Die Generationenrente - ein Wertpapiersparplan für die Zukunft
"Die Rente ist sicher", Dieser Satz ist untrennbar mit Norbert Blüm, dem ehemaligen Arbeits- und Sozialminister in der Ära Kohl verbunden. Sicher ist heute, dass die gesetzliche Rente bei den meisten nicht für einen sorgenfreien Ruhestand reicht. Private Vorsorge ist unumgänglich und damit kann man eigentlich nicht früh genug anfangen.
Leider haben wir in Deutschland immer noch das Problem, dass sich viele dieser Thematik zwar bewusst sind, es aber entweder verdrängen, finanziell nicht in der Lage sind, oder aber halbherzig angehen, da sie vor allen um Aktien nach wie vor weiten großen Bogen machen. Das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Plattform für Geldanlage WeltSparen, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov durchführte, sprechen für sich: Mehr als die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) sorgt nicht für das Alter vor. Fast jeder zweite Mann (47 Prozent) bildet für das Alter Rücklagen, bei den Frauen sind es nur vier von zehn.
Eine staatliche Starthilfe für den langfristigen Aufbau eines Wertpapierdepots ist daher auf den ersten Blick keine schlechte Idee. Aktuell ist die Generationenrente zwar nur ein Vorschlag im Wahlprogramm der CDU, der noch viele Fragen offenlässt, eine Betrachtung, was die Umsetzung für den Einzelnen bedeuten würde ist aber auf jeden Fall lohnenswert. Angedacht ist, für jedes Neugeborene bis zu Vollendung des 18 Lebensjahres 100 Euro im Monat in Wertpapieren anzusparen. Würde man hiermit im Januar 2022 beginnen, addieren sich die Zahlungen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres zum Jahresende 2039 auf insgesamt 21.600 Euro.
Diese Summe wird nicht reichen die zukünftige Rentenlücke zu füllen. Doch einmal angenommen, die Ansparbeträge wurden nicht in festverzinslichen Wertpapieren, sondern in Aktien angelegt, was in Anbetracht des niedrigen Zinsumfeldes und der langen Laufzeit nicht nur vertretbar, sondern auch sinnvoll wäre, ergäbe sich bei einer durchschnittlichen Rendite von drei Prozent jährlich ein Kapital von rund 28.000 Euro und bei einer Rendite von 6 % sogar rund 37.000 Euro.
Unrealistisch ist dies nicht. Historisch betrachtet weist der MSCI World Index eine durchschnittliche Rendite von 7,7 Prozent jährlich aus. Weiter angenommen, das nun volljährige Kind ist ab 2040 willens und auch wirtschaftlich in der Lage den Sparplan bis zum unterstellten Renteneintrittsalter von 67 Jahren, also bis Ende 2088 fortzuführen, ergibt sich ein ganz anderes Bild.
Bei einer durchschnittlichen Rendite von drei Prozent könnte sich der Sparer über ein Endkapital von rund 250.000 freuen. Die optimistischere Annahme von durchschnittlich sechs Prozent jährlich ergibt bereits ein Endkapital von 972.000 Euro.
Nimmt man jetzt noch an, dass der Sparer zum Ausgleich der Inflation die Sparrate ab 2040 jährlich nur um 10 Euro anhebt, ergibt sich bei einer wir vor angenommenen jährlichen Rendite ein Endkapital von satten 1,45 Mio. Euro. Die Betrachtung ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt, da sie weder Kosten, noch Steuern berücksichtigt. Auf der anderen Seite zeigt sie, welche Ergebnisse langfristiges und regelmäßiges Sparen, auch mit überschaubaren Beträgen ermöglicht.
Auch das Argument, dass die Börse keine Einbahnstraße ist, ist berechtigt. Studien belegen aber, dass langfristiger Vermögensaufbau mit Aktien auch dann erfolgreich ist, wenn das Timing nicht optimal ist und man die ein oder andere Schwächephase durchläuft.
Ob die kreative Idee einer kapitalgedeckten Generationenrente tatsächlich in die Tat umgesetzt oder in Anbetracht der Corona bedingten Steuerausfälle und Schuldenaufnahme schnellsten wieder im Mülleimer verschwindet, bleibt abzuwarten. Denn durchschnittlich 780.000 Neugeborene im Jahr würden den Haushalt mit anfänglich 1 Mrd., ansteigend auf rund 17 Mrd. belasten.
Mit oder ohne politischer Initiativen, besser wird die Vorsorge im Alter ohne eigenes Zutun nicht werden. Die Deutschen sind nach wie vor Aktienmuffel, auch wenn sich der Anteil der Aktionäre in den letzten Jahren auf immerhin 17,5 Prozent gesteigert hat. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland immer noch weit zurück. Unsere niederländischen Nachbarn sind da weit mutiger und führen mit 30 Prozent Aktionären das Feld noch vor den Japanern (28 Prozent) und Amerikanern (25 Prozent) an. Auf steigende Zinsen hoffen wird auch in naher Zukunft zu anhaltender Enttäuschung führen. Der EZB ist sehr bewusst, dass sie trotz aufkommender Inflation nicht massiv an der Zinsschraube drehen kann, weil dies einige unserer hoch verschuldeten europäischen Nachbarn nicht verkraften würden.
Mit ETF- Aktiensparplänen ist mittlerweile einfach und vor allem kostengünstig ein breit diversifiziertes Depot aufzubauen. Es müssen ja nicht gleich 100 Euro im Monat sein. Wie heißt es so schön: "Kleinvieh macht auch Mist".
von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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