Zyklische Werte haben Nachholbedarf. Ist die gegenwärtige Korrektur der richtige Einstiegszeitpunkt?

Die Erholung der Märkte nach dem massiven Einbruch im Frühjahr wurde im Wesentlichen von technischen Unternehmen getragen. Wieder einmal dominierten die sogenannten FAANG Aktien. Übertroffen wurden sie nur noch von dem Kursfeuerwerk der Tesla Aktie.
Ungeachtet der aktuellen Kurskapriolen bei Grenke oder Nikola Motors, die besondere Gründe haben, hat eine Marktkorrektur begonnen, die viele Analysten als gesund und notwendig ansehen. Die davon geeilten Techwerte trifft es hierbei am deutlichsten und viele fragen sich, ob es nun zu einer Umkehr der Anlageinteressen kommt und zyklische Werte in den Vordergrund rücken.
Zyklische Werte sind per Definition stark konjunkturabhängig und produzieren meist hochwertige, teure Güter, die in guten Zeiten gekauft und konsumiert werden, aber eben nicht lebensnotwendig sind. Beispielhaft seien Unternehmen wie Roayl Caribbean (Kreuzfahrten), LVMH (Luxusgüter) aber auch die Hersteller teurer Autos genannt.
Mit dem Ausbruch der Corona Pandemie und den damit verbundenen Unsicherheiten haben zunächst alle Segmente hohe Kursverluste hinnehmen müssen. Während sich die antizyklischen Werte und vor allem die vorgenannten "Techs" schnell und deutlich erholt haben, gibt es bei den Zyklikern Nachholbedarf.
Mit der Erholung der Weltwirtschaft könnten vor allem deutsche Unternehmen durch ihre hohe Exportorientierung überproportional profitieren. Auch die Wahl von John Biden zum nächsten US Präsidenten könnte sich positiv auf die angespannten Handelsbeziehungen mit den USA auswirken.
Das deutsche Konjunkturprogramm über 130 Mrd. Euro sowie das europäische Notfallinstrument "Next Generation" über 750 Mrd. Euro haben bereits zu einer deutlich verbesserten Stimmung der Unternehmen geführt. Der für Deutschland wichtige Ifo-Geschäftsklimaindex tendiert wieder positiv und spätestes 2021 rechnet man mit einem deutlichen Anstieg des BIP.
Wem die Bewertungen von Tesla, Amazon und Co. zu abenteuerlich vorkommen, findet gerade bei den deutschen Zyklikern aktuell ein Niveau das nicht nur mit einem attraktiven KGV, sondern auch mit auf den MSCI Germany erwarteten Dividendenrendite spannendender sein sollte als 10-jährige deutsche Staatsanleihen.
Natürlich darf man die Risiken nicht ausblenden, die eine hinter den Erwartungen zurückbleibende wirtschaftliche Erholung, der ungewissen Ausgang der US Präsidentschaftswahlen und vor allem der weitere Verlauf der Covid 19 Pandemie beinhalten.
Für langfristig orientierte Anleger kann es trotzdem interessant sein, genau jetzt eine Auswahl an deutschen zyklischen Unternehmensaktien in das Portfolio aufzunehmen, die an einer Erholung des europäischen Binnenmarktes und der Weltwirtschaft partizipieren werden.
Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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