Vermögensverwalter-Kolumne

Mythos Dividende

09.01.17 11:46 Uhr

Mythos Dividende | finanzen.net

Sind Aktien wirklich deshalb attraktiv, weil Sie eine hohe Dividendenrendite versprechen? Mythos Dividende hinterfragt diese Annahme. Was bedeutet es, wenn ein Unternehmen eine Dividende auszahlt?

Es fliesst Kapital aus dem Unternehmen an die Eigentümer. Es wird also Kapital entzogen, das ansonsten in neue Geschäfte hätte investiert werden können. Andererseits ist man als Eigentümer froh Cash zu erhalten, anstelle alleinig von dem Kursverlauf der Aktie abhängig zu sein. Ist es aus Investmentperspektive nun gut oder schlecht, dass Sie als Aktionär Cash erhalten?

Nehmen wir an, dass das Unternehmen, an dem Sie Aktien halten, in einem hoch profitablen Geschäft tätig ist und dass das Management das eingesetzte Kapital mit einer Rendite von 10% pro Jahr steigern kann. Wollen Sie solch einem Unternehmen Kapital entziehen? Dies macht nur dann Sinn, wenn Sie das erhaltene Kapital mit einer höheren Rendite an einem anderen Ort einsetzen können.

Andererseits gibt es Unternehmen, die furchtbar schlecht unterwegs sind und nur noch von den guten alten Zeiten leben. Das Management sitzt auf viel Cash, weiss aber nichts damit anzufangen. Als Aktionär wollen Sie, dass solch ein Unternehmen eine möglichst hohe Dividende auszahlt, da befürchtet werden muss, dass das Management Kapital vernichtet. Nur - wer möchte an solch einem Unternehmen überhaupt beteiligt sein?

Im folgenden Beispiel wurde 1 Million in die Cash-Cow AG investiert. Das Unternehmen schafft eine 10% Rendite auf das eingesetzte Kapital. Die linke Säule zeigt Ihnen das Szenario 1 Kapitalabfluss, in dem Ihnen pro Jahr 3% Dividendenrendite ausbezahlt wird. Der Gesamtertrag nach 10 Jahren beläuft sich auf 2.381.645 (Summe aller Dividenden plus Kapitalisierung des im Unternehmen gebundenen Vermögens mit 10%). Auf der rechten Seite sehen Sie dasselbe Unternehmen im Szenario 2 Kapitalisierung, wobei Ihnen keine Dividende ausbezahlt wird. Der Gesamtertrag nach 10 Jahren beläuft sich auf 2.593.742. Der Renditeunterschied von 212.098 ist beeindruckend und entspricht rund 20% des ursprünglich eingesetzten Kapitals.

Abbildung 1: Mythos Dividende

Als Investor sollten Sie am maximalen Gesamtertrag interessiert sein. So lange das Management Ihres Unternehmens seinen Job gut macht, sollten Sie dabeibleiben und sich möglichst geringe Dividenden wünschen. Falls Sie Kapitalbedarf haben, dann lohnt es aus Anlageperspektive einen stufenweisen Teilverkauf Ihrer Anteile zu erwägen (Themen wie bspw. Stimmrechte oder Sperrfristen sind aus Gründen der vereinfachten Darstellung ausgeklammert). In manchen Ländern sind Kapitalgewinne zudem von der Steuer befreit.

Fazit: Eine Dividende entzieht einem Unternehmen Kapital. Ob dies gewünscht ist, hängt vor allem von den Präferenzen der Aktionäre ab. Eine Dividende ist jedoch bei Weitem kein Zeichen für die Qualität eines Unternehmens, denn diese hängt vor allem von der nachhaltigen Ertragskraft des Unternehmens ab.

von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz

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