Vermögensverwalter-Kolumne

Jahresauftakt mit Allzeithoch

18.01.21 09:19 Uhr

Jahresauftakt mit Allzeithoch | finanzen.net

Neue Allzeithochs wurden erreicht. Corona und Trump konnten es nicht verhindern. Der Jahresauftakt ist gelungen meint Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

In Deutschland und USA haben die Aktienindizes neue Rekordstände erreicht. Die Zeichen stehen gut, dass es in diesem Jahr weiter aufwärts geht. Es ist wie ein Déjà-vu: Im Januar 2020 standen die Aktienmärkte ebenfalls auf Rekordständen, und die Stimmung unter den Anlegern war weiter zuversichtlich. Wir wissen, es kam etwas anders, und dennoch - unglaublich, aber wahr: Auch zu diesem Jahresanfang stehen die Märkte wieder auf Höchstständen, und man muss konstatieren, dass gerade wegen der Corona-Krise die Aussichten erneut positiv sind.

Ein guter Jahresauftakt ist börsenpsychologisch sehr wichtig. Viele Anleger messen dem Abschneiden in der ersten Handelswoche eine Indikatorfunktion für das Gesamtjahr bei. Der neue Höchststand im Dax liegt nun bei 14.133 Punkten. Seit dem Tief im vergangenen Frühjahr hat er somit mehr als 70 Prozent zugelegt. Während manche privaten Anleger skeptisch fragen, wie lange die Rallye noch weitergehen kann, sind die meisten Anlageprofis zuversichtlich hinsichtlich weiterer Kursgewinne.

Es passiert zwar häufig, dass die Aktienmärkte zunächst eher freundlich in ein neues Jahr hineinstarten, doch es gab zum Jahreswechsel durchaus Ereignisse mit Potential, die Kursstimmung zu drücken. Die Erstürmung des Kapitols der Vereinigten Staaten in Washington durch Trumps Anhängerschaft hat ein politisches Nachspiel, das in den USA zu weiteren Unruhen führen könnte.

Hierzulande befindet sich Deutschland fest im Griff der zweiten Corona-Welle. Der wirtschaftliche Lockdown zieht sich hin, mit immer neuen Verschärfungen. Die Impfkampagne gewinnt langsamer als erhofft an Fahrt, so dass erst im Herbst mit einer Immunität der Bevölkerung zu rechnen ist. Für zahlreiche Unternehmen bedeutet dies weitere Belastungen. Doch diese Risiken blenden die Aktienmärkte aktuell aus.

Denn in der Langfristperspektive fällt es leicht, für die Aktienmärkte positiv gestimmt zu sein. Dafür gibt es mehrere Gründe: International ruht viel Hoffnung auf dem neugewählten US-Präsidenten Joe Biden, mit dem der unberechenbare Politikstil der USA zunächst einmal Geschichte ist. Allzu einseitige Prognosen, wonach bei einem Wahlsieg des Demokraten der weltweit größten Volkswirtschaft wochenlange Straßenschlachten und eine tiefe Verfassungskrise drohen, sind nicht eingetreten. Noch-Präsident Donald Trump mag das Ergebnis nicht anerkennen, doch ändern kann er nichts mehr daran. Deutsche und europäische Unternehmen mit starkem US-Geschäft werden nicht mehr unter den Stimmungsschwankungen eines Präsidenten leiden, der an einem Tag Zölle androht, um sie in den Folgetagen wieder infrage zu stellen oder sie mit neuerlichen Attacken gegen Handelspartner der USA zu toppen.

Endlich konnte der US-Kongress zuletzt auch die von Trump immer wieder blockierten Konjunkturhilfen im Umfang von rund 900 Milliarden Dollar auf den Weg bringen. Da die Demokraten doch noch die faktische Stimmenmehrheit im Senat eroberten, wird dem neuen Präsidenten Joe Biden die Umsetzung seiner Ausgabenpläne erleichtert. Zur Bekämpfung der Corona-Krise strebt Biden ein weiteres billionenschweres Konjunkturpaket an.

Auch in Europa sollte sich die Konjunktur zunehmend erholen, je mehr man die Corona-Pandemie durch Impfungen in den Griff bekommt. Großbritannien hat zwar den Austritt aus der EU jetzt endgültig vollzogen, doch zumindest wurde ein harter BREXIT durch eine Einigung kurz vor Jahresende vermieden.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Notenbanken in Europa und den USA werden die Zinsen noch lange niedrig halten und die Märkte mit Liquidität versorgen. Die Fed strebt Vollbeschäftigung an, die EZB dauerhaft höhere Inflation. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis diese Ziele erreicht werden. Die expansive Geldpolitik dürfte Aktien daher weiterhin Auftrieb geben.

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