Vermögensverwalter-Kolumne

Mythos risikolose Kapitalanlage

11.09.17 08:44 Uhr

Mythos risikolose Kapitalanlage | finanzen.net

Der harten Wirklichkeit und Realität von Zeit zu Zeit zu entfliehen und die Seele einfach baumeln zu lassen, hat für uns Menschen grosse Anziehungskraft.

Im Privaten legen wir gerne einmal die Füsse hoch und lassen uns berieseln. Was im Privaten gut oder sogar notwendig ist, ist im Bereich der Kapitalanlage fahrlässig. Investoren dürfen Ihre Seele - so schwer es ist - nicht einfach baumeln lassen. Im Bereich der Kapitalanlage ist das Äquivalent des Füsse-hoch-Legens der Glaube an die risikolose Kapitalanlage.

Cash - falls Sie glauben, dass Ihr Cash tatsächlich auf der Bank liegt, so muss ich Sie enttäuschen. Die Banken haben das Geld längst entweder in Form von Krediten vergeben oder haben es bei der Zentralbank parkiert. Sie haben nur eine Schuldverschreibung der Bank die Ihnen (und allen anderen) verspricht, dass Sie Ihr Geld schon zurückbekommen. Wenn Sie nun einwenden, dass Ihr Geld ja dann bei der Zentralbank in Sicherheit ist, sei angemerkt, dass Ihr Geld auch selbst dort nicht ist! Entweder wurde es in eine Ramschanleihe "investiert" (je nachdem was gerade en vogue ist) oder es ist im Rahmen der Target 2 Salden irgendwo sonst in Europa. Ihr Geld ist in jedem Fall nicht dort wo Sie es vermuten würden. Neben dem Risiko des Totalverlusts verliert Ihr Geld ganz nebenbei auch an Kaufkraft, wenn Sie nicht sogar Negativzinsen zahlen müssen.

Staatsanleihen - das Staatsanleihen in der Theorie immer noch als risikolose Kapitalanlagen bezeichnet werden, ist wohl der "Alternativlosigkeit" geschuldet. Der Staat kann natürlich über die Zentralbank Papier drucken und es Ihnen in die Hand geben, aber es stellt sich die Frage nach der Werthaltigkeit einer solchen Anlage heutzutage schon deutlich.

Unternehmensanleihen - auch hier gilt es einen Zahlungsausfall nie auszuschliessen, selbst wenn es ordentlich geführte Unternehmen sind. Wie schnell sich das Blatt wenden kann, hat man schon mehrfach beobachten können.

Aktien - das Bewusstsein, dass Aktien volatil sind, ist wohl bekannt. Doch das Auf und Ab einer Aktie ist nicht das wirkliche Risiko. Das grösste Risiko ist zu viel zu bezahlen und am Ende mit deutlich weniger Kapital da zu stehen. Ein gutes Unternehmen ist eben nur dann auch ein gutes Investment, wenn man es günstig kaufen kann.

Und so geht es mit anderen Asset Klassen weiter. Eine risikolose Anlage gibt es nicht und deshalb ist ein gutes Verständnis der wirtschaftlichen und historischen Zusammenhänge im Anlagebereich unerlässlich. Schlussendlich sollte man auch nur in diejenigen Anlagen investieren, von denen man etwas versteht und von allem anderen Abstand nehmen. Gerade in Zeiten wie heute gilt es weiter zu denken und weitsichtiger zu handeln, als es in Phasen niedriger Bewertungsniveau und ansprechender Zinsen der Fall wäre.

Von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz

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