Handelskrieg verdunkelt Aussichten für China - Weniger Seltene Erden
Der Handelskrieg verdunkelt die Aussichten für Chinas Exportwirtschaft.
Trotz einer unerwarteten Erholung der Ausfuhren im Mai rechnen Experten mit einem Rückgang für das gesamte Jahr. Nach Angaben des Zolls vom Montag legten die Exporte im Mai in US-Dollar berechnet leicht um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, obwohl Experten wie im Vormonat wieder einen deutlichen Rückgang erwartet hatten. Die Importe wiederum fielen um 8,5 Prozent, etwa doppelt so stark wie vorhergesagt. Chinas Handelsüberschuss stieg damit überraschend stark auf 41,6 Milliarden US-Dollar.
Der leichte Zuwachs der Ausfuhren im Mai wurde unter anderem damit erklärt, dass die starke Abwertung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar Spuren hinterlassen haben könnte.
In dem Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften fielen die chinesischen Ausfuhren in die USA im Mai aber um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Und der Rückgang wäre wohl noch größer gewesen, wenn Exporteure nicht Lieferungen vorgezogen hätten, um angedrohten neuen Sonderzöllen zuvorzukommen, wie Experten erklärten.
Unter Hinweis auf die Währungs- und Vorzieheffekte hieß es in einer Analyse der australischen ANZ Bank: "Alles in allem gehen wir weiter davon aus, dass Chinas Exporte 2019 schwächer sein werden als im Vorjahr." Die chinesischen Importe von US-Waren gingen im Mai sogar um 29,6 Prozent zurück. Da China deutlich mehr in die USA ausführt als von dort importiert, ergab sich ein Handelsüberschuss gegenüber den USA in Höhe von 48,46 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Rückgang um 14,5 Prozent, wie der Zoll mitteilte.
Die Sojabohnen-Importe, die als eine Waffe Chinas im Handelskrieg gelten, gingen im Mai um 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück - so viel wie seit Jahresanfang noch nicht. Auch verringerte China die Ausfuhr von Seltenen Erden. Regierungsvertreter und Staatsmedien hatten schon angedeutet, eine Kontrolle der High-Tech-Metalle, die zu 80 bis 90 Prozent in China gefördert werden, als "Rohstoffkeule" im Handelsstreit einsetzen zu können.
China ist der weltgrößte Produzent. Die 17 Metalle, zu denen Neodym, Lanthan und Cer gehören, werden besonders in der High-Tech-Industrie benutzt - etwa für Smartphones, Computer, Bildschirme und andere Elektrogeräte oder Windkraftanlagen und Autos. Die USA beziehen 80 Prozent ihres Bedarfs aus China. Eine Verringerung der chinesischen Exporte könnten weltweit zu einem Anstieg der Preise führen.
Das langsamere Wachstums in China und die Verunsicherung der Investoren gilt als ein Grund, warum die Einfuhren im Mai zurückgingen. Viele Importe werden auch nur für den Export weiterverarbeitet. Der Rückgang wurde aber auch mit niedrigeren Rohstoffpreisen erklärt. Allerdings fielen auch die Importe von mechanischen und elektrischen Gütern, die 40 Prozent der chinesischen Gesamteinfuhren ausmachen, im Mai um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es war der siebte monatliche Rückgang in Folge.
US-Präsident Trump hatte den Handelskrieg vor einem Jahr mit Sonderzöllen auf Importe aus China losgetreten. Rund die Hälfte der chinesischen Ausfuhren in die USA sind seither betroffen. Auch droht Trump mit einer Ausweitung der 25-prozentigen Sonderzölle auf alle China-Waren im Wert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar. Umgekehrt hat China mit Sonderabgaben auf Importe aus den USA reagiert, die aber mit mehr als 100 Milliarden US-Dollar kleiner sind.
Trump will das Handelsdefizit mit China verringern. Er fordert dafür besseren Marktzugang, einen wirksamen Schutz geistigen Eigentums und wehrt sich gegen zwangsweisen Technologietransfer bei den in China tätigen US-Unternehmen. Er stört sich auch am Staatskapitalismus in China, der mit der Förderung von Staatsbetrieben und anderen Firmen den Markt verzerrt.
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PEKING (dpa-AFX)
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