Protektionismus, Digitalisierung & Investmentimplikationen
Ständige Veränderung ist eine der wenigen Konstanten unserer Zeit. Mit Veränderung verbinden wir meist Fortschritt und mehr Wohlstand.
Von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz
Billigend nehmen wir mit Hinweis auf Schumpeter und seine Theorie der Kreativen Zerstörung Kollateralschäden in Kauf. Altes muss Neuem weichen. Was in der Theorie wohl klingt, trifft viele Familien hart. Neben der Globalisierung bedrohen nun neue Technologien und Geschäftsmodelle ganze Industrien und Millionen von Jobs.
Das Aufbäumen der alten Welt manifestiert sich dabei vor allem gegen eine globalisierte Welt und die Konkurrenz aus Billiglohnländern - denn hier kann man ganz praktisch Mauern bauen und Handelsverträge kündigen. Hier scheint das Prinzip ein Nullsummenspiel mit Gewinnern und Verlierern. Die Jobs die ich zurück ins Land hole verlierst Du. Doch was dann?
Der wirkliche Feind ist wohlmöglich unsichtbar und nicht menschlich. Wie wollen wir den stoppen? Können wir Fortschritt überhaupt verhindern? Die Lehren aus der Vergangenheit zeigen klar auf: Nein! Jede Epoche erlebt Veränderung und die Frage ist wie wir damit umgehen. Wie können wir uns als Investoren positionieren?
Exponentielle Technologien
Veränderungen im wirtschaftlichen Bereich waren in der Vergangenheit meist durch Industrien initiiert, die Menschen neue Arbeitsbereiche ermöglichten. Die neuen Technologien machen alte Industrien heute nun vor allem effizienter und tun dies gleich auf globaler Bühne. Das Ziel ist eindeutig die Reduzierung der eingesetzten Arbeit.
Die mit Abstand bedrohlichste Entwicklung für die Menschheit könnte die Künstliche Intelligenz sein. Sie funktioniert wie ein Brandbeschleuniger und legt sich wie ein unsichtbares Netz über alles. Die Umwälzungen durch exponentielle Technologien werden schneller und konsequenter sein, als Vieles was wir bisher gesehen haben.
Die Beschleunigung der Entwicklungen spiegelt sich entsprechend auch auf den Kapitalmärkten wider. War die durchschnittliche Verweildauer eines Unternehmens im S&P 500 in den 1920er Jahren noch 67 Jahre, sind es heute weniger als 15 Jahre. Mit anderen Worten: eine Firma hatte damals 67 Jahre Zeit bevor Sie durch Wettbewerb verdrängt wurde.
Die heutigen Entwicklungen kommen einem modernen Massensterben gleich. In zehn Jahren - so wird erwartet - werden 40 Prozent der Fortune 500 Unternehmen nicht mehr in ihrer derzeitigen Form existieren. Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie als Investor stehen? Nur wenige Geschäftsmodelle werden voraussichtlich in ihrer heute bekannten Form bestehen bleiben.
Investmentimplikationen
The winner takes it all: Die neuen Technologien fördern die Tendenz, dass es nur einen Gewinner gibt und monopolähnliche Strukturen entstehen. Eine Positionierung in den führenden Unternehmen der Digitalisierung ist ratsam. Die Verlierer identifizieren: Ein anderer Blickwinkel auf die Entwicklungen rund um neue Technologien stammt von Warren Buffett. Anstelle der wenigen Gewinner im durchaus unübersichtlichen Rennen um zukünftige Marktmacht zu bestimmen, ist es womöglich einfacher, die Verlierer dieser Entwicklung zu identifizieren.
Langweilig ist gut: Wiederrum sind manche Bereiche der Wirtschaft relativ schwierig durch Technologie zu ersetzen. Solche und ähnliche Geschäftsfelder versprechen eine relativ niedrige Wahrscheinlichkeit durch technischen Fortschritt überrollt zu werden und stellen dadurch relativ verlässliche Anlagemöglichkeiten dar.
Lokale Champions: Nicht zuletzt stellt auch der zunehmende Protektionismus eine ernsthafte Gefahr für viele global agierende Unternehmen dar. Daher bietet es sich an, eher lokale oder regional orientierte Unternehmen als Gegengewicht zu global orientierten Unternehmen mit in Ihr Portfolio aufzunehmen.
Für eine detailliertere Betrachtung sowie konkrete Anlageempfehlungen ist der vollständige Bericht Das Aufbäumen der alten Welt unter http://priopartners.ch/k/anlagekommentar/ abrufbar.
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