Banken: Ausgebremst durch Regulierer
Eigentlich wollten die Banken beim Thema Kryptoassets schnell sein. Manch durchaus traditionsbewusstes deutsches Institut stellte bereits einen Antrag, Kryptoassets verwahren zu dürfen, gerade erst wieder die sparkasseneigene Dekabank. Doch die regulatorischen Hürden scheinen hoch: noch hat keine Bank, aber bereits fünf Fintechs die Lizenz dafür erhalten.
Fintechs gelten als schneller, sie konzentrieren sich auf ein Geschäft, greifen die Finanzinstitute mit niedrigeren Preisen und oder besserer Leistung an. Letztlich sorgen sie dafür, dass die Finanzindustrie effizienter wird, weil sie manch einen Spieler zwingen, liebgewonnene Margen und wohligen Speck abzugeben. Manche Bank schnappt sich dann einen der jungen Wilden und nutzt Knowhow und Kundenorientierung für sich.
In aller Regel war es aber doch so, dass die Fintechs im Hintergrund immer eine Bank brauchten, die eine Lizenz für die Bereiche aufweist, die das Fintech nicht selbst betreiben kann oder will. Bei der Verwahrung von Kryptoassets ist das erstmals anders: Hier hat sich die Traditionsbank Hauck & Aufhäuser das Startup kapilendo einverleibt. Wohl wissend, dass diese bereits die Lizenz zur Verwahrung von Kryptoassets aufweisen und so der Bank den Zugang zu einem regulierten Geschäft ermöglicht.
Alles gut in einer neuen Welt also? Vielleicht nicht ganz. Denn bei aller Liebe zu den Fintechs, die die Banken zum Abspecken zwingen: Es handelt sich doch oft um junge Häuser mit wenig Erfahrung und wenig finanzieller Stabilität. Oft mit dem Kapital von Venture-Capitalist finanziert, sollen sie vor allem eines: erst schnell wachsen, dann teuer an die Börse. Was danach damit geschieht, ist den Investoren dann nicht mehr so wichtig. Vielleicht wäre es aus Verbrauchersicht gar nicht so schlecht, wenn auch die ein oder andere bestehende, ältere, reifere Bank eine solche Lizenz bekäme.
Interessanter aber noch ist, dass sich die Banken überhaupt um diese Lizenzen bewerben. Es scheint doch vielen klar zu sein, dass hierhin durchaus ein nennenswerter Teil des Geschäfts abwandern könnte. Denn klar ist: hier geht es nicht nur um die Verwahrung von Kryptowährungen, Coins und Token. Es geht um den Finanzmarkt der Zukunft und wer welchen Anteil daran bekommt. Bereits heute ist es möglich, bestimmte Wertpapiere rein auf der Blockchain zu begeben. Manch einer der bislang mitarbeitenden Mittler fällt weg, es wird einfacher und günstiger. Perspektivisch werden auch Aktienemissionen in großem Stil auf die Blockchain wandern - und hier wollen sich die Banken ihren Anteil sichern.
Der Umbau der Finanzindustrie hat also begonnen, er scheint so interessant, dass alle daran teilhaben wollen. Die Krypto- und Blockchain-Technologien werden einen immer größeren Teil der Finanzindustrie bestimmen. Für Anleger kann das vor allem besseren Zugang und geringere Kosten bedeuten.
von Uwe Zimmer, Geschäftsführer z-invest GmbH, Köln
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