DAX geht nach Sprung über 10.000 die Puste aus
Feierlaune an der Frankfurter Börse: Der deutsche Leitindex hat nach einer unvergleichlichen Aufwärtsrally die Marke von 10.000 Punkten übersprungen. Eine neue Rekordjagd nimmt der DAX aber zunächst nicht in Angriff.
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Nach einer beeindruckenden Rally in den vergangenen Tagen und Wochen durchbrach der DAX gegen 09:42 Uhr die Marke von 10.000 Punkten. Seit seinem Jahrestief am 15. Oktober legte der deutsche Aktienindex damit um stattliche 19,7 Prozent zu. Damals war der DAX nach enttäuschenden US-Wirtschaftsdaten und großen Sorgen um die europäische Konjunktur auf 8.354,97 Punkte eingebrochen. Die darauffolgende Trendwende mit der unvergleichlichen Aufwärtsrally hatte zu diesem Zeitpunkt kaum ein Anleger erwartet.
Knackt der DAX nun sein Allzeithoch?
Sein Allzeithoch hatte der DAX im Juni bei 10.050,98 Punkten aufgestellt. Ob der DAX diese Marke nun tatsächlich wieder erreichen kann, scheint für viele Anleger selbstverständlich. Denn: Gelingt dem DAX ein nachhaltiger Anstieg über diese Zone, würde laut Charttechnik ein mittelfristiges Kaufsignal mit Zielen von mehr als 10.500 Punkten generiert. Einige Widerstände wurden mit der jüngsten Aufwärtsrally überwunden und könnten nun als charttechnische Unterstützung dienen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der deutsche Leitindex genug Ausdauer besitzt, seine rasante Aufwärtsbewegung auch jenseits der Marke von 10.000 Punkten so ungebremst fortzusetzen. Aktuell sieht es nicht danach aus - dem Leitindex geht am Dienstag die Puste aus, die Gewinne werden komplett wieder abgegeben.
Dass dem DAX auf dem Weg zu seinem Allzeithoch oder kurz danach die Puste ausgehen könnte, scheint nicht verwunderlich, da dieser beeindruckenden Aufwärtsbewegung kaum fundamentale Daten zugrunde liegen - im Gegenteil: Die konjunkturelle Entwicklung in Europa stockt, der Motor der Zugmaschine Deutschland stottert und die Inflation in der Eurozone sinkt weiter auf ein ungesundes Maß. Hinzu kommen die Konflikte in der Ostukraine, die Ebola-Krise in Afrika und die weltweite Verunsicherung durch die Terrorgruppe Islamischer Staat. Seit dem Jahrestief des DAX Mitte Oktober hat sich an diesen Problemen kaum etwas geändert.
EZB-Chef Draghi und die Geldpolitik der Notenbank treiben die Märkte
Vor einigen Wochen hatten Sorgen um die europäische Konjunktur und die weltweiten Krisen die Leitindizes in Europa, Asien und in den USA kräftig unter Druck gesetzt - der deutsche Leitindex war auf sein Jahrestief gerutscht ebenso wie der österreichische ATX, der seinen Boden bei 1.980,53 Punkten gefunden hatte. Nach den schwachen Daten zum Wachstum in Europa war so manchem Investor klargeworden, dass auch die US-Wirtschaft nicht in vollem Glanz erstrahlt. In der Folge hatten Anleger plötzlich jede Gelegenheit zum Verkaufen genutzt.
Die Trendwende eingeleitet und den Startschuss gegeben für die Aufwärtsrally des DAX hatte dann schließlich die Europäische Zentralbank Ende Oktober. Zunächst begann die EZB mit dem Ankauf von Covered Bonds. Obwohl diese geldpolitische Maßnahme nicht unumstritten war und nach wie vor ist - Covered Bonds hoher Qualität sind auch unter Privatanlegern gefragt -, drehte sich die Stimmung der Investoren ins Positive. Zeitgleich wurde außerdem bekannt, dass die EZB erwägt, Unternehmensanleihen anzukaufen. Anfang November startete die Notenbank dann den Kauf von Pfandbriefen, sogenannten Asset Backed Securities (ABS).
Schließlich war es EZB-Chef Mario Draghi, der Mitte November die Leitindizes mit seinen Aussagen weiter nach oben trieb. Fast gebetsmühlenartig erklärte er, dass er jederzeit zu weiteren geldpolitischen Maßnahmen bereit sei, die notfalls auch unkonventiell sein dürfen. Die Märkte nahmen diese Äußerungen fast schon dankbar auf, die europäischen Leitindizes kletterten noch steiler nach oben.
EZB-Maßnahmen verschleiern fundamentale Probleme
Doch - wie gesagt - die fundamentalen Probleme und die weltweiten Krisen bleiben. Nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bleibt der Euroraum das Sorgenkind der Weltwirtschaft. OECD-weit soll die Wirtschaft 2015 um 2,3 Prozent wachsen, die Eurozone schafft nach dem Wirtschaftsausblick der Organisation allerdings nur ein Plus von 1,1 Prozent. Der Euroraum trete auf der Stelle und "ist zu einem großen Risiko für das weltweite Wachstum geworden", heißt es im jüngsten Wirtschaftsausblick der OECD.
Mit dieser Einschätzung steht die OECD nicht alleine da. Die Deutsche Bundesbank warnte vor Kurzem vor Übertreibungen durch die bestehende Niedrigzinsphase. Auf Dauer seien die extrem niedrigen Zinsen ein Risiko für die Finanzstabilität. Besteht nun die Gefahr einer Blase?
Eine Besserung scheint jedenfalls nicht in Sicht: Nach Einschätzung des Bankhauses Julius Bär ist in der Eurozone auch im kommenden Jahr kein kräftiger Aufschwung zu erwarten. Die Schweizer Privatbank geht davon aus, dass die Euro-Wirtschaft im kommenden Jahr um 0,8 Prozent wachsen wird. Zu den weltweiten Krisen kommen nun noch Rezessionssorgen hinzu. Während Japan schon mittendrin steckt, schrammte Deutschland nur knapp an einer Rezession vorbei. Im dritten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 Prozent zum Vorquartal gewachsen, teilte das Statistische Bundesamt in Deutschland vor einigen Tagen mit.
Gibt es für Anleger überhaupt Alternativen zur Börse?
Angesichts der großen Probleme gibt es eigentlich keinen Grund, in Euphorie zu verfallen, nur weil der deutsche Leitindex die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten übersprungen hat. Die schwächelnde Konjunktur, das Pulverfass Ukraine und andere Krisenherde wie der Nahe Osten sowie die von dort ausgehende Terrorgefahr für Europa und die USA geben den Börsen kaum Anlass, von einer Rekordmarke zur nächsten zu jagen.
Doch - allen Widrigkeiten zum Trotz - die Börse ist und bleibt für Anleger derzeit alternativlos, was vor allem auf die niedrigen Zinsen zurückzuführen ist. Für größere Summen auf dem Sparbuch müssen Sparer sogar bereits Strafzinsen bezahlen. Die Deutsche Bank sieht derzeit kaum eine Alternative zur Börse und sagt dem deutschen Leitindex eine große Zukunft voraus: Im kommenden Jahr rechnet das größte Finanzinstitut in Deutschland mit weiteren Kursgewinnen. "Ende 2015 sehen wir den DAX bei 11.500 Punkten", sagte kürzlich der Chefanlagestratege der Bank.
Ein entscheidendes Problem bei Börseninvestments bleibt allerdings: Es wird auch immer wieder abwärts gehen. Darauf sollten sich Anleger auch in den kommenden Monaten einstellen - vor allem wenn der Hunger nach einem neuen Allzeithoch und der Schwung einer Jahresendrally langsam nachlassen.
Von Markus Gentner
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag
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31.05.2013 | Julius Bär kaufen | UBS AG | |
30.05.2013 | Julius Bär kaufen | Credit Suisse Group | |
04.02.2013 | Julius Bär kaufen | S&P Equity Research | |
14.11.2012 | Julius Bär buy | Sarasin Research |
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13.06.2013 | Julius Bär halten | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
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