Vermögensverwalter-Kolumne

Was ist eigentlich aus dem Green Deal geworden?

26.08.20 08:51 Uhr

Was ist eigentlich aus dem Green Deal geworden? | finanzen.net

Corona hat nicht nur die Weltwirtschaft fest im Griff, auch die Nachrichten kennen primär nur dieses eine Thema. Vor dem Ausbruch der Pandemie verging kein Tag, an dem ein Bild von Greta Thunberg in den Nachrichten zu sehen und ihre Mahnungen zum Klimaschutz zu lesen oder zu hören waren.

Ruhig ist es geworden, sowohl um Greta als auch um den Mega Green Deal, den die neue Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sogar als "Europas Man on the Moon Moment" groß angekündigt hat. Mit einem avisierten Volumen von 1 Billion Euro hat des Investitionsprogramms sicherlich das Zeug dazu, hat es doch deutlich mehr "Wumms", als das deutsche Corona Hilfspaket. Die US-Investmentbank Goldmann Sachs bezeichnet den von der EU beschlossenen Green Deal sogar als den größten Wirtschaftsimpuls, den Europa seit dem Marshall-Plan gesehen hat.

An den Finanzmärkten merkt man davon bislang herzlich wenig. Zwar lässt ein Blick auf die Börsen vermuten, dass die Pandemie bereits der Vergangenheit angehört, denn der DAX pendelt wieder um die Marke von 13.000 Punkten und der amerikanische S&P 500 markierte jüngst sogar ein neues Allzeithoch. Jedoch ist zweiteres vor allem dem Interesse der Investoren an den großen Techfirmen geschuldet, welches die Höhenflüge von Unternehmen wie Apple - dieses hat mittlerweile die magische Zahl von zwei Billionen Dollar Unternehmenswert geknackt - und den nicht enden wollenden Aufstieg von Tesla befeuern, was den E-Mobil Hersteller gegenwärtig mehr wert sein lässt, als die gesamte europäische Autoindustrie zusammen.

Die Frage ist, ob diese Bewertungen gerechtfertigt sind oder ob hier irgendwann mit deutlich Luft abgelassen wird. Viele Investoren haben aus Sorge vor weiteren Rückschlägen den Wiedereinstieg in die Märkte verpasst und scheuen sich jetzt auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Mit Blick auf die Bewertungen mancher Tech Titel ist das nachvollziehbar. Eine Alternative sehen manche in den großen und kleinen Pharmaunternehmen, die fieberhaft nach einem Corona Impfstoff suchen. Aber auch dies kommt eher einer Wette gleich, da die Kurse der Unternehmen bereits jetzt durch große Erwartungen getrieben wurden, die letztendlich nicht alle erfüllen werden.

Vielleicht lohnt da der Blick in eine Welt nach Corona, die zwar sicher nicht mehr so wird, wie sie einmal war, doch das ein oder andere Bekannte behalten wird. So trafen sich am 21. August 2020 Greta Thunberg und die deutsche Vertreterin der Fridays for Future Bewegung Luise Neubauer mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und brachten damit das Thema Klimaschutz wieder auf die Tagesordnung. Eine Billion Euro werden in den nächsten dreißig Jahren in das europäische Klimaschutzprojekt investiert werden. Wasserstoff ist ein erklärtes Ziel des Wirtschaftsministers und bietet sicherlich interessante Investitionsmöglichkeiten. Aber aber auch die alteingesessenen europäischen Energieunternehmen, die die Verwandlung vom Energiehersteller zum Energieverteiler begonnen haben, können langfristig zu den Profiteuren zählen, wenn alternativ produzierter Strom gespeichert und transportiert werden muss.

von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.

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