Fremdwährungsanleihen gehören in ein solides Depot
Nur selten finden sich Fremdwährungsanleihen in Depots von Privatanlegern. Dabei ist eine Diversifizierung über Währungen unerlässlich. Eine umfassende Recherche ist unerlässlich.
Alles in Allem ist der Euro wahrscheinlich wirklich eine Erfolgsgeschichte. Über fast einen gesamten Kontinent lässt sich mit einer Währung bezahlen. Aber der Euro ist auch eine "weiche" Währung. Da die Maastricht-Kriterien in Bezug auf Staatsverschuldungsobergrenzen mehr und mehr als Orientierungswert gesehen werden, fehlt die Haushaltsdisziplin in vielen Ländern, um aus dem Euro eine Art D-Mark 2.0. zu machen.
Die Inflation hat sich gerade in den vergangenen Jahren massiv durch die EU-Volkswirtschaft gegraben und auch das Vertrauen in die Europäische Zentralbank erschüttert. Daher sollten Anleger und Anlegerinnen auch Fremdwährungen bei Anleihen berücksichtigen. In Ländern wie den USA bieten sich dabei attraktive Zins-Chancen, gibt es dort für Anleger doch Zinsen von mehr als fünf Prozent für Investment-Grade-Rating. Dafür sind die Entwicklungschancen des US-Dollars gegenüber dem Euro wohl begrenzt. Zu groß ist auch in den USA das Haushaltsloch, welches durch Staatsschulden finanziert wird. Andere Währungen bieten dagegen eine gute Substanz. Kanada und Australien sind zwei wahre Wirtschaftswunderländer, die sich weltweit nicht nur aufgrund des Rohstoffreichtums einer guten Solidität erfreuen. Rohstoffreich ist auch Norwegen, weswegen die norwegische Krone oft mit dem Ölpreis korreliert. Dies dürfte aber von den Marktteilnehmern als Anachronismus empfunden werden, denn Norwegen ist mit seinem staatlichen Ölreservefonds einer der weltweit größten Aktienanleger. Mehr als 1.600 Milliarden Euro ist der Fonds schwer und bietet damit auch der norwegischen Krone eine vertrauensvolle Substanz. Die Renditen von Staatsanleihen liegen etwas über dem Niveau deutscher Investmentgrade-Anleihen, das heißt über drei Prozent, aber die norwegische Krone hat auch das Potential gegenüber dem Euro perspektivisch aufzuwerten.
Dann gibt es auch noch Währungen mit hohen Verzinsungen, die durchaus einen Blick wert sein können und einem Depot einen Renditeschwung verschaffen können. Mexiko profitiert enorm von der nordamerikanischen Freihandelszone, zudem hat die amtierende Regierung die Verschuldung in Zaum gehalten. Die Verzinsung liegt oberhalb von neun Prozent, was wohl auch eine Risikoprämie für eine schwer einzuschätzende Währung enthält. Auch Brasilien entwickelt sich von einem notorisch defizitären Entwicklungsland zu einem Nettoexporteur mit einer zunehmend stabilen Währung. In Europa ist auch Tschechien mit der tschechischen Krone einen Blick wert. Tschechien könnte ohne Weiteres dem Euro beitreten, da alle Voraussetzungen für einen Währungsbeitritt erfüllt wären. Dies hilft auch der Währung in den Augen der Anleger als stabil wahrgenommen zu werden.
Gold und Bitcoin gelten vielen Anlegern auch als "Fremdwährungen". Beide haben aber keine Verzinsung vorzuweisen. Gold hat eine sehr lange Erfolgsgeschichte vorzuweisen, wenn es darum geht Anlegern Kaufkraft zu erhalten. Grundsätzlich hätte Bitcoin auch die Voraussetzungen hierfür, allerdings muss das Vertrauen vieler Anlegerschichten in die Kryptowelt erst noch entstehen. Daher wird Letztere mit hohen Schwankungen bestehen bleiben, können sich doch vor allem Spekulanten für den Bitcoin und die vielfachen Alternativen begeistern. Wenn nun die Inflation, wie es sich in dem wichtigen Produktionsland China andeutet, weiter deutlich zurückgeht und in vielen Währungsräumen wieder positive Realrenditen, d.h. ein positiver Zinssatz nach Abzug der Inflation, zu erzielen sind, dürfte dies für die besprochenen Alternativwährungen zumindest kurzzeitig negativ sein. Eine laufende Verzinsung ist aktuell ein starkes Trumpf.
von Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen in Starnberg
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