Der Mensch will wieder verreisen - Reisebranche feiert neue Rekorde
Der weltgrößte Reisekonzern TUI meldet sich mit Rekordergebnissen zurück.
Die Corona Pandemie hatte den Branchenprimus fast in die Insolvenz getrieben und der Konzern konnte nur mittels staatlicher Hilfen überleben. Vor gut einem Jahr konnte der Reiseanbieter die Staatshilfen von bis zu 4,3 Mrd. Euro jedoch vollständig zurückzahlen, nachdem die Aktionäre einer riesigen Kapitalerhöhung zustimmten. Diese Kapitalerhöhung brachte rund 1,8 Mrd. Euro ein, verlief jedoch eher schleppend und trieb die Aktie zunächst auf ein Zehnjahrestief bei rund 5,63 Euro.
TUI war dabei keine Ausnahme, denn die gesamte Reisebrache profitierte während der Krise von Staatshilfen. So erhielt auch die Lufthansa rund 9 Mrd. Euro Staatshilfen, konnte diese aber bereits Ende 2021 komplett zurückzahlen. Inzwischen blickt die Tourismuswirtschaft trotz Inflation und geopolitischer Risiken zuversichtlich nach vorn. Der Deutsche Reiseberband (DRV) rechnet mit einem deutlichen Umsatzwachstum für das Jahr 2024, nachdem die Deutschen bereits 2023 eine Rekordsumme von 79 Mrd. Euro für Reisen ausgegeben haben.
Für die Sommersaison 2024 läge das Umsatzplus bei 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit wird das Umsatzniveau 2024 und 2025 bei über 2 Billionen US-Dollar liegen. Das Wachstum wird jedoch auch durch die höhere Inflation getrieben, denn die Zahl der Reisenden liegt weiterhin unter dem Vorpandemieniveau. Dementsprechend besteht unseres Erachtens noch weiteres Wachstumspotenzial, wenn sich die Preissituation wieder entspannt und die Menschen wieder mehr Urlaube buchen.
Der Internationale Tourismusverband erwartet bis Ende 2024 die vollständige Erholung auf das Vorkrisenniveau bei den Gästezahlen, 2023 lag der Wert mit 1,3 Milliarden Gästen noch bei 88 Prozent des Wertes vor der Pandemie. In diesem Jahr dürfte auch der Sporttourismus profitieren. Die Olympiade in Paris und die Fußball-EM in Deutschland dürften eine große Zahl von internationalen Reisenden anlocken.
TUI erwartet für das Geschäftsjahr bis Ende September 2024 eine Umsatzsteigerung von mindestens zehn Prozent auf 22,8 Mrd. Euro und eine Steigerung beim operativen Gewinn von mindestens 25 Prozent auf über 1,2 Mrd. Euro. Zum ersten Halbjahr stieg der Umsatz um 15,2 Prozent und das operative Ergebnis um mehr als 50 Prozent, so dass einem neuen Rekordergebnis nicht viel im Wege stehen dürfte. Das gilt aktuell nicht für die Aktie, die bei rund 6,50 Euro notiert und mit einem Gewinn je Aktie von 1,03 Euro (Quelle: Bloomberg) historisch billig ist.
Der US-Konzern booking.com berichtete zuletzt ebenfalls neue Rekordergebnisse. Der Konzern erreichte 2023 einen Umsatz von 21,4 Mrd. US-Dollar und einen Nettogewinn von 4,3 Mrd. US-Dollar. Hinsichtlich der Marktkapitalisierung wird Booking Holdings Inc. mit dem sechs-fachen des Umsatzes für 2024 bewertet und kostet damit rund 129 Mrd. US-Dollar, während der TUI Konzern lediglich mit 3,7 Mrd. US-Dollar bewertet wird, also ein Viertel des Jahresumsatzes. Vielleicht fehlt einigen Investoren noch das Vertrauen auf eine bessere Zukunft für den deutschen Reisekonzern. Ob die Rückkehr an die Frankfurter Börse und die Aufnahme in dem MDAX im Juni daran etwas ändern wird? Wir finden die Aktie interessant und sind über die Oberbanscheidt Fonds bei der TUI AG investiert.
von Marc Gabriel, CIIA®, CEFA®, CESGA® Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung
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