Morgan Stanley-Ökonomen: Vertrauen in eine V-förmige Erholung?
Das Coronavirus hat die Wirtschaft weltweit zum Erliegen gebracht - die genauen Folgen können bislang nur geschätzt werden. Und während einige von einer Rezession sprechen, zeigen sich einige Morgan Stanley-Ökonomen optimistisch für die Art der Erholung.
• V-förmige Erholung in Basisszenario
• Morgan Stanley sieht Weltwirtschaft in neuem Expansionszyklus
• Drei Faktoren begünstigen Erholung
Nach dem Corona-Crash-Quartal finden sich die Börsen allmählich wieder und legten, getrieben von Lockerungsmaßnahmen und der Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft, wieder zu. Bis die US-Notenbank Federal Reserve die Anleger von ihrer Euphorie herunterholte und gar mit einer düsteren Konjunkturaussicht verschreckte - die Märkte korrigierten einmal mehr. Doch nun zeigen sich Ökonomen von der Investmentbank Morgen Stanley optimistisch.
V-förmige Erholung nach Corona?
Zur Jahresmitte warteten die Ökonomen rund um Chetan Ahya von Morgan Stanley mit einer vergleichsweise optimistischen Aussicht auf: "Wir haben größere Zuversicht in unsere Stimme für einer V-förmige Erholung angesichts der jüngsten Aufwärtsüberraschungen bei den Wachstumsdaten und politischen Maßnahmen." Das schrieb das Ökonomenteam in einer am 14. Juni veröffentlichten Forschungsnotiz, die Bloomberg vorliegt. Man gehe zwar von einer "scharfen, aber kurzen" Rezession aus. Diese soll im zweiten Quartal in einem BIP-Wachstum von minus 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gipfeln. Eine Erholung folge dann aber in gleichermaßen großen Schritten: Die Wirtschaftsexperten rechnen mit einer Erholung bis zum ersten Quartal 2021 auf drei Prozent.
Allgemeinhin zeichnen sich diese Zahlen in einer sogenannten V-förmigen Erholung wieder. Die Faktoren, die diese Erholung begünstigten, benennen die Ökonomen folgendermaßen: Zum einen handle es sich nicht um einen endogenen Schock, der durch große Ungleichgewichte ausgelöst worden wäre. Zum anderen sei anzunehmen, dass sich der Druck beim Schuldenabbau nur moderat gebe. Als dritten Grund, der für eine kurze Rezession spreche, führt Ahyas Team die politische Unterstützung an. Die Maßnahmen würden ihrer Ansicht nach den Aufschwung wirksam antreiben, gibt Bloomberg aus der Mitteilung wieder.
Basisfall vs. Bärenszenario
Dabei handelt es sich jedoch bei der vorangegangenen Annahme um einen sogenannten Basisfall, dem die Morgan Stanley-Ökonomen bestimmte Entwicklungen zugrunde legen. "In unserem Basisfall gehen wir davon aus, dass es bis zum Herbst zu einer zweiten Infektionswelle kommen wird, die jedoch beherrschbar sein und zu selektiven Sperren führen wird." Gleichwohl rechnen die Experten in diesem Basisfall bis zum Sommer 2021 mit einem Impfstoff.
Im Bärenfall gehen die Ökonomen jedoch davon aus, "dass wir uns wieder an die strikten Sperrmaßnahmen halten, die zu Beginn dieses Jahres eingeführt wurden, was zu einem Double-Dip führt", schrieben sie.
Gegenwärtig grassiert an der Börse aufgrund der jüngst gestiegenen Infektionszahlen in China sowieso die Angst vor einer zweiten Infektionswelle. Parallel dazu gibt es noch keine positiven Meldungen zu einem baldigen Impfstoff. Dementsprechend ist die Unsicherheit groß und viele Aussichten sehen wie in diesem Bärenszenario eher trüb aus. Auch der Internationale Währungsfonds malte ein düsteres Zukunftsbild und schürte wenig bis keine Hoffnungen auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft.
Seitens JPMorgan Chase & Co.-Ökonomen wird sogar befürchtet, dass die US-Regierung ihre fiskalischen Maßnahmen zurücknehmen könnte, wenn die Schulden weiter stiegen und das Defizit weiter anzöge. "Diese Wende in der Fiskalpolitik ist zusammen mit den begrenzten Schritten, die von den Zentralbanken erwartet werden, ein wichtiger Faktor, der unserer Prognose für eine unvollständige Erholung bis 2021 zugrunde liegt", zitiert Bloomberg aus einer Notiz der US-Investmentbank.
Redaktion finanzen.net
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