Vermögensverwalter-Kolumne

Zinsgipfel

16.10.23 09:45 Uhr

Zinsgipfel | finanzen.net

War es das? Haben die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht? Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im September nochmals die Notenbankzinsen um 0,25 erhöht und nun scheint tatsächlich ein Zinsgipfel erreicht. Europas Notenbanker haben zwar die Tür zu weiteren Zinserhöhungen einen kleinen Spalt weit offengehalten.

Aber damit wollen die Notenbanker vor allem verhindern, dass die Kapitalmärkte zu euphorisch werden und dass die Finanzierungsbedingungen sich dadurch zu sehr lockern und der Geldpolitik bei der Inflationsbekämpfung noch in die Quere kommen.

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Die Verbraucherpreise lagen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im September um 4,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Im August hatte die Teuerung noch 6,1 Prozent betragen. Die Daten dürften die Erwartung festigen, dass die EZB die Zinsen nach zehn Erhöhungen in Folge nicht weiter anheben wird - so es keine Schocks gibt. Die Währungshüter haben jedoch auch immer wieder bekräftigt, die Kreditkosten für einen längeren Zeitraum auf restriktivem Niveau halten zu wollen, um die Inflation auf das EZB-Ziel von zwei Prozent zu drücken. Was passiert nun nach dem Zinsgipfel? Die Notenbanken und viele Ökonomen erwarten, dass die Zinsen eine Weile hoch bleiben. Angesichts der Hartnäckigkeit der Kerninflation und der anhaltenden Inflationsrisiken auf der Oberseite erscheint daher die derzeitige Markteinschätzung, dass ein Potenzial für Zinssenkungen im Umfang von 70 Basispunkten im Jahr 2024 besteht, wohl allzu optimistisch. Erst ein schwerer Wirtschaftsabschwung würde die EZB hier zum Handeln zwingen. So bekräftigte auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Zinsen so lange hoch bleiben werden, wie es zur Zähmung der Preise erforderlich ist - selbst wenn die Konjunktur schlingert.

Die neue Welt nach dem Zinsgipfel bringt neue Chancen, aber auch neue Sorgen mit sich. Mittelfristig mag es wieder niedrigere Zinsen geben. Das gilt vor allem für die kurzfristigen Laufzeiten, die durch die Geldpolitik besonders hochgepusht wurden. Chancen finden sich im Anleihebereich, weil sinkende Renditen umgekehrt steigende Kurse bedeuten. Aktien sollten auch davon profitieren. Aber die heutigen Börsenbewertungen passen gar nicht zu den immer noch hohen Anleiherenditen; die Aktienkurse haben die Zeit nach dem Zinsgipfel also schon zu einem guten Teil vorweggenommen. Und wenn die Wucht der geldpolitischen Straffung die Unternehmen erst voll erreicht, bremst

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Längerfristig bleiben daher auch Sorgen - vor allem in Deutschland und Europa. Der Bedarf an Investitionen für den Umbau der Wirtschaft zu mehr Klimafreundlichkeit verlangt große finanzielle Anstrengungen, der Ausbau der Verteidigungsfähigkeit auch. Die Staaten werden sich weiter verschulden müssen. Wenn die Bevölkerung eher schrumpft und das Wachstum damit ebenso, wird die Schulden- und Zinslast drückender. Die Konsequenzen werden wir im nächsten Jahr sehen.

von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

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