Zinssenkung - Chancen und Risiken für die Märkte
Die US-Notenbank FED wird wohl im September den europäischen Notenbanken folgen und die Zinsen senken.
Welche Reaktionen können folgen, fragt Marc Gabriel, CIIA®, CEFA®, CESGA® Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve.
Die Kapitalmärkte warten auf die Zinssenkung der US-Notenbank FED, die Ende Juli signalisiert hat, dass Zinssenkungen für September angedacht sind. Damit folgt die FED, der EZB und der englischen Notenbank, die bereits die Zinsen um jeweils 0,25 Prozent-Punkte gesenkt haben. Was können die Investoren als Reaktion der Aktienmärkte erwarten?
Zinssenkungen senken die Finanzierungskosten für die Unternehmen, was wiederum die Investitionen und die Expansionsmöglichkeiten der US-Unternehmen fördert. Dies verbessert in der Regel die Gewinnprognosen und in der Folge sollten die Aktienkurse steigen.
Niedrigere Zinsen bedeuten auch, dass die Verbraucher günstiger Kredite aufnehmen können. Damit kann der Konsum angekurbelt werden, was wiederum zu steigenden Unternehmensumsätzen und in der Folge zu steigenden Gewinnen führen wird. Auch dann steigen die Aktienkurse üblicherweise.
Niedrigere Zinsen führen dazu, dass Anleger weniger in Anleihen investieren, da die Renditen dieser Anlageklasse sinken und die Anlage unattraktiver wird. Investoren suchen nach höheren Renditen in Aktienmärkten, was die Nachfrage nach Aktien und somit deren Kurse erhöhen kann.
Zinssenkungen werden als Signal gesehen, dass die Notenbank Maßnahmen ergreift, um die wirtschaftliche Abschwächung zu verhindern bzw. einen Aufschwung zu initiieren. Damit einhergeht, dass die Anleger wieder mehr auf eine Erholung der Wirtschaft setzen und sich wieder trauen, Aktien zu kaufen, um an der Erholung zu partizipieren.
Negativen Reaktionen
Anleger könnten durch eine Zinssenkung besorgt sein, dass die Wirtschaftsprobleme deutlich tiefgreifender und langfristig schwerer zu lösen sind, so dass die Anleger sich von Aktien trennen. Auch könnten aggressive Zinssenkungen dazu führen, dass bei den Anlegern Bedenken hinsichtlich einer zukünftigen Inflationsentwicklung geweckt werden, was sich negativ auf die Aktienmärkte auswirken könnte.
Wir erwarten zunächst eine positive Reaktion der Märkte, insbesondere bei Unternehmen deren Verschuldung hoch ist sowie bei Wachstumsunternehmen. Da der Markt aktuell bereits die Zinssenkungen erwartet, könnte nach der ersten kurzfristigen positiven Reaktion, eine gewisse Ernüchterung erfolgen.
So fiel der EuroStoxx 50 nach der EZB-Zinssenkung (Hauptrefinanzierungssatz um 0,25 auf 4,25 Prozent gesenkt) am 6. Juni 2024 von rund 5.070 Punkten um mehr als sechs Prozent auf rund 4.760 Punkte am 1. August 2024. Damit verlor der Index fast exakt die Punkte, die er seit Februar 2024 (und der Phase der Zinssenkungsspekulation) zugelegt hatte. Wenn sich dies beim S&P 500 ähnlich entwickeln sollte und wir von einer möglichen Zinssenkung am 18. September 2024 die Zeit zurückrechnen, hat der Index vom Mitte Mai (ca. 5.300 Punkte) bis zu seinem Hoch am 16. Juli 2024 rund sieben Prozent zugelegt und befindet sich aktuell bereits im Korrekturmodus.
Im Fazit zeigt die Historie, dass die Aktienmärkte positiv auf Zinssenkungen reagieren, insbesondere wenn diese das Wirtschaftswachstum fördern und das Vertrauen der Märkte stärken. Kurzfristig positive Reaktionen sind das eine, aber für eine langfristig positive Entwicklung ist wichtiger, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die allgemeine Marktstimmung stimmen. Da diese beiden Faktoren aktuell eher für die USA sprechen, sind deren Aktien auch deutlich höher bewertet als die europäischen Titel. Wer antizyklisch agiert, der kann daher in Europa aktuell einige günstige Schnäppchen finden.
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