Japanische Aktien - Große Chancen in einem vernachlässigten Markt
Seit Jahren ist Japan nicht mehr im Focus deutscher Anleger. Die Vernachlässigung der drittgrößten Volkswirtschaft und ihrer Unternehmen ist aktuell nicht angebracht. Vielmehr bietet Japan Aktienanlegern gute Chancen und eine gute Diversifikationsmöglichkeit. Die Gründe sind vielfältig.
Die japanische Wirtschaft wächst in diesem Jahr um ca. 1,75 Prozent. Für 2023 ist mit einem Anstieg von 1,60 Prozent zu rechnen. Gleichwohl bleibt die Entwicklung nicht gradlinig, wie die Zahlen für das 3. Quartal mit einem Rückgang von 0,3 Prozent zeigen. Vielmehr ist eine weitere Unterstützung durch Konjunkturprogramme und ähnliche Maßnahmen weiter nötig und die Regierung ist gewillt, diese zu leisten. Die Inflation, die in Japan weiterhin bei zwei bis drei Prozent niedrig liegt, scheint ihren Höhepunkt bereits überschritten zu haben. Die japanische Notenbank wird ihre sehr lockere Geldpolitik weiter fortsetzen und so für ein stimulierendes Umfeld sorgen. Alles im Allem ein volkswirtschaftliches Szenario, welches positiv von den Rezessions- und Inflations-Szenarien in den USA und Europa abweicht. Auf der Unternehmensseite sind weitere erfolgsversprechende Aspekte zu berücksichtigen. Zum ersten sind japanische Akten mit einem KGV von ca. 11,5 relativ und absolut preiswert. Wichtiger ist jedoch, dass die Unternehmen ihre Sichtweise bei aktuellen Managementaufgaben stark verändern. Aktionärsfreundliche Politik, zum Beispiel hohe Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe, weisen noch ein großes Potential auf. Auch Nachhaltigkeitskriterien, die eine neue Dynamik in Unternehmen auslösen, stehen erst seit kurzem auf der Agenda. Insgesamt verändert sich viel in japanischen Unternehmen. Diese Entwicklung wird sich in dem konservativen Land weiter fortsetzen und neue Wachstumsmöglichkeiten freisetzen. Japanische Unternehmen sind in diversen Segmenten Markt- und Technologieführer, so bei Robotics, Elektronik und in der Energiewirtschaft. Die Konzentration auf diese Segmente wird den Export weiter unterstützen. Gleichzeitig konzentriert sich Japan weiter auf die Belebung des inländischen Konsums. Eine weitere Branche ist aktuell die Tourismusbranche, die aktiv belebt wird, da die Einbußen in der Coronazeit noch nicht aufgeholt wurden. Positiv wirkt ebenfalls, dass eine Reihe von coronabedingten Einschränkungen aufgehoben wurde und sich das Land wieder vollständig für touristische Reisen geöffnet hat. Insgesamt bietet die japanische Wirtschaft viele Ansatzpunkte für vielsprechende Aktienanlagen. Eine besondere Berücksichtigung muss in Japan immer auf die Währungsseite gerichtet sein. Der Yen notierte in diesem Jahr bedingt durch die auseinanderlaufenden Zinsspreads sehr schwach gegenüber dem US-Dollar und dem Euro. Gegenüber dem US-Dollar belaufen sich die Verluste aktuell auf rund 23 Prozent, gegenüber dem Euro auf zwölf Prozent. Sofern die Zinsspreads nicht weiter auseinanderlaufen ist eine Erholung des Yens im nächsten Jahr sehr plausibel. Ausländische Anleger, die den Markt bisher vernachlässigten, könnten auf diesem Weg motiviert werden stärker zu investieren. Damit würde sich die Nachfrage nach Aktien und der Währung weiter verstärken und den Aufwärtstrend unterstützen. Die Anlagemöglichkeiten in japanischen Aktien sind vielfältig. Neben einem klassischen ETF auf den Nikkei 225, zum Beispiel B. iShares Nikkei225 (WKN A0H08D) bieten sich insbesondere aktive Fonds an. Hier können Fonds von japanischen Asset Managern, wie beispielsweise Mitsui Sumitomo Trust und SPARX Asset Management von ihrer regionalen Expertise besonders profitieren.
von Uwe Wiesner, Vermögensverwalter der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin
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