Wenn das so weiter geht ...
Der Aktienmarkt zeigt den Skeptikern - ganz Karneval-like - die Nase und steigt weiter.
"... bis morgen früh, so früh" - das Karneval-Schunkellied passt gerade hervorragend auch zu den Aktienmärkten, die allen Crash-Propheten mal wieder die lange Nase zeigen und einfach weitersteigen. Ja, wenn das so weitergeht, steht der DAX schon Ende des Monats über 14.000, der Dow Jones bei 30.000 und der Technologieindex NASDAQ bei 10.000.
Möglich ist das, denn die Aktienmärkte sind im Rallyemodus. Die Kurszuwächse passen auch saisonal in die Zeit: Das 1. Quartal ist üblicherweise stark. Außerdem sind viele Nachrichten, die die Kurse immer mal negativ beeinflusst haben (Trump, Brexit, etc.), aktuell erst einmal ad acta oder eingepreist. Selbst von der Virusepidemie in China scheint die Börse bereits genesen.
Die Skeptiker können es nicht glauben, dass der Markt einfach da weitermacht, wo er das Jahr 2019 beendet hat. Zumal sich die konjunkturellen Aussichten speziell für Deutschland verschlechtert haben. Trumps Strafzoll-Politik hat weltweit die Exportindustrie ins Stottern gebracht. Die deutsche Automobilindustrie und alle damit involvierten Branchen bekommen aufgrund des Umstiegs auf Elektro zunehmend Probleme durch massive Investitionskosten und notwendige Sparmaßnahmen in der bisherigen Produktion. Und der Corona-Virus in China führt zu Ausfällen und Belastungen in den Lieferketten der vernetzen Just-in-Time-Produktion, in der allgemeinen chinesischen Nachfrage und im internationalen Reiseverkehr. Es lassen sich also genug neue Haare in der Börsensuppe finden.
Allerdings: solange die US-Börsen steigen, wird der DAX im Zweifel nach oben mitgezogen. Und im laufenden Jahr gilt für die Profi-Anleger sowieso die Regel: Trump wird alles tun, damit die Wirtschaft im Wahljahr nicht abschmiert. Deshalb wird es keine dramatische Konfrontation mit wem auch immer geben, der Dow Jones darf höchstens für kurze Zeit etwas korrigieren, aber nicht abstürzen. Basierend auf der jährlichen Aktienkursrendite von 11,6 Prozent, zählt Trump in seiner ersten Amtszeit zu den erfolgreichsten republikanischen Präsidenten. Diese Karte wird er ausspielen. "It’s the economy, stupid!", das wusste schon Bill Clinton, der mit diesem Wahlkampfslogan 1992 die US-Präsidentschaftswahlen gewann.
Die Broker und Investmentbanker wissen, dass es nur zwei wirklich ernst zu nehmende Gefahren für die Hausse und damit auch für ihre Jobs gibt: steigende Zinsen und eine Rezession, die die Unternehmensgewinne auffrisst und spekulative Wetten scheitern lässt. Das beste Beispiel war der Aussetzer im Kursaufschwung im vierten Quartal 2018, als sich Zinsängste und Wachstumssorgen breitmachten. Die regierenden Politiker - und hier wieder allen voran Trump himself - werden daher darauf drängen, dass die Zinsen auf ewige Zeit so niedrig bleiben wie jetzt, um neuerliche Verwerfungen an den Finanzmärkten zu vermeiden. Genau darauf bauen auch die Geldmanager und Vermögensverwalter weltweit, wenn sie weiter Aktien kaufen.
Von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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