Ausblick 2024 - die Party feiern, aber nah am Ausgang tanzen
Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu. Es sollte ein ganz schwieriges Jahr für Kapitalanleger werden, hieß es zum Jahresbeginn. Die massiven Zinserhöhungen werden den Unternehmen große Knüppel zwischen die Beine werfen, da bei den deutlich erhöhten Kosten für Fremdkapital die Profitabilität leiden wird.
von Heiko Löschen Vermögensverwalter der GSP asset management GmbH in Münster
Trotz der Zinserhöhungen, trotz der Rezession in Deutschland, trotz der kriegerischen Handlungen in der Ukraine und Israel, trotz immer noch gestörter Lieferketten und einer sich politisch neu sortierenden Weltordnung sind viele Aktienmärkte enorm gestiegen. Die Gründe sind vielfältig.
Investitionen in künstliche Intelligenz können scheinbar nur erfolgreich sein und jede Aktiengesellschaft, die in diesem Bereich anzusiedeln ist, erfährt verstärktes Interesse und deren Aktien werden gekauft. Die großen Technologieunternehmen aus den USA scheinen unfehlbar zu sein und auch an ihnen scheint kein Weg vorbeizugehen.
Die Fähigkeit vieler Marktteilnehmer, durch die aktuelle Situation sprichwörtlich "hindurch und in die Zukunft zu sehen" hat bereits in diesem Jahr die in 2024 erwarteten Zinssenkungen antizipiert und gerade im letzten Quartal für deutlich steigende Aktienkurse gesorgt. Wer in 2023 zu vorsichtig positioniert war, wurde nicht belohnt.
Chancen für Aktienanleger in 2024
Zinssenkungen sind gut für Aktienmärkte. Wenn die Inflationsrate im Gleichschritt sinkt und sich auf einem moderaten Niveau stabilisiert, so haben wir die perfekte Mischung für ein gutes Aktienjahr. Grundsätzlich steht die Ampel für die Anlageklasse Aktien auf grün. Auch hohe Bewertungen bei den Technologieriesen sind gerechtfertigt, so lange die Unternehmensgewinne konstant sprudeln.
Volkswirtschaftlich sollte dieses Szenario durch das Ende der Rezession in Deutschland mit einem leichten Wirtschaftswachstum und einem Vermeiden der Rezession in den USA mit einem ebenso moderaten, geringen Wirtschaftswachstum untermauert werden. Der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft wird in 2024 zunehmend die pazifische Region sein.
Verzinsliche Anlagen - die Comeback-Story
Die positive Kehrseite der Inflationsbekämpfung durch die Notenbanken liegt in den gestiegenen Zinsen für verzinsliche Anlagen. Sowohl Tagesgelder, als auch klassische verzinsliche Anleihen werfen wieder einen ordentlichen Ertrag ab. Bei einer gesunkenen Inflationsrate sind endlich wieder reale Renditen erzielbar. Investitionen mit guter Qualität der Schuldner über verschiedene Laufzeiten bieten gute Renditechancen durch den laufenden Zins, sowohl Kurssteigerungspotenzial in einem voraussichtlich vor uns liegenden Umfeld von Zinssenkungen. Nach vielen Jahren der Tristesse ist diese Anlageklasse wieder da und komplettiert die Auswahlmöglichkeiten für Kapitalanleger.
Die Gefahren für Kapitalanleger 2024
Sollte die US-Wirtschaft wider Erwarten doch in die Rezession abgleiten, ändern sich die Vorzeichen signifikant. Dies würde die aktuell positive Stimmung deutlich eintrüben.
Ebenso würde ein wieder deutlich steigender Ölpreis inflationär wirken und die Chance für schnelle und deutliche Zinssenkungen massiv schmälern. Dieses Szenario könnte für die Aktienmärkte einen großen Dämpfer bedeuten. Sollten die Zinssenkungen später kommen oder geringer als aktuell erhofft ausfallen, so wäre dies nicht gut fürs Aktienklima.
Darüber hinaus ist das Jahr 2024 ein Superwahljahr. In Taiwan wird im Januar, in Europa im Juni und in den USA im November gewählt. Jede dieser Wahlen birgt Chancen und Risiken für die Kapitalmärkte in sich. Die Welt sortiert sich in vielerlei Hinsicht (Politik, Handelsströme, Abhängigkeiten, Allianzen, etc.) neu. Es ist noch nicht ausgemacht, was, wann, wie und mit welcher Geschwindigkeit geschehen wird. Klar ist, es wird nicht so, wie es in den vergangenen vierzig Jahren war.
Zu hoffen bleibt, dass sich viele der bestehenden Unsicherheitsfaktoren in Luft auflösen und friedliche Lösungen in der Ukraine, in Israel und rund um den Taiwan Konflikt ergeben und aktiv angestrebt werden. In erster Linie aus humanitären Gründen. Aber aus wirtschaftlichen ebenso, denn Börsen sind wie ein scheues Reh. Sie mögen keine Unsicherheiten und reagieren bei Gefahr stets sprunghaft und nervös.
Anleger sollten bei der aktuell stattfindenden Party aktiv mitfeiern, dabei stets Herr ihrer Sinne sein und nah am Ausgang tanzen. Aktuell sind die Aussichten für 2024 sehr positiv, doch empfehle ich in jeder Anlageklasse wachsam zu sein. Wenn sich Vorzeichen ändern, Hoffnungen verpuffen oder neue Unsicherheitsfaktoren auftreten, dann gilt es schnell zu reagieren.
Also: Butter bei die Fische!
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