Ruhe bewahren und nach vorne schauen
Aktienbesitzer sollten Krisen aussitzen und nicht in Panik alle Werte verkaufen. Die Geschichte zeigt, dass auf jeden Absturz eine Erholung folgt.
Von Thomas Lenerz, Direktor bei der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH.
Ebenso helfen spezielle Instrumente dabei, Risiken zu reduzieren.
Wenn die Märkte wanken und die Kurse einbrechen, steht immer wieder die gleiche Frage im Raum: verkaufen oder aussitzen? Diese Frage hat dann regelmäßig zwei Seiten, nämlich die fachliche und emotionale. Der Bauch ruft bei Kursverlusten natürlich geradewegs danach, schnell das Portfolio zu bereinigen, um auf keinen Fall noch mehr Verluste zu erleiden. Der Verstand - und damit auch ein neutraler Profi - hingegen rät dazu, Ruhe zu bewahren und gelassen fürs Erste an der Strategie festzuhalten.
Schaut man auf die internationalen Leitindizes, ist dieser Weg auch der richtige. Nehmen wir den Dax in diesem Jahr. Er notierte Anfang des Jahres bei rund 10.485 Punkten und fiel dann zeitweise auf nur ca. 8800 Punkte ab; das war Mitte Februar. Wer dann seine deutschen Aktien verkauft hat aus Angst, einen weiteren Sinkflug hinzunehmen, hat mehr als 15 Prozent Wertverlust realisiert. Aber das ohne Not. Denn Ende Oktober notierte der Dax wieder bei mehr als 10.700 Punkten und damit rund zwei Prozent über dem Einstiegskurz zu Jahresbeginn. Wer also die Abwärtsbewegung im Februar ausgesessen hat, steht jetzt besser da als vor dem Absturz. Zudem hat er im Frühling - je nach Aktie -zusätzliche Dividendenzahlungen mitnehmen können, die die Rendite natürlich noch einmal verbessert haben.
Die Aktie bleibt ein Sachwertinvestment, das, eingebettet in einen langfristigen Horizont, stabile Gewinne erwirtschaften kann. Aber es geht eben um den Faktor Zeit. Kurzfristige Spekulationen - sei es auf fallende Märkte, auf rasante Kurssprünge oder, oder, oder - haben nichts mit einer strategischen Aktienkultur zu tun. Die Aktie entfaltet ihre Potenziale im Laufe der Jahre oder auch Jahrzehnte und lässt sich von einem kleinen Gegenwind nicht aus der Ruhe bringen. Auch dabei hilft wieder der Blick in die historischen Kursverläufe allein des deutschen Aktienindex. Auf jeden Ausschlag nach unten folgte wieder eine deutliche Korrektur nach oben, die immer zu höheren Notierungen führte als je zuvor. Wer in diesen Situationen an seine Aktienstrategie geglaubt hat, konnte (oder kann sich auch noch heute) an einem ordentlichen Plus im Portfolio erfreuen. Zumal er nicht in der misslichen Lage steckte, nach einem schwachen Verkauf bei anziehenden Märkten wieder teurer einkaufen zu müssen.
Natürlich kann es auch nötig sein, hin und wieder einen Wert komplett aus dem Portfolio zu verbannen, wenn die Parameter nicht mehr stimmen. Keine Dividende, sinkende Umsätze, strategische Schwierigkeiten, ein unsicheres regulatorisches oder politisches Umfeld, Vertrauensverluste der Märkte: Es existieren viele Gründe, die ein Unternehmen für Investoren unattraktiv machen können. Dies ist dann aber eine strategische Allokationsentscheidung, um das Portfolio abzusichern, und hat nichts mit einer emotionalen Überlegung zu tun.
Apropos strategische Entscheidung: Diese kann auch darin beruhen, Sicherungsmechanismen ins Depot einzuziehen, um Risiken und Schwankungen zu begrenzen. Dafür gibt es eine ganze Reihe an Instrumenten, die Renditechancen bewahren, aber gleichzeitig erhebliche Abstürze - zumindest eines Teils der Werte - vermeiden können. Dazu gehören Express- und Discount-Zertifikate und verschiedene Arten von Optionen. Dabei kommt es aber darauf an, eine selektive Auswahl zu treffen und sich nicht nur auf ein bestimmtes Investment zu konzentrieren.
In Kombination mit einer gewissen Gelassenheit und einer langfristigen Ausrichtung sorgen diese Instrumente dafür, dass Investoren auch in volatilen Zeiten ruhig schlafen können - und später die Früchte genießen.
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag