Vermögensverwalter-Kolumne

Ich bin kein Crash-Prophet, aber.....

05.11.19 11:10 Uhr

Ich bin kein Crash-Prophet, aber..... | finanzen.net

Er hatte lange Anlauf genommen, dann schaffte es der Dax mal wieder über die 13.000 Punkte. Und während die Börsen feiern, in den USA sogar mit Rekordständen, bleibt eine Frage unbeantwortet: Wie lange kann das noch so weitergehen?

Werte in diesem Artikel
Indizes

19.984,3 PKT 135,6 PKT 0,68%

Die Standardantwort der Chefvolkswirte und Analysten lautet: solange Aktien alternativlos sind. Also solange, wie mit Zinspapieren nichts zu verdienen ist. Solange die Notenbanken also die Zinsen so niedrig halten. Diese Betrachtung hat einiges für sich, schwächelt aber in zwei wesentlichen Punkten.

Zum einen: mit Zinspapieren war nicht wenig, sondern enorm viel Geld zu verdienen. Nicht für denjenigen, der die Papiere wegen des Kupons kauft und bis zur Endfälligkeit hält. Wer aber Rentenpapiere mit dem Blick auf Kurssteigerungen kaufte, hat mit Sicherheit ganz gut verdient. Der andere Schwachpunkt ist die Qualität der Aktien: eine hohe und mit billigem Geld gepuschte Nachfrage hat alle Aktien steigen lassen. Die Bewertung mancher Häuser ist so hoch, dass selbst in Jahrzehnten der Einstiegspreis nicht aus den Dividenden zurückverdient werden kann.

Die beiden Punkte zusammengenommen bedeuten jetzt vor allem eines: Rentenpapiere wie Aktien sind stark im Kurs gestiegen. Sie sind teuer. Und irgendwann werden die Investoren das merken. Irgendwann verkauft jemand, weil er nicht mehr an weitere Gewinne glaubt. Und dann?

Dann wird es für Anleger so richtig bitter. Denn so wie Aktien und Renten gleichermaßen nach oben liefen, was die Kurse anging, so werden sie auch parallel nach unten gehen. Verluste auf der einen Seite sind dann nicht mehr durch Gewinne auf der anderen aufzuholen. Und das bedeutet: Kursverlust durch Ausverkauf.

Höhere Zinsen wären ein Auslöser, aber auch eine der vielen Krisen weltweit. Kriege oder Klimakatastrophen waren noch nie gut fürs Geschäft - und drücken böse auf die Stimmung. Angesichts der Vielzahl der Krisen ist es verwunderlich, dass die Märkte so steigen. Etwas mehr vornehme Zurückhaltung wäre schon angebracht. Aber noch hat der Giermodus die Märkte fest im Griff und jeder hat Angst, zu früh auszusteigen. Zudem stehen wir gerade in dem Halbjahr (November-April), in dem historisch gesehen die Märkte fast immer steigen. Insofern ist es durchaus schlau, zunächst mitzumachen und im Markt zu bleiben. Danach ist dann das berühmte "Sell in May an go away" zu testen.

Denn wann endet der Anstieg? Die wirtschaftlichen Aussichten drehen schon, die Zinsen können wohl kaum noch sinken, die Krisen nehmen zu. Jetzt müsste man sagen: "Ich bin ja kein Crash-Prophet, aber...." doch das wäre noch zu früh. Denn noch vor einigen Jahren hätte eine solche Konstellation einen großen Crash ausgelöst. Heute aber arbeiten alle Marktteilnehmer Hand in Hand daran, es nicht soweit kommen zu lassen. Es gibt einfach niemanden, der den Crash will.

Obwohl: vor die Wahl gestellt, aus dem Amt gejagt zu werden oder die eigenen Leute angesichts einer (Börsen)-Krise hinter sich zu versammeln, könnte der ein oder andere Machthaber schon auf die Idee kommen, den Crash auszulösen. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: Mikael Damkier / Shutterstock.com