Kryptos und FTX Der letzte Skandal?
Die Pleite des Kryptohandelsplatzes FTX hat einige weitere Kryptounternehmen mit in den Abgrund gerissen. Und auch wenn es nicht klar ist, ob die Pleite aus bösem Willen, Betrug oder einfach nur aus Unfähigkeit erfolgte, ist eines doch schon klar: dass es so weit kommen konnte, ist ein Skandal. Doch er wird nicht der letzte seiner Art bleiben.
Skandalös ist dabei vor allem die Leichtfertigkeit, mit der private wie auch institutionelle Anleger einer unregulierten, auf den Bahamas beheimateten Firma ihr Geld anvertraut haben. Anleger, die sich wegen einiger Zehntel-Punkte bei Zins und Gebühren mit ihrer Hausbank streiten, legen hier vollkommen vertrauensselig Millionenbeträge an. Interessant ist dabei auch, dass noch nicht einmal ganz sicher ist, wo das Unternehmen FTX eigentlich seinen wirklichen Sitz hat.
Klar scheint aber, dass der Chef von FTX, Typ lieber Junge, selbst nicht so genau wusste, welches Spiel er da spielte. Oder vielleicht sollte man eher sagen: er spielte und alle anderen nahmen es ernst.
Es gehört zur Faszination der Kryptomärkte, dass schillernde, anarchische Figuren hier als Helden gefeiert werden können. Das Gegenteil eines Bankers im Anzug ist ein kleiner Junge in Badelatschen. Aber nicht vergessen: der Banker ist der Böse in diesem Vergleich. Es wäre wert zu hinterfragen, warum der Ruf der Banken so schlecht ist, dass Gestalten wie der FTX-Chef im Vergleich wie Lichtgestalten wirken.
Wobei es vielleicht auch einfach ist zum Guru zu werden, wenn ohne eigenes Zutun das Geld der Kunden immer mehr wird. So geschehen in den vergangenen Jahren an den Kryptomärkten. Viel falsch konnte da niemand machen, es ging ja immer aufwärts. Und wenn an der ein oder anderen Stelle einmal Kryptos abhanden kamen, ließ sich das zum einen verschmerzen und zum anderen mit noch mehr Geld aus den noch immer sprudelnden Gewinnen zudecken. Die sinkenden Kryptokurse sind der Auslöser, einmal genauer hinzuschauen.
Manches Krypto-Geschäftsmodell wird nicht überleben, manches Krypto-Unternehmen noch vom Markt verschwinden. Doch eines ist klar: sobald die Kurse wieder steigen - und das werden sie - wird auch die Bereitschaft zum Vertrauen wieder größer werden. Die Anleger werden Risiken wieder weglächeln in der Hoffnung auf das diesmal ganz große Geld. Es wird neue Skandale geben, FTX wird nicht der letzte gewesen sein. Doch vielleicht hat er insofern einen Nachhall, als dass Anleger nicht ganz so trunken vor Freude in Kryptos investieren wie vorher. Dann lassen sich zwar die Skandale nicht vermeiden. Aber man selber ist nicht dabei.
von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Z-Invest GmbH, Köln
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