Bereit für eine Erholungs-Rallye
Das erste Halbjahr hat Kapitalanleger viel abverlangt. Weltweit verloren die Aktienindices rund 20 Prozent, US-Aktien, für deutsche Anleger, nur gemindert durch einen steigenden Dollar. Die Rentenmärkte verzeichnenden sowohl in Europa als auch in den USA historische Verluste. Diese waren in einem Halbjahr in den letzten 100 Jahren nie größer.
Die Verluste der Kryptowährungen waren ebenfalls historisch groß und auch Rohstoffe, mit Ausnahme von Öl, zeichneten sich nach zwischenzeitlichen Gewinnen mit Rückgängen von über 20 Prozent gegenüber den Höchstständen aus.
Nun liegen die Stimmungsfaktoren auf Tiefstniveau, die Mahnungen vor Zinssteigerungen steigen ins Unermessliche und der Krieg in der Ukraine trägt ein weiteres Stichwort - Gas-Stopp - dazu bei, die Unsicherheit zu steigern. So negativ die Situation, so aussichtsreich stehen die Chancen auf eine (Zwischen)-Erholung. Ausschlaggebend dafür ist eine Vielzahl von Daten die hoffnungsvoll stimmen. Diese sind:
- Aktien sind diesseits und jenseits des Atlantiks mittlerweile preiswert. In Europa werden Unternehmen durchschnittlich nur noch mit dem ca. elffachen Gewinn bezahlt. US-Unternehmen weisen aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 aus. Auch sind die Befürchtungen vor schlechten Quartalsergebnissen ausgeprägt.
- Die Stimmungsfaktoren, wie zum Beispiel der Fear and Gear -Index, zeigen ein Maß an Angst, der nahelegt, dass alle Anleger, die verkaufen wollten, verkauft haben. Es ist "Angst" im Markt. Nun ist ein guter Zeitpunkt antizyklisch zu investieren.
- Die "Zinspanik" hat ebenfalls einen Höhepunkt erreicht. Bei Betrachten der Zinsdiskussionen in USA fällt auf, dass Marktteilnehmer im Januar 2022 mit null Basispunkten Steigerung rechneten, im mit März 50 Basispunkte, im Juni mit 75 Basispunkte und im Juli nun mit 100 Basispunkte rechnen. Somit sollten alle Risiken eingepreist sein und nur eine positive Überraschung möglich werden.
- Europa geht von einem Komplettausfall der russischen Gaslieferung noch im Sommer aus. Eine Entspannung und weitere Lieferungen von Gas wären ebenfalls eine positive Überraschung. In diesem Fall würden gerade deutsche Unternehmen profitieren.
Für große, strategische Investoren, wie zum Beispiel Staatsfonds, bietet die aktuelle Situation eine sehr lukrative Chance sich preiswert an führenden Unternehmen zu beteiligen. Dies gilt insbesondere für Investoren aus der Middle-East Region, da sie sowohl auf der Einnahmeseite von den hohen Ölpreisen als auch auf beim Kauf europäischer Aktien durch den sehr schwachen Euro profitieren könnten.
Wo können Anleger aktuell aussichtsreich investieren: In marktbreite ETF wie zum Beispiel B. den IShare Euro STOXX 50 (WKN 593395), in aktive Fonds, die Branchenthemen abdecken, wie z.B. das HealthCare-Segment (Bellevue HealthCare Strategy, WKN A2ASDP) oder auch in einzelne Aktien. Dabei erscheinen insbesondere Titel aus den Branchen Technologie und Nahrung aktuell besonders attraktiv. Auch die massiv abgewerteten deutschen Autokonzerne und Chemiekonzerne könnten für eine positive Überraschung (strategische Investoren nutzen die billigen Kurse) gut sein.
Gibt es Risiken, die eine Erholung verzögern könnten? In erster Linie eine nochmalige Verschärfung der bekannten Themen Krieg, Lieferkettenprobleme in China oder eine neue gefährliche Corona Variante. Darüber hinaus fehlt markttechnisch, noch ein Puzzleteil, ein kompletter heftiger Ausverkauf am Markt. Das wäre dann jedoch das endgültige "Klingeln" zum Einstieg. Da an der Börse aber nicht geklingelt wird, sollten Anleger die jetzigen Kurse nutzen.
von Uwe Wiesner, Vermögensverwalter der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin
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