Die Börse ist noch längst nicht auf den Hund gekommen
Wie Hund und Herrchen beim Spaziergang verhielten sich Börse und Realwirtschaft zueinander, erklärte Finanzlegende ...
... André Kostolany einst in einem seiner typischen, bildhaften Vergleiche. Mal laufe die Börse der Wirtschaft voraus, mal laufe sie wie der Hund dem Herrchen hinterher.
DAX-Rallye überraschte Anleger
Doch wer läuft derzeit wem voraus? Immerhin steigen die Aktienkurse weltweit nun schon seit Mitte Dezember. Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat seit dem Tief vom vergangenen September gut 40 Prozent zugelegt; nur noch knapp 15 Prozent fehlen dem Index der deutschen Börsenschwergewichte bis zu seinem Allzeithoch von Mitte 2007. Die Dynamik dieser Aufwärtsbewegung hat viele überrascht. Der Großteil der privaten Anleger hat der Entwicklung staunend zugesehen – und das eigene Geld weiter auf gering verzinsten Konten geparkt. Nun überlegen sie, ob es vielleicht schon zu spät ist noch einzusteigen. Um diese Frage zu klären, lohnt ein Blick auf realwirtschaftliche Entwicklung: Trotz großer Verwerfungen ist die Weltwirtschaft in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt real um vier Prozent pro Jahr gewachsen. Die Unternehmensgewinne haben unter Schwankungen noch viel stärker zu gelegt. Die Aktienkurse vieler solider Gesellschaften sind in diesem Zeitraum jedoch per Saldo nicht oder nur gering gestiegen.
Frühindikatoren sprechen für Aktien
Die Entwicklung der Frühindikatoren, wie zum Beispiel der Ifo-Geschäftsklimaindex oder der ZEW-Index, sprechen dafür, dass sich der Wachstumszyklus fortsetzt. Beide Indizes haben im vergangenen Herbst in Richtung mehr Optimismus gedreht. In der Vergangenheit folgten auf solch eine Trendwende in der Regel mindestens zwei gute Aktienjahre.
Für den Aktienkauf sprechen weitere Gründe, allen voran der Mangel an attraktiven Alternativen. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis von deutschen Anleihen bei rund 50 – und damit fast viermal so hoch wie das von Aktien. Zudem ist viel Geld im Markt, das angelegt werden will. Und mit dem April steht uns der statistisch beste Börsenmonat gerade bevor. Die beginnende Hauptversammlungs-Saison – mit folgender Dividendenausschüttung – könnte zusätzlich Anreize bieten.
Südeuropa bietet Chancen
Dividendenwerte, die vom weltweit steigenden Konsum profitieren, und wachsende Volkswirtschaften, deren Börsen niedrig bewertet sind, findet man noch in ausreichender Zahl. Vor allem die südeuropäischen Aktienmärkte erscheinen mkir analytisch billig zu sein. Aber auch der DAX hat das Zeug, in den kommenden zwei Jahren neue Allzeithochs zu markieren.
Das Tempo auf dem Weg dahin dürfte jedoch abnehmen, und Anleger müssen mit zwischenzeitlichen Rücksetzern rechnen. Aber die Börse wird nicht so bald auf den Hund kommen, sprich: der Realwirtschaft zu weit vorauslaufen.
Einen Tipp gegen eventuell aufkommendes Nervenflattern hatte Altmeister Kostolany übrigens auch parat: Einfach nicht zu häufig auf die Börsenkurse schauen.
Von Gottfried Urban, Vorstand der Neue Vermögen AG, Traunstein
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