Die Jahresendrallye fällt aus - und die Frühjahrsrallye gleich mit
2017 war ein ereignisreiches Jahr an den Finanzmärkten. Und wer sich auf der Zunge zergehen lässt, was geschah und wie die Börse darauf reagierte, kann eigentlich nur skeptisch sein. Das Rückschlagspotential ist jedenfalls deutlich größer als die ungebremste Fortsetzung der Hausse.
Es scheint als könnten weder Raketentests in Nordkorea noch das erratische Agieren des Präsidenten Trump, nicht die Sicherheitslage im Nahen Osten oder auch ausbleibende Gewinne bei Unternehmen die Menschen davon abhalten, Geld in den Aktienmarkt zu stecken. Und nicht nur dorthin: 2017 wurde ein Gemälde für mehr als 450 Millionen US-Dollar verkauft, der Bitcoin stieg um 1.000 Prozent und die weltweite Börsenkapitalisierung kletterte rasant und zwar um rund 15 Billionen US-Dollar auf jetzt rund 85 Billionen US-Dollar. Eine Blase? Die Investoren scheinen zu kaufen, was zu haben ist. So konnte Argentinien eine 100jährige Anleihe verkaufen, obwohl das Land ein schlechter Zahler ist. Und ein Verlust-Unternehmen wie Tesla wurde seine Anleihen los, obwohl es nur fünf Prozent Kupon bot - und bislang schon vier Milliarden Cash verbrannt hat.
Der US-Index Dow Jones legte seit dem Amtsantritt Trumps gut 40 Prozent zu - in Erwartung, dass auch die Gewinne der US-Unternehmen steigen würden. Seither haben 95 Prozent der US-Unternehmen ihre Gewinnerwartungen aber nicht erhöht oder sogar revidiert - die Kurse preisen also Fake-Gewinne á la Trump ein. Hier wird, statt auf fundamentale Daten zu schauen und daraus eine Bewertung abzuleiten, munter drauflos gekauft.
Dabei ist es interessant, dass ja fast alle Investoren einer Meinung zu sein scheinen. Die Volatilität des Index S&P 500 fiel auf ein 50-Jahres-Tief, die Volatilität bei US-Staatsanleihen immerhin auf ein 30-Jahres-Tief. Kaum Schwankungen also, weil sich alle einig sind. Wenn sich aber die Investoren so einig sind, war das in der Vergangenheit regelmäßig ein schlechtes Zeichen.
Das bedeutet nicht, dass es zu einem gewaltigen Absturz an den Märkten kommen muss. Die Kräfte, die den Markt stützen sind noch stark, vor allem durch die Politik der Notenbanken. Billiges Geld ermöglicht erst die Anstiege, die wir sehen - verhindert aber auch die Abstürze. Auf der anderen Seite ist aber auch nicht mehr viel Luft nach oben. Bis zum Jahresende wird eher Skepsis herrschen. Und wenn im kommenden Frühjahr die Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt haben, wird auch sichtbar, dass von fundamentaler Seite keine Unterstützung kommt. Jahresendrallye wie Frühjahrsrallye fallen also aus.
Die Notenbanken wollen sich langsam aus dem Markt schleichen, die gut laufende Konjunktur könnte die richtige Begründung liefern, um die Zinsen früher oder stärker zu erhöhen als erwartet. Und genau eine solche Zinserhöhung könnte der Auslöser für eine Korrektur sein.
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