliert daraufhin zunächst mehr als 3 Prozent, kann sich im Verlauf aber wieder erholen und notiert am Mittag bei 47,10 Euro, ein Minus von 0,4 Prozent.

Denn die Trennung hatte sich abgezeichnet. Marktbeobachter spekulieren schon seit einiger Zeit über eine Spaltung des bislang zweiköpfigen Vorstand von OSRAM, der lediglich aus Vorstandschef Olaf Berlien und Patzak besteht. Berlien gilt im Gegensatz zu Patzak als die treibende Kraft hinter einem jüngst eingeleiteten Strategieschwenk. Und so machten schon seit einiger Zeit Spekulationen die Runde, dass Patzak OSRAM vorzeitig verlassen könnte.

Im vergangenen November hatte Berlien eine neue Drei-Säulen-Strategie vorgestellt, mit der sich OSRAM auf Spezialbeleuchtung, das LED-Geschäft und das Leuchten- und Lösungsgeschäft LSS konzentrieren will. Vor allem das LED-Geschäft für die Allgemeinbeleuchtung will OSRAM mit hohen Investitionen ausbauen. Doch dieses gilt als volatil.

Über diesen Strategieschwenk hatte es daher unter anderem Streit mit der früheren OSRAM-Mutter Siemens gegeben, die noch mit rund 17 Prozent an dem Unternehmen beteiligt ist. Diese kritisierte das aus ihrer Sicht hohe Risiko sowie die schlechte Vorbereitung des Kapitalmarktes auf die Pläne. Nach Verkündigung der Strategiepläne war die Aktie um mehr als 30 Prozent eingebrochen.

Der Vertrag von Patzak läuft eigentlich bis zum 31. März 2021 und war erst im April vergangenen Jahres um 5 Jahre verlängert worden. Der Manager ist seit 2011 CFO bei Osram. Patzak war im Zuge der Ausgliederung Osrams von Siemens zu dem Lichtkonzern gewechselt.

Auf der Hauptversammlung Mitte Februar hatte Siemens Berlien die Entlastung verweigerte, Patzak aber entlastet. Aktionäre hatten bereits damals über ein Zerwürfnis spekuliert und gemutmaßt, der Finanzvorstand stehe als ehemaliger Siemens-Mann nicht hinter der Strategie Berliens. Der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Bauer hatte damals in diesem Zusammenhang dementiert, dass Patzak dem Gremium im Zuge der Strategiefindung seinen Rücktritt angeboten habe. Der AR stellte sich zudem hinter Berlien und dessen Strategie.

Patzak wird nun bis zu einer Entscheidung über die Nachfolge und einer einvernehmlichen Vertragsauflösung das Amt weiter wahrnehmen.

Der Vorstand soll außerdem auf drei Personen ausgeweitet werden, teilte OSRAM weiter mit. Mit einem Technologievorstand will der Konzern die Umsetzung der neuen Strategie vorantreiben. Stefan Kampmann werde mit Wirkung zum 1. Juli 2016 zum Mitglied des Vorstands und Chief Technology Officer bestellt, hieß es. Er werde als Technikvorstand die Aufgabenbereiche Forschung und Entwicklung sowie Technik und Innovation verantworten.

Mit der Stärkung des Vorstands durch Kampmann trage der Aufsichtsrat der neuen Strategie "in enger Abstimmung" mit dem Vorstandsvorsitzenden Berlien Rechnung, hieß es. Der Umfang und die Komplexität der dadurch angestoßenen Projekte seien "beträchtlich".

Kampmann war den Angaben zufolge über 20 Jahre bei Bosch tätig und zunächst mit Forschungsthemen im Automobilbereich befasst. Später übernahm er die Verantwortung in den Bereichen Leistungselektronik, Sensorik sowie Halbleiter-Bauelemente. Zuletzt war er Mitglied des Bereichsvorstands in der Division Gasoline Systems.