Vermögensverwalter-Kolumne

CHINA: Schwere Turbulenzen im Reich der Mitte

18.09.15 12:30 Uhr

CHINA: Schwere Turbulenzen im Reich der Mitte | finanzen.net

Nach einem märchenhaften Anstieg des für Ausländer schwer zugänglichen A-Share-Aktienmarktes in Shenzen um über 100 Prozent, erfolgte nach einigen Maßnahmen der Chinesischen Notenbank (People’s Bank of China) in weniger als einem Monat ein massiver Kurseinbruch von 40 Prozent zu den Höchstständen Anfang Juni.

Von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

Zusammen mit schlechteren Wirtschaftsdaten, welche die Wachstumsmöglichkeiten eher niedriger als die erhofften sieben Prozent erscheinen lassen und mit massiv gefallenen Rohstoffpreisen mischt sich ein Börsen-Cocktail zusammen, der aufgrund der Bedeutung Chinas weit in die Welt hinaus strahlt.

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Doch wie sieht die Sache auf den zweiten Blick aus? Ein gerne zitiertes Maß, um die Wirtschaftsleistung eines Landes zu schätzen, sind sogenannte Einkaufsmanagerindizes, wie der IFO-Geschäftsklima-Index in Deutschland. Hier werden Einkäufer von Firmen befragt und ihre Meinung zur gegenwärtigen Geschäftslage und ihre Erwartungen für die kommenden Monate eingeholt.

In China gibt es zwei solcher Indizes. Der eine wird von offizieller Regierungsseite erhoben und bezieht seine Daten vor allem von großen Unternehmen, während der andere von einer privaten Bank und einem auf Statistiken spezialisierten Privatunternehmen erhoben wird, die auch mittlere und kleine Betriebe in ihre Umfrage einbeziehen. Seit einiger Zeit schrammt der offizielle Index an der Grenze entlang, die Wachstum von einer Schrumpfung der Wirtschaft trennt. Der »private« dagegen signalisiert schon seit einigen Monaten eine leichte Schrumpfung der chinesischen Volkswirtschaft. Der vorsichtige Kaufmann mag daher eher dem privaten Index Glauben schenken.

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Da China weltweit nach wie vor circa die Hälfte der wichtigen Industriemetalle abnimmt, setzt eine Wachstumsschwäche unweigerlich die Preise einiger Rohstoffe unter Druck. Fallende Rohstoffpreise werden umgekehrt gerne als Frühindikator für eine Wachstumsschwäche betrachtet.

Auf dieses toxische Gemisch von schwächeren Indikatoren und Rohstoffpreisen stieß nun auch noch das Platzen einer Spekulationsblase im inländischen Aktienmarkt Chinas, das mit staatlichen Eingriffen (z.B. Aussetzen von Aktiennotierungen) und massiven Verlusten bei Kleinanlegern einhergeht. Bis zum 70-fachen dessen, was ein Unternehmen verdient, waren chinesische Lemminge bereit zu bezahlen, teilweise sogar auf Pump. Der Crash setzte daher eine Abwärtsspirale in Gang, an deren Ende auch die Banken und Broker, die die Kredite gewährt hatten, unter Druck geraten oder in die Pleite gegangen wären. Daher schritt der Staat ein, um ein geregeltes Ablassen der Blase zu gewährleisten und Bankenturbulenzen zu vermeiden.

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China schwächelt, aber sitzt nach wie vor komfortabel im Sattel. Der wirtschaftliche Einkaufmanagerindex bewegt sich schon seit drei Jahren seitwärts; trotzdem ist China in all diesen Jahren mit Wachstumsraten von siebenProzent jährlich gewachsen. Die Wirtschaft wächst also weiter, nur etwas langsamer.

Der inländische Aktienmarkt war massiv überbewertet und eine Korrektur mehr als fällig. Die für Ausländer relevanten »reiferen« Aktienmärkte in Hongkong und Schanghai haben an dieser auf Pump finanzierten Rallye aus Shenzen in weit geringerem Maße teilgenommen, verhielten sich also »normal«. Hier gab es keine ungewöhnliche Übertreibung und hier gibt es auch keinen ausgeprägten Wirtschafts-Pessimismus oder Angst vor einer Rezession.

Dennoch bleibt China im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Es geht aber nicht wirklich um die Frage, ob die chinesische Wirtschaft 0,20 Prozent mehr oder weniger wächst, sondern ob es zu Spill-over-Effekten auf andere Emerging-Markets kommt und inwieweit sich die psychologisch motivierten Sorgen der Marktteilnehmer weiter aufschaukeln.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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