Vermögensverwalter-Kolumne

Mythos Inflation

10.07.17 11:20 Uhr

Mythos Inflation | finanzen.net

Von den Zentralbanken bekommen wir Tag ein Tag aus zu hören, dass ein Inflationsziel von zwei Prozent für das Funktionieren unserer Volkswirtschaft und unserem Wohlstand unabdingbar ist.

Was bedeutet Inflation? Vor allem doch, dass Geld über Zeit an Wert verliert. In der Theorie soll Inflation den Konsum anregen - da man sich später weniger für denselben absoluten Betrag leisten kann. Genauso soll Inflation Investoren dazu anregen, Geld in neue Ideen und Unternehmen zu investieren. Inflation ist sozusagen der Motor der Volkswirtschaft. Aber ist das wirklich ausschliesslich so?

Wenn durch Inflation Geld weniger Wert wird, ist Inflation doch auch eine schleichende Enteignung von Sparern. Viel mehr noch werden genau diejenigen enteignet, die nicht viel Geld für Investitionen auf die Seite schaffen können, um sich so vor der Geldentwertung zu schützen. Es trifft die kleinen Leute. Daher kann Inflation auch sozial ungerecht sein.

Daher überrascht es schon, dass Zentralbanken und die Politik ein offizielles Inflationsziel vorgeben - also ein offizielles Ziel zur Entwertung des Vermögens der eigenen Bevölkerung! Bei zwei Prozent Inflation pro Jahr verliert Geld innerhalb der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Bürgers fast vollständig seinen Wert.

Wenn wir auf die heutige Situation Bezug nehmen, dann wundert es schon, dass es keinen Aufschrei in der Bevölkerung gibt. Die normalen Bürger werden schleichend enteignet - oder wer bekommt noch einen nennenswerten Zins von der Bank? Auch wenn Inflation vielleicht noch nicht so stark an der Supermarktkasse angekommen ist - ist es doch leicht nachvollziehbar wie stark die Geldentwertung aufgrund der Geldschwemme der Zentralbanken in allen denkbaren Vermögenswerten Ihr Unwesen treibt. Seien es beispielsweise Anleihen, Aktien oder Immobilien. Die Kaufkraft ist je nachdem gerade auch im Bereich von Immobilien kaum noch Ihren Namen wert.

Dabei hört man von vielen Marktbeobachtern durchaus auch das Argument, dass die zentral orchestrierte Geldentwertung vor allem aufgrund der hohen Verschuldungsgrade der Staaten vorangetrieben wird. Klar ist zumindest, dass Inflation denjenigen entgegenkommt, die sich in der Vergangenheit hoch verschuldet haben.

So bereitet der krampfhafte Versuch mit allen Mitteln ein wie auch immer gemessenes Inflationsziel zu erreichen nicht nur den Boden der nächsten Finanzkrise, sondern wird zu Spannungen und Gegenbewegungen in der Gesellschaft führen. Daher sollten auch diejenigen die derzeit von der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken profitieren ein inhärentes Interesse an einer Mässigung der Entwicklungen haben. Der kurzfristige Profit wird die langfristigen Schäden sonst nicht aufwiegen.

Von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz

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