Vermögensverwalter-Kolumne

Die Entzauberung der "Börsengurus"

24.02.22 09:09 Uhr

Die Entzauberung der "Börsengurus" | finanzen.net

Dirk Müller, Frank Thelen und Max Otte sind der breiten Öffentlichkeit bekannt als Finanzprofis und Börsengurus. Kennzeichen von Ihnen sind markige Sprüche, Dauerpräsens in den Medien und Vorträge auf zahlreichen Großveranstaltungen.

Sie gelten als Experten, die immer wissen wie Privatanleger ihr Erspartes sinnvoll anlegen und mehren. Nie um eine Empfehlung verlegen, immer kritisch gegenüber Banken und professionellen Vermögensverwaltern. Jeder der 3 Genannten hat seinen eigene Fonds aufgelegt, teilweise mit beträchtlichen Volumen, um es Anlegern zu ermöglichen an seiner Expertise zu profitieren. Nachdem die letzten Monate anspruchsvoll und schwierig an den Kapitalmärkten waren, ist ein guter Zeitpunkt zu prüfen, inwieweit die "Versprechungen" der Börsengurus in gute Ergebnisse münden.

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Das Ergebnis ist, um es vorwegzunehmen, schwach bis erschütternd. Beginnen wir mit dem "Crash-Propheten" Max Otte. Sein Max Otte Multiple Opportunity Fonds hat in drei Jahren eine Wertsteigerung von 26 Prozent erreicht. Dies ist im Sektorvergleich noch ordentlich. Die Ein-Jahresperformance liegt bei minus 1,45 Prozent und das Minus seit dem 1. Januar bei 4,20 Prozent. Das zeigt auch er kann sich der allgemeinen Marktentwicklung nur schwer entziehen.

Der Frank Thelen Fonds (10xDNA), erst am 1.September 2021 gestartet, weist große Verluste auf. Seit dem Start rund minus 25 Prozent, seit Jahresbeginn ein Minus von minus 14,90 Prozent. Auch wenn der Betrachtungszeitpunkt kurz ist, sind dies niederschmetternde Ergebnisse. Auch die Einzelengagements sind für einen "Technologieexperten" ernüchternd. So ist Palantir, eine der größten Positionen seit September um grauenhafte 61 Prozent gefallen. Der Verweis auf langfristige Investitionen in disruptive Geschäftsmodelle, immer wieder gerne vorgebracht, um schlechte Ergebnisse zu erklären sind dabei auch wenig hilfreich für Personen, die den Fonds gekauft haben.

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Der "Hit" im negativen Sinne ist jedoch Mr. Dax, Dirk Müller. Anleger, die in seinem Fonds investiert haben müssen in jedem Zeitraum Verluste hinnehmen. Seit Januar 2022 minus 1,65 Prozent, im Ein-Jahresvergleich minus 2,34 Prozent und im Drei-Jahreszeitraum minus 11,34 Prozent. Diese Verluste sind mittlerweile durch nichts zu erklären, sondern zeugen von einer gänzlich falschen Anlagepolitik.

Auch ein Blick in die USA zeigt ein ähnliches Bild. Cathie Wood, die Ikone der Tech-Investoren mit ihrem ARK Innovationfonds ist nach einer kurzen Phase der Überperformance wieder auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet. 26 Prozent negative Wertentwicklung seit Jahressanfang, minus 55 Prozent Performance in den letzten zwölf Monaten, aber wenigstens ein Zuwachs von rund 50 Prozent über den Drei-Jahrszeitraum. Dieser entspricht weitgehend der Performance des MSCI-World Index, der jedoch deutlich weniger volatil ist.

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Was können Anleger daraus für Schlüsse ziehen? Fernsehen und Show sind etwas anderes als sinnvolle Vermögensanlage. Geldanlage ist die die Fähigkeit ein Stück die Zukunft zu antizipieren, ein gutes Verständnis für die Werthaltigkeit eines Unternehmens zu entwickeln und darüber hinaus ein "langweiliges" Handwerk. Harte Arbeit, wie fundamentale und technische Analyse, Risikomanagement und Bescheidenheit in seiner eigenen Einschätzung sind weniger glamourös als Fernsehauftritte. Sie sind für Erfolg aber notwendiger.

Anleger sollten Auftritte der "entzauberten Börsengurus" durchaus besuchen. Sie sind unterhaltsam, kurzweilig, im besten Fall ein wenig lehrreich. Ihre Geldanlage jedoch sollten Sie durch ein Gespräch mit einem professionellen Berater oder Vermögenverwalter auf eine gute Basis stellen. Dies ist vielleicht weniger unterhaltsam und anstrengender, aber wahrscheinlich deutlich ertragreicher.

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von Uwe Wiesner, Vermögensverwalter der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.