Der Juni macht alles wieder wett
Die Aktienmärkte wollen partout nach oben. Die Zwischenkorrektur im Mai ist fast schon wieder aufgeholt. So kann es gerne weitergehen.
Der große Knall bei der Europawahl ist ausgeblieben. Wie überall in Europa verlieren die etablierten Parteien zwar weiter an Zuspruch, aber die EU-Skeptiker und Rechtspopulisten sind angesichts starker Gewinne bei Liberalen und Grünen nicht wirklich die großen Gewinner. Dass ausgerechnet die Briten einer extra für die Europawahl gegründeten BREXIT-Partei ins Europaparlament verhelfen, kann man nur mit einem Kopfschütteln nach dem Motto "Nichts gelernt" zur Kenntnis nehmen. Die Insel verrennt sich sowieso immer mehr ins politische Chaos. Ins Chaos gestürzt ist auch die österreichische Regierung mit der Ibiza-Affäre. Und so sind immer mehr europäische Staaten - inklusive Deutschland - mit eigenen, internen politischen Problemen beschäftigt.
Die Finanzmärkte sehen über das Klein/Klein in Europa hinweg. Aktien sind zurzeit einfach stark. Genau einen Monat haben die Märkte korrigiert. Wer da meinte, jetzt käme der Anfang vom Ende der Rallye seit Jahresanfang, wird gerade wieder eines Besseren belehrt.
Im Mai häuften sich noch die schlechten Nachrichten und die Kurse nahmen zeitweise richtig Fahrt auf gen Süden. Viele Down-Gaps (das heißt der Markt eröffnet mit einer Kurslücke unter dem Vortages-Schlusskurs) machten die bösen Überraschungen aus den internationalen Wirtschaftsnachrichten und die Besorgnisse der Marktteilnehmer mehr als deutlich.
Doch seit Anfang Juni schnellen die Kurse V-förmig wieder nach oben. Mal abgesehen davon, dass zumindest zeitweise eine gewisse Ruhe in der Big-Boss-Twitter-Pipeline eingetreten ist, lag dies vor allem daran, dass die amerikanische Notenbank nun ziemlich deutlich Zinssenkungspotential signalisierte. Prompt preiste der Markt die gute Nachricht ein und geht überschwänglicher Weise nun davon aus, dass sogar schon in Kürze eine erste Zinssenkung folgt.
Die Zinsfutures sind daraufhin deutlich gefallen - nicht nur in USA, sondern auch in Europa: die hiesige zehnjährige Bundesanleihe erreichte mit minus 0,259 Prozent einen neuen Negativrekord. Somit zahlen Neueinsteiger in deutsche Bundesanleihen auf alle Fälle drauf - egal ob Sie dem Staat für ein bis zwei Jahre oder bis zu zehn Jahre Geld geben. Draghi und die EZB haben ein Zinssenkungsprogramm frei Haus aus den USA erhalten.
Spannend wird es nochmals gegen Ende des Monats, denn dann steht der G20-Gipfel in Osaka an. Zeitweise schien es nur noch Formsache, dass es dann nun endlich zu einer Einigung im Handelskonflikt zwischen USA und China käme. Die Finanzmärkte setzen nach wie vor darauf. Trump dürfte geneigt sein, auf internationaler Bühne positive Imagebilder zu erzeugen. Das Nonplusultra wäre natürlich ein Handshake mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Aber Trump bleibt wie immer unberechenbar bis zum Schluss: "Wir werden einen großen Deal haben oder gar keinen".
von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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