Eigenleben im DAX oder nur Fake News?
Von den Belastungen aus den USA scheinbar unberührt, legt der deutsche Aktienmarkt zurzeit ein gewisses Eigenleben an den Tag.
Der Dow Jones tendiert nach unten - der DAX nach oben. Das gibt es selten. In der zweiten Jahreshälfte 2017 hinkte der DAX seinem amerikanischen Pendant sogar deutlich hinterher. Offensichtlich haben aber einige internationale Investoren ihre Gelder nach Europa umgeleitet. Wenn das nicht zum Bumerang wird, denn auch wenn sich die Europäer bei Trump von einer Schonfrist zur nächsten im Thema Handelsstreit retten, erwartet niemand ernsthaft, dass Trumps Unruhezustand zum Stillstand kommt. Zumindest kurzfristig profitiert die USA aber erheblich von dem neuen Politikstil: Sogar das US-Handelsdefizit im März schrumpfte nun um stolze 15 Prozent bzw. neun Mrd. US-Dollar. Doch selbst die Börsianer sind mittlerweile in das Skeptiker-Lager gewechselt. Viele Ankündigungen und Drohungen haben sich dann doch zu sehr als Luftnummer herausgestellt. Entsprechend wankelmütig geben sich mittlerweile die Aktienkurse in den USA. Ein wirklicher Trend liegt nicht mehr vor. Denn die Realität liegt woanders: in steigenden Zinsen. Der Zinserhöhungsfahrplan der amerikanischen Zentralbank FED gibt den Ton an. Im April hat die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe erstmals seit fast fünf Jahren wieder die Drei-Prozent-Marke übersprungen. Die Notenbankzinsen liegen eigentlich sehr viel niedriger, aber Psychologie treibt den Markt. Das birgt Gefahr für den Aktienmarkt, denn Anleihen werden damit wieder attraktiver im Verhältnis zum schwankenden Aktienmarkt. Die "Goldilocks"-Zeiten der letzten Monate - eine Phase optimaler Balance zwischen hoher Beschäftigung und wenig Inflationsdruck - endet womöglich bald. Schon jetzt wird unter amerikanischen Notenbankern diskutiert, der Inflationsrate mehr Spielraum nach oben zu lassen. Das würde den Zinsdruck längerfristig eher noch erhöhen. Druck gibt es auch aus dem Technologiesektor: Der Daten-Skandal bei Facebook hat dazu beigetragen, dass Anleger ihr Vertrauen in Technologiewerte hinterfragen. Im Fokus stehen hier vor allem Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell auf der Verwendung von Nutzerdaten stützen, wie zum Beispiel Google. Auch bei Unternehmen, bei denen die auf Hoffnungswerten beruhende Marktkapitalisierung im unwuchtigen Verhältnis zu den tatsächlichen Unternehmenskennzahlen stehen, werden die Aktionäre vorsichtiger. Der Elektroauto-Hersteller Tesla ist so ein Kandidat. Absurderweise hat sich der Unternehmenschef Elon Musk sogar noch erdreistet, sein Unternehmen als Aprilscherz für pleite zu erklären. Die allgemeine Aufmerksamkeit war ihm sicher, aber hier trifft Vision auf Wahnsinn.
von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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