Dauer-Krise als Medienereignis
Die Medien berichten gerne über Krisen – und heizen sie damit gleichzeitig an. Das ist auch derzeit ein Problem.
Von Uwe Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln
Ende 2008 telefonierte ich mit einem Freund in Shanghai. „Wie wirkt sich die Krise bei Euch aus?“ „Gar nicht, hier merken wir nichts, Business as usual!“ „Wieso denn das?“ „Hier ist es verboten, in den Medien über die Finanzkrise zu berichten, das würde die Leute nur nervös machen“, war seine Antwort.
Anders hierzulande: In Deutschland zeigte ein Nachrichtensender 2008 anonym einen Menschen, der in einem Bunker Lebensmittel und Haushaltswaren für den nächsten Weltkrieg gelagert hatte. Warum? Weil der Zahlungsverkehr unter den Banken zum Erliegen kommen würde – und dann kann Aldi keine Ware mehr bezahlen und hat folglich auch nichts mehr in den Läden. Ist doch klar! Warum lässt sich der Sender auf so etwas ein?
Medien überbieten sich mit Krisenszenarien
Unklar ist, warum die Medien sich permanent mit ihrer Berichterstattung über das mögliche Chaos und den kommenden Weltuntergang überbieten müssen und damit das Risiko einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung eingehen. Es ist unverantwortlich, wie die Medien in Europa, speziell in Deutschland, mit der Angst und Sensationsgier der Menschen spielen. Der Deutsche hortet tonnenweise Gold, aus Angst, wir bekommen Nachkriegsverhältnisse. Dies könnte aber wirklich nur durch einen Krieg passieren.
Meines Erachtens sind wir davon weit entfernt. Oder glaubt wirklich jemand an Krieg in Europa? Wenn nicht, sollten sich die Goldbesitzer damit anfreunden, dass sie ihrem Wunschtraum „Ich kann immerhin mein Brot und die Wurst mit Goldspänen bezahlen“ nicht näher kommen werden. Manchmal schleicht sich das Gefühl ein, dass die Goldbesitzer geradezu darauf warten, dass ein Krieg ausbricht, damit sie allen zeigen können, dass sie es immer schon gewusst haben, dass alles den Bach runter geht.
Problemfall US-Verschuldung
Das größte Problem ist sicherlich die Verschuldung der USA. Dagegen sind die PIGS fast ein Witz. Es gibt nur eine Chance, die US-Wirtschaft zu sanieren und die Schulden abzubauen – schwacher Dollar und Inflation. Vielleicht lässt sich die Inflation eindämmen, aber der Dollar muss fallen. Es ist die einzige Möglichkeit, Importe uninteressant zu machen und Exporte und Binnenwirtschaft zu fördern.
Es wird also in den nächsten Jahren nicht langweilig werden, aber Krieg zwischen den Industrienationen wird es wohl nicht geben. Ohnehin führt man heute Kriege mit anderen Mitteln. Früher hat man rohstoffreiche Länder überfallen und ausgebeutet. Heute leiht man einfach Geld etwa an afrikanische Staaten. Man weiß, dass sie die Schulden nicht zurückzahlen können und bekommt somit Zugriff auf Rohstoffe. Kein Krieg, weniger Kosten, keine Toten – das gleiche Ergebnis.
Hinterm Stacheldrahtzaun
Zuletzt habe ich eine Bekannte besucht, die wiederum von einer Bekannten erzählte, die nur noch in Agrarland investiert, Solarenergie und Windräder hat – natürlich auf dem eigenen Grundstück weit weg von jeder Zivilisation. Grundstück und Gebäude sind selbstverständlich gesichert. Und sie hat sich schon Schusswaffen zugelegt um sich gegen den plündernden Mob zu verteidigen. Bezahlt wird zukünftig mit Gold, der Rest ist ja nichts mehr wert. Hoffentlich gibt es bald über so eine Familie einen Bericht im Fernsehen – dann lohnt sich spätestens der Wiedereinstieg in den Markt.
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