Vermögensverwalter-Kolumne

Ausblick 2019: Niedrige Erwartungen angeraten

14.01.19 13:10 Uhr

Ausblick 2019: Niedrige Erwartungen angeraten | finanzen.net

Nach der griechischen Mythologie wurde Sisyphus für sein Fehlverhalten dadurch bestraft, dass er einen Felsbrocken den Berg hinaufbefördern musste. Dieser rollte jeweils kurz vor dem Gipfel wieder hinab, sodass Sisyphus auf ewig in einem wiederkehrenden Kreislauf unnützer Tätigkeit gefangen war.

Im Jahr 2018 konnten Marktteilnehmer zumindest ansatzweise nachempfinden, wie sich dieses Auf- und Ab anfühlte: Jeder Erholungsphase folgte ein Rücksetzer, gefolgt von der nächsten Erholungsphase und dem nächsten Rücksetzer.

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Als Investoren lernen wir aus der Vergangenheit, aber vor allem schauen wir in die Zukunft. Die Frage, die uns derzeit beschäftigt: Ist die erhöhte Volatilität «nur» die Rückkehr zur Normalität oder handelt es sich bei den Abschlägen am Markt um den Beginn des Platzens der dritten Finanzmarktblase des 21. Jahrhunderts? Anders formuliert geht es um die Frage, ob die Märkte und Unternehmen nach der Korrektur in 2018 fair bewertet sind oder ob das Preisniveau weiterhin zu hoch ist. Vieles hängt von der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer ab. Unsere Gedanken hierzu wurden von den nicht lange zurückliegenden Feiertagen geprägt.

Das Silvestersyndrom

Wer kennt ihn nicht - den «Druck» aus dem Silvesterabend etwas ganz Besonderes zu machen? Doch die überhöhten Erwartungen gepaart mit abenteuerlichen Preisen für höchstens durchschnittlichen Service führen oftmals zu einem enttäuschenden Abend. Die aus dem Silvestersyndrom resultierende Formel lautet:

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Erwartungen  Realität  Enttäuschungspotential

Dies ist mitunter auch der Grund, warum Überraschungsparties eine gute Idee sind - es gibt keine hohen Erwartungen die zu übertreffen wären. Auf die Kapitalmärkte übertragen lässt sich die Silvestersyndrom Formel im derzeitigen Marktumfeld als guter Kompass nutzen: Überall, wo die Erwartungen immer noch über der Realität stehen, gibt es Enttäuschungspotential. Sollte sich Geschichte wiederholen und auch die Gewinnmargen eine Korrektur durchlaufen, dann besteht für den breiten Markt immer noch Enttäuschungspotential.

Nach dem Kater

Nach der heftigen Korrektur zu Jahresende 2018 erwachten die Marktteilnehmer 2019 zu einem Katerfrühstück. Zunächst mit Kopfweh anhand der Apple Zahlen, dann mit Hoffnung auf ein besseres 2019 aufgrund der sich abzeichnenden Entspannung im US-China Handelskonflikt. Wir trauen dem «Frieden» noch nicht ganz und raten dazu, von Anlagen Abstand zu nehmen die weiterhin hohe Erwartungen zu erfüllen haben. Es erscheint uns ratsamer auf jene Anlagen zu fokussieren, die keine oder nur noch niedrige Erwartungen zu erfüllen haben.

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von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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