Russland und die Ukraine - Implikationen für die Börse
2022 wird ein politisches Jahr werden, dies hatte sich bereits angedeutet durch die anstehende "Wiederwahl" von Xi Jinping in China, wie auch durch die nach wie vor offene Frage um den Umgang mit dem iranischen Atomprogramm.
Neben anstehenden Wahlen in Europa, unter anderem in Frankreich, hat nun Russland mit einem massiven Truppenaufgebot an der ukrainischen Grenze die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wie werden sich die politischen Themen auf die Börsen auswirken?
Russland steht unter einem enormen Erfolgsdruck im nationalen aber auch internationalen Kontext, daher ist auch eine länger andauernde Spannung ein mögliches Szenario mit Implikationen auf die Energiepreise. Hohe Energiepreise schlagen sich aber direkt auf die Inflationsraten nieder, auf die viele Zentralbankiers so und so schon gebannt blicken.
Eine Schwierigkeit bei einer möglichen diplomatischen Lösung der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine, bzw. der Nato ist die gefühlte mangelnde Koordination des Westens. Der Westen wirkt durch das Afghanistan-Desaster und den politischen Führungswechsel in Deutschland und den USA wenig abgestimmt, was sich nicht zuletzt durch verschiedene Verhandlungsrunden gezeigt hat. Positiv zu vermerken ist, dass es von westlicher Seite, aber auch aus der Ukraine heraus Entspannungssignale gibt, wie ein mögliches Moratorium für einen Nato-Beitritt der Ukraine.
Da ein Einmarsch Russlands in die Ukraine mit hohen Kosten menschlich (möglicher Partisanenkrieg) und wirtschaftlich (unter anderem Stopp von North-Stream 2) verbunden wäre, könnte solch ein Moratorium eine gesichtswahrende Lösung für beide Seiten darstellen.
Insgesamt sind die direkten wirtschaftlichen Kosten der anhaltenden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine für die Welt verkraftbar, selbst die russische Wirtschaft ist nur rund doppelt so groß, wie diejenige der Schweiz. Dennoch dürften sich die Risikoprämien für energieintensive Sektoren in Westeuropa, sprich Industrie und Chemie erhöhen. Weniger betroffen sollten die USA sein und hier speziell Konsum- und Technologiewerte, die jedoch mit den geplanten Zinssteigerungen vor Ort zu kämpfen haben, die nicht zuletzt durch steigende Energiepreise angeheizt werden.
Da eine Verschärfung des Konfliktes nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, halten wir eine gewisse Liquiditätsquote, Teil-Absicherungen und den Aufbau, bzw. Ausbau einer Goldposition für vielversprechend.
Grundsätzlich sollten auch dividendenstarke Aktienwerte, die zu Teilen auch aus dem Öl- und Gassektor stammen, angesichts der Doppelbelastung aus Zinssteigerungen und politischen Herausforderungen sinnvoll sein.
Die Börsenweisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben, also, dass die Börsenteilnehmer nach einem kurzen Erschauern eines möglichen militärischen Konfliktes schnell wieder zur Tagesordnung übergehen, mag grundsätzlich zutreffen.
Nicht vergessen darf man jedoch das größere Bild. Die USA als Weltpolizist hat nach dem Afghanistan-Desaster innenpolitisch keine Mehrheit für weitere militärische Abenteuer. Dies könnte nicht nur Russland, sondern auch den Iran und China ermutigen, eine neue Faktenlage zu schaffen. Daher könnte die Börsianer eine Reihe von politischen Spannungen doch auch trotz der gesunden wirtschaftlichen Erholung weiter zu schaffen machen.
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Von Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen in Starnberg
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