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Aktien: Chance oder Risiko?

26.05.17 17:18 Uhr

Aktien: Chance oder Risiko? | finanzen.net

Wer für die Zeit nach dem Erwerbsleben finanziell vorsorgen möchte, sollte sein Vermögen auf drei Säulen aufbauen: selbst genutzte Immobilien, laufende Erträge sowie ausreichend Liquidität. Dazu zählen auch Aktien.

Diese wichtige Komponente der dritten Säule, nämlich Aktien, wird dabei von Anlegern oft als riskant eingestuft - zu Unrecht.

Geht es um das Thema Altersvorsorge, ist das Prinzip Hoffnung der falsche Weg. Wer einfach nur hofft, dass nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben genügend Geld da ist, um den eigenen Lebensstil aufrecht zu erhalten, wacht in der Regel ernüchtert auf. Denn die staatliche Rente reicht in der Regel nicht aus. Das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Die Alternativen lauten: ein Lottogewinn, eine plötzliche, hohe Erbschaft oder über viele Jahre konsequent umgesetzter Vermögensaufbau.

Die beiden ersten Alternativen scheiden als verlässliches Vorsorgekonzept mangels niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit in der Regel aus. Der dritte Weg ist jedoch in der Praxis erprobt und sorgt, wenn er richtig angegangen wird, im Alter für mehr Geld und weniger Sorgen. Die gute Nachricht: Altersvorsorge ist kein Hexenwerk. Ein gesundes und nachhaltiges Konzept beruht auf nur drei Säulen.

Die erste Säule: selbst genutzter Immobilienbesitz

Mietfreies Wohnen in den eigenen vier Wänden sorgt für geringere laufende Kosten. So wird der monatliche finanzielle Spielraum erweitert und die Lebensqualität erhöht. Zudem bietet die eigene Wohnimmobilie einen Schutz gegen Inflation. Mietpreiserhöhungen sind dann nämlich kein Thema mehr. Gleichzeitig können Immobilien sogar von Inflation profitieren, was eine Rolle spielt, wenn das eigene Heim doch einmal verkauft werden soll oder muss.

Die zweite Säule: laufende Einnahmen

Laufende Einnahmen können aus privaten Rentenverträgen oder aus Lebensversicherungen erfolgen, die in eine lebenslange Rente umgewandelt werden. Ein weiterer Weg ist es, sich eine Lebensversicherung in einer Summe auszahlen zu lassen, das Geld anzulegen und über einen monatlichen Dauerauftrag für laufende regelmäßige Erträge zu sorgen. Das Spielfeld ist weit. Ergänzt werden sollte eine private Rente im Idealfall durch Miet-Einnahmen aus Immobilien.

Die dritte Säule: Liquidität

Liquidität bedeutet nicht nur Cash auf der hohen Kante, sondern auch Wertpapiervermögen. Dazu zählen insbesondere auch Aktien. Denn sie erfüllen gleich drei wichtige Eigenschaften: Durch langfristigen Wertzuwachs schaffen sie Vermögen, Dividenden sorgen zudem für regelmäßige, laufende Einnahmen und damit mehr Liquidität. Und die dritte Eigenschaft sorgt dafür, dass Aktien überhaupt zur Säule "Liquidität" gezählt werden: sie lassen sich schnell und unkompliziert an der Börse verkaufen.

Die Sache mit dem Risiko

Die dritte Säule wird von deutschen Anlegern vernachlässigt. Nicht einmal ein Viertel der verfügbaren DAX-Aktien wird von deutschen Privatanlegern gehalten. Auch bei anderen deutschen Standard-Indizes wie dem MDAX, dem TecDAX oder dem SDax sieht es nicht viel anders aus. Dabei erwirtschaften die dort versammelten Unternehmen überzeugende Gewinne und tragen maßgeblich mit zum Wirtschaftswachstum in Deutschland bei. Woher also kommt die Aktienscheu der Deutschen? In Umfragen geben Deutsche oft an, dass sie Aktien für eine riskante Anlageform halten. Der Begriff "Risiko" sollte deshalb einer kritischen Prüfung unterzogen werden.

Erste Fehlannahme: Volatilität gleich Risiko

Volatilität wird von Anlegern oft mit Risiko gleichgesetzt. Richtig ist: Wenn der Kurs eines Wertpapiers stark im Wert schwankt, erhöht sich das Risiko zwischenzeitlicher Verluste. Gleichzeitig bedeuten Kursschwankungen aber auch die Chance auf steigende Kurse. Die Börse kennt eben nicht nur eine Richtung. Über längere Zeiträume betrachtet, erweisen sich Aktien gerade aufgrund dieser Chance als die Anlageklasse mit den durchschnittlich höchsten Renditen im Vergleich zu anderen Anlageformen.

Zweite Fehlannahme: Aktien sind riskanter als andere Anlageformen

Auch innerhalb des Drei-Säulen-Modells sind Aktien nicht die riskanteste Anlageform. Je nach Gesamtvermögen, Aufteilung des Kapitals und konkretem Investitionsobjekt können beispielsweise Immobilien ein deutlich höheres Risikopotenzial in sich tragen. So ist mancher, der sein Eigenheim zu großen Teilen fremdfinanziert, mit über 100 Prozent seines Gesamtvermögens in nur ein Objekt investiert. Unter dem Aspekt der Risikodiversifikation ist das kein gutes Verhältnis. Ändern sich wesentliche Bedingungen, unter denen die Immobilie einst gebaut oder gekauft wurde, sind hohe Wertverluste und/oder Schwierigkeiten bei der Prolongation des Hypothekenkredits möglich. Das sollte nicht unterschätzt werden. Auch Anleihen sind unterm Strich nicht "sicherer" als Aktien. Zinsänderungen, gegebenenfalls Wechselkursverschiebungen, plötzliche Zahlungsschwierigkeiten des Schuldners sind nur einige Beispiele für Risikofaktoren, die Anleger berücksichtigen müssen.

Dritte Fehlannahme: Risiko lässt sich ausschließen

Ausnahmslos jede Investition bietet nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Deshalb gehört zu jeder Vermögensstrategie auch ein Risikobudget. Das bedeutet im Klartext: Wird eine vorher festgelegte Verlustschwelle von beispielsweise zehn Prozent des Vermögens erreicht, sollten Anleger handeln, um die Wahrscheinlichkeit von weiteren Verlusten rigoros einzuschränken. Der Verkauf von auffälligen Risikopositionen gehört in solch einem Fall zu den wichtigsten Maßnahmen.

Fazit: Anleger sollten beim Aufbau von Vermögen nicht nur auf eine Anlageklasse setzen. Ein möglichst breit gestreutes Aktienportfolio sollte aber in jedem Fall dabei sein, denn Aktien bieten langfristig - nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer höheren Volatilität - die besten Renditechancen.

Die Autorin: Kathrin Eichler (die-vermoegensverwalterin.de) Kathrin Eichler ist Vermögensverwalterin und geschäftsführende Gesellschafterin der EICHLER & MEHLERT Finanzdienstleistungen GmbH.

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