Vorsicht bei Aktien

Hohe Anleiherenditen - So dürfte es nach Ansicht von Experten nun an den Märkten weitergehen

31.10.23 23:42 Uhr

Hohe Anleiherenditen - So dürfte es nach Ansicht von Experten nun an den Märkten weitergehen | finanzen.net

Mit Sorge beobachten Aktionäre derzeit die Entwicklung der Anleiherenditen. Laut verschiedenen Experten dürfte die Lage noch für eine längere Zeit angespannt bleiben.

• Fed sorgt für steigende Renditen am Anleihemarkt
• Experten erwarten anhaltend hohes Rendite-Niveau
• Dies dürfte die Aktienmärkte auch künftig belasten



Das Geschehen an den Kapitalmärkten wird derzeit maßgeblich von der Geldpolitik bestimmt: Nachdem verschiedene Fed-Vertreter Signale für eine möglicherweise weitere Leitzinsanhebung lieferten, wurden Anleihen unter Beschuss genommen. Dies hängt damit zusammen, dass im Falle einer strafferen Geldpolitik seitens der US-Notenbank künftige Anleihen mit einem höheren Zinssatz ausgestattet würden als derzeitige Papiere und die neu emittierten Bonds daher für Anleger attraktiver wären.

Infolgedessen sanken in letzter Zeit die Nachfrage und somit auch die Kurse der "alten" US-Anleihen, während ihre Renditen, die sich gegenläufig entwickeln, im Gegenzug ansteigen. So sind etwa die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen (Treasury) mit etwas mehr als fünf Prozent jüngst auf das höchst Niveau seit 2007 geklettert.

Renditen könnten hoch bleiben

Mit Blick auf die Zukunft glaubt Jay Hatfield, CEO von Infrastructure Capital Management, dass die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ihren Höchststand bei etwa fünf Prozent erreichen wird. Jose Torres, leitender Ökonom bei Interactive Brokers, sieht laut "MarketWatch" dagegen aus technischer Sicht noch mehr Luft nach oben und rechnet deshalb damit, dass die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen in den kommenden Monaten 5,29 Prozent testen wird. Sollte es sogar noch darüber hinausgehen, "befinden wir uns in Bezug auf die Frage, wie hoch wir gehen könnten, auf ziemlich unbekanntem Terrain." Nach Meinung von Torres könnte die Rendite in diesem Zyklus auf bis zu sechs Prozent steigen, ehe sie durch eine Rezession nach unten gedrückt werde.

Vorsicht bei Aktien angemahnt

Für Jay Hatfield, ist der Anstieg der Treasury-Renditen der Hauptgrund für die jüngste Schwäche am Aktienmarkt. Schließlich seien Aktien im Grunde Wertpapiere mit sehr langer Laufzeit, was sie empfindlich gegenüber Zinssätzen mache. Wenn die Zinssätze steigen, werden die zukünftigen Erträge der Aktien mit einem höheren Zinssatz abgezinst, so Hatfield.

Angesichts des derzeitigen Marktumfeldes rät Hatfield davon ab, große Schritte zu unternehmen. "Zwar sind wir optimistisch, was die Zinsen und den Aktienmarkt angeht, aber die Lage ist dennoch heikel. Im Nahen Osten herrscht immer noch Krieg. Und positive Inflationsdaten wird es erst im November geben", fügte er hinzu. Deshalb laute sein wichtigster Rat an Investoren, vorsichtig zu bleiben: "Das ist Schwimmen für Erwachsene. Dies ist ein Markt, in dem Sie die besten Händler der Welt haben möchten."

Aktives Management empfohlen

Auch Torres zeigt sich vorsichtig in Bezug auf Aktien. Er verweist darauf, dass steigende Treasury-Renditen riskante Investitionen wie Aktien weniger attraktiv machen: "Es macht einfach keinen Sinn, Aktien zu erhöhten Preisen zu besitzen, wenn die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen bei fast fünf Prozent liegt", so Jose Torres.

Zudem meint auch er, dass nun die Zeit für aktives Management statt für passives Investieren ist: "Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren infolge hoher Zinsen eine viel verhaltenere Aktienmarktentwicklung erleben. Ich denke, es ist wirklich ein Umfeld für die Aktienauswahl und die Auswahl der richtigen Unternehmen und Sektoren, die zum richtigen Zeitpunkt florieren werden", wird Torres zitiert.

Redaktion finanzen.net

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